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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sein, Barry. Das Raumfahrtprogramm unseres Landes löst sich nicht einfach in Luft auf. Ja, momentan gilt es, magere Zeiten durchzustehen. Aber damit geht es uns wie jedem anderen auch. Dieses Land wird sein Raumfahrtprogramm nicht einfach aufgeben. So weit wird es nicht kommen.«
    Er nickte einem jungen Mann zur Rechten zu. Noch ein neues Gesicht. »Mark Lyman«, stellte der sich vor. »Von The Nation. Jerry, wo denken Sie, werden wir in der Raumforschung in zwanzig Jahren stehen? Besteht eine Chance, dass wir noch einmal zum Mond fliegen?« Lyman sah aus, als hätte er gerade erst das College abgeschlossen. Ein hagerer, näselnder Junge mit wirrem Haar, dessen Tonfall vage anklagend klang.
    »Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit«, erwiderte Jerry. »Und niemand von uns ist besonders gut darin, in die Zukunft zu blicken. Aber so viel kann ich Ihnen sagen: Sollte Präsident Cunningham eine Rückkehr zum Mond wünschen, so können wir ihm diesen Wunsch erfüllen. Die einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft, die finanziellen Mittel dafür bereitzustellen.«
    »Vermutlich wäre das zu leisten«, meinte Lyman, »wenn wir uns einfach aus dem nächsten Krieg heraushielten.«
    Es folgte eine kampferprobte Frau in mittleren Jahren auf der linken Seite. »Tonya Brant«, stellte sie sich vor. Eine Kolumnistin, die vorwiegend für ihre unerbittlichen Angriffe gegen die Regierung und die Politiker des rechten Flügels bekannt war. »Jerry, der Präsident war vor wenigen Tagen hier. Wie hat er reagiert, als Sie ihn nach dem Myshko-Flug gefragt haben?«
    »Tonya«, antwortete er, »dieses Thema habe ich dem Präsidenten gegenüber gar nicht zur Sprache gebracht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es verrückt ist. Irrsinnig.«
    »Und er selbst hat es auch nicht erwähnt?«
    »Es gehört nicht zu seinen Gepflogenheiten, derartige Fragen mit mir zu besprechen.«
    »Aber wenn wilde Geschichten kursieren, in denen widerstreitende Überlegungen darüber angestellt werden, ob die Regierung über etwas die Wahrheit sagt oder nicht, dann müsste er doch interessiert sein. Ich meine, er muss doch gefragt haben, ob jemand hier eine Ahnung hat, wo diese Geschichte hergekommen ist. Wäre ich der Präsident – nicht, dass je jemand für mich stimmen würde! -, würde ich mir ein möglichst genaues Bild davon machen wollen, was da los ist.«
    »Dabei, Tonya, hätte ich ihm doch gar nicht helfen können! Die ganze Geschichte ist nur ein haltloses Gerücht. Ich nehme an, der Präsident war nicht daran interessiert, seine Zeit damit zu verschwenden.«
    »Okay.« Jerry versuchte, sich jemandem anderen zuzuwenden, aber Tonya war noch nicht bereit, aufzugeben. »Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen, ganz offen: Soweit Sie wissen, ist die ganze Geschichte völlig aus der Luft gegriffen, weshalb es auch keinen Grund zu der Vermutung gibt, die Regierung würde etwas verheimlichen. Habe ich recht?«
    »Ja«, bestätigte Jerry, »absolut.«
    Das Mittagessen ließ Jerry nur selten ausfallen. Aber ihm war der Appetit vergangen, also kehrte er zurück in sein Büro.
    Barbara lächelte ihm zu, als er eintrat. »Gute Arbeit, Jerry«, lobte sie. »Ich staune immer wieder, wie Sie es schaffen, diese Presseleute im Zaum zu halten. Ihr Vorgänger hat da schneller klein beigegeben.«
    »Ich glaube, Sie haben da einen sehr gnädigen Blick, was mich angeht, Barb. Trotzdem danke.«
    »Sie hatten einige Anrufe.« Sie reichte ihm zwei Notizzettel. Er warf einen Blick darauf. Es waren Interview-Anfragen von örtlichen Fernsehsendern. So etwas kam häufig vor. »Soll ich sie einplanen?«, fragte Barbara.
    »Sicher«, erwiderte er. »Aber geben Sie mir ein paar Tage Zeit.«
    Eine warme Brise strich zum Fenster herein. Jerry besaß ein Eckbüro mit Blick auf das Vehicle Assembly Building und Startplatz 39A. Schwer zu glauben, dass er je davon geträumt hatte, er würde gern Astronaut sein. Eine Atlas durch die Wolken fliegen. Heute bereitete ihm schon die Vorstellung, er säße in einer davon, Unbehagen, während die Atlas noch auf dem Startplatz stand. Er schloss das Fenster und schaltete die Klimaanlage ein.
    Dann setzte er sich vor seinen Monitor und rief die Mondbilder von Mandy auf. Es waren zwei Datenpakete. Das eine enthielt die Fotos, die er ihr geschickt hatte. Das zweite zeigte ihm, wie die Oberfläche zu den angegebenen Zeitpunkten hätte aussehen müssen. Jeder Datensatz umfasste etwa siebzig Fotos.
    Für Jerry sah ein Abschnitt des Monds aus wie der andere.

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