Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Ralphs Arbeitgeber ist …?«
»Okay. Ich schätze, ich habe Mist gebaut.«
»Noch hat das Blatt die Story nicht ausgeschlachtet, Jerry. Aber Sie können davon ausgehen, dass Ihr Kumpel gern wissen würde, warum wir daran interessiert sind.«
»Ich habe ihm gesagt, es wäre falscher Alarm.«
»Na, sicher haben Sie das! Und deswegen wollten Sie auch mit der Tochter sprechen, nicht wahr?« Sie schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. »Ebenso gut hätten Sie ihm erzählen können, wir würden etwas vertuschen, was damals passiert ist!«
Jerry bemühte sich darum, den Eindruck eines Menschen zu erwecken, der ganz unverschuldet in eine Zwickmühle geraten war. »Er hat mich angerufen, nicht ich ihn.«
»Was macht das für einen Unterschied?«
»Na schön.«
»Rühren Sie diese Sache nicht noch einmal an, Jerry! Haben Sie mich verstanden? Sollte noch etwas bekannt werden, wenden Sie sich an mich! Ich kümmere mich darum.«
Sich rauszuhalten war möglicherweise gar nicht so einfach. An diesem Nachmittag erhielt Jerry einen Anruf von einer Frau, die sich als Cary Blankenship zu erkennen gab. Cary war in den Achtzigern, wirkte aber immer noch energiegeladen. Sie saß vor einem eingetopften Baum. »Ich habe früher für die NASA gearbeitet«, berichtete sie. »Ich war Technikerin und habe nur Routineaufgaben gehabt. Aber ich erinnere mich an etwas, das mir immer sonderbar vorgekommen ist.«
»Aha, und was war das, Cary?«
»Kurz vor den Mondflügen, vor den Apollo-Missionen also, war da noch ein anderes Projekt, das Cassandra-Projekt. Keine Ahnung, worum es dabei ging. Das war ein großes Geheimnis. Wirklich streng geheim.«
»Haben Sie je einen Anhaltspunkt dafür gefunden, was dahintergesteckt haben könnte?«
»Nein. Eigentlich hätten wir nicht einmal wissen dürfen, dass Cassandra überhaupt existierte.«
»Und warum ist das so seltsam?«
»Weil wir normalerweise keine Geheimprojekte bearbeitet haben. Ich meine, klar, da war die ganze Ausrüstung. Vieles davon war tatsächlich geheim. Aber Missionen? So etwas ist einfach nie vorgekommen. Was bei uns los war, war mehr oder weniger öffentlich. Ein Teil der Technologie war geheim. Aber ein ganzes Projekt, über das niemand reden wollte und durfte, das war was Neues. Naja, vielleicht nicht ganz neu, aber zumindest ziemlich ungewöhnlich. Später, als wir an der Stationierung von Spionagesatelliten mitgearbeitet haben, hat sich das geändert. Aber 1969 hat es so etwas eigentlich nicht gegeben.«
»Cassandra war also eine Mission?«
»Ich kann es nicht beschwören, aber nach meinem Eindruck war es eine.«
Jerry führte eine Suche durch, fand aber keine Hinweise auf ein NASA-Projekt namens Cassandra. Er beschloss, dass diese Information bedeutungslos wäre, und widmete sich wieder seiner Arbeit. Da erhielt er einen Anruf von Brian Colson, dem Gastgeber der Brian Colson Show. »Jerry«, sagte der, »wie geht es Ihnen?«
Ein kalter Schauer lief Jerry über den Rücken. Das konnte nichts Gutes bedeuten. »Gut, Brian. Was kann ich für Sie tun?«
Colson war groß und wirkte einschüchternd. In seiner Show ging es laut eigener Ankündigung um Nachrichten und Stellungnahmen. Tatsächlich aber bestand sie vorwiegend aus Colsons Attacken gegen Politiker, die er nicht leiden konnte, und sogar gegen solche, die er leiden konnte oder von denen er es zumindest behauptete. Schwer zu sagen, warum jemand in dieser Show auftrat. Aber Jerry nahm an, dass Leute, die sich gegen Colson behaupten konnten, jede Menge Punkte bei den Parteibonzen und sogar bei den Wählern gutmachen konnten. Und natürlich trat man in der Show auf, wenn man ein Buch verkaufen wollte. »Jerry, wir haben heute Abend einen Ihrer Freunde hier bei uns.« Colson legte eine Pause ein, um Jerry Gelegenheit zu geben, den Namen selbst zu nennen.
Jerry unterdrückte den Impuls. »So, wen denn, Brian?«
»Ralph D’Angelo. Das mit Aaron Walkers Tagebuch ist eine interessante Geschichte.«
Jerry wurde heiß und kalt. »Ich sehe da keine Geschichte, Brian.«
»Denken Sie, Walker hat sich das nur ausgedacht? War vielleicht betrunken oder so?«
»Wovon sprechen Sie?«
»Ach, Jerry, hören Sie auf! Soll ich Ihnen die Zeile vorlesen?«
»Keine Ahnung, Brian. Vielleicht hat Walker einen Witz gerissen. Oder er hat getan, was wir alle tun, und sich etwas ausgemalt, von dem er sich gewünscht hat, es wäre passiert.«
»Meinetwegen. Wollen Sie heute Abend in die Show kommen und das
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