Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
Vom Netzwerk:
Welt« (später in den Verschollenen Geschichten gibt es einen Hinweis auf »das dunkle und feine Reich von Vaitya, das alles umgibt«, S. 295). In der nächsten Phase der kosmologischen Mythologie (in den 30er Jahren vollständig und klar dokumentiert und illustriert in einem Werk, betitelt Ambarkanta, die Gestalt der Welt) ist die ganze Welt von Vaiya umschlossen, ein Wort, das ›Falte‹, ›Decke‹, ›Hülle‹ bedeutet; Vaiya ist eher »ein Meer unter der Erde« (was mit der Beschreibung der Wasser von Vai als sehr »dünnflüssig« übereinstimmt; kein Boot kann darauf fahren, kein Fisch darin schwimmen, sondern nur der verzauberte Fisch Ulmos und sein Wagen können sie durchqueren); und in Vaiya unter der Erde wohnt Ulmo. Folglich ist Vaiya zum Teil aus Vaitya und zum Teil aus Vai entwickelt worden.
    Da nun im frühesten Wörterverzeichnis der Quenya-Sprache (siehe im Anhang das Namensverzeichnis) sowohl Vaitya (»die äußerste Luftschicht außerhalb der Welt«) als auch Vai (»der äußere Ozean«) von einer Wurzel vaya-, ›umhüllen‹, abgeleitet werden, und da ferner in der vorliegenden Erzählung von Vaitya gesagt wird, sie »umhülle die Welt«, könnte man denken, dass Vaitya-Vai schon inder frühen Kosmologie eine zusammenhängende umhüllende Substanz war und dass die spätere Kosmologie in diesem Punkt nur deutlich machte, was in den Verschollenen Geschichten vorhanden war, aber unausgesprochen blieb. Doch es gibt in den frühen Schriften mit Sicherheit keinen eindeutigen Beleg für diese Vermutung; und bei einem erneuten Blick auf die Karte scheint sie unhaltbar. Denn Vai ist offensichtlich nicht mit Vaitya verbunden; und wenn das Auftauchen von Vilna am unteren Bildrand so aufzufassen ist, als ob die Erde und der Ozean, in und auf dem sie schwimmt, sich innerhalb der drei Lüfte befunden hätten, deren innerste (Vilna) wir unterhalb von Erde und Vai wiedererscheinen sehen, dann wird die Vermutung, Vaitya-Vai hingen zusammen, noch nachdrücklicher widerlegt.
    Es bleibt die verwirrende Frage der Wiedergabe der Welt als ein Schiff. An einer einzigen Stelle findet sich ein Hinweis darauf, dass mein Vater sich die Welt in dieser Weise vorgestellt haben könnte: Die oben zitierte Passage, in der Ulmo zu den Valar über Vai spricht, endet: »O Valar, ihr kennt nicht alle Wunder, und viele geheimnisvolle Dinge gibt es unter dem dunklen Kiel der Erde, wo ich die mächtigen Hallen Ulmonan mein Eigen nenne, von denen ihr noch nie geträumt habt.«
    Doch in der Zeichnung liegt Ulmonan nicht unter dem Kiel des Schiffes, sondern im Schiffsrumpf; und ich neige zu der Ansicht, dass Ulmos Worte »unter dem dunklen Kiel der Erde« sich auf die Gestalt der Erde selbst beziehen, die eindeutig schiffsförmig ist. Außerdem scheint es mir nach eingehender Prüfung der Originalzeichnung wahrscheinlich, dass der Mast, das Segel und der geschwungene Bug später hinzugefügt wurden. Kann es nicht sein, dass der Umriss von Erde und Vai, als er sie gezeichnet hatte, ihn – da sie wie ein Schiffsrumpf aussahen – dazu veranlassten, Mast, Segel und Bug hinzuzufügen, nur aus einer Laune heraus und ohne tiefere Bedeutung? Das erscheint ebenso gewöhnlich wie unwahrscheinlich, aber ich habe keine andere Erklärung anzubieten. 23
    (3) Die Leuchten (S. 123f.)
    In diesem Teil der Erzählung unterscheidet sich die Geschichte deutlich von den späteren Fassungen. Hier gibt es weder den Wohnsitz der Valar auf der Insel Almaren nach der Anfertigung der Leuchten (Das Silmarillion, S. 44) und natürlich ebensowenig die Rückkehr Melkos von »außerhalb« – denn hier verlässt Melko die Welt nicht, nachdem er sie betreten hat, sondern hat vielmehr die Säulen der Leuchten selbst angefertigt. In dieser Geschichte wird seine arglistige Bereitschaft zur Zusammenarbeit akzeptiert (sogar was die Benennung der Säulen betrifft), obgleich einige ihm misstrauen; wogegen in der späteren Geschichte seine Feindseligkeit und Bösartigkeit den Valar bekannt werden, obgleich sie von seiner Rückkehr nach Arda und dem Bau Utumnos erst erfuhren, als es zu spät war. In der vorliegenden Erzählung offenbart Melkos Verhalten eine Durchtriebenheit und niederträchtige Arglist, die nicht erhalten bleiben konnten (doch die Geschichte von der betrügerischen Anfertigung der Säulen aus Eis hat sich bis in die Fassungen der 30er Jahre gehalten).
    Später wurden auch die Leuchten benannt (schließlich, nachdem allerlei andere Formen erdacht und

Weitere Kostenlose Bücher