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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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haben.«
    »Ich glaube einfach nicht, daß Sie es getan haben.«
    »Ich würde meinem schlimmsten Feind keine Beweismittel unterjubeln. Wenn ich das täte, würde ich mich selbst kaputt machen.«
    Chastain rutschte auf seinem Stuhl herum. Ein kaum merkliches Lächeln verzog seine Lippen, es entging Bosch trotzdem nicht.
    »Chastain, wir sind schon zweimal gegeneinander angetreten, und Sie haben beide Male verloren«, sagte Bosch. »Sie werden sicher nicht wieder verlieren wollen, oder? Also steigen Sie nicht in den Ring.«
    »Bosch, der Chief hat mich gebeten, hier dabei zu sein, und ich hab das getan. Es ist seine Entscheidung, aber ich glaube, Sie und Ihre Geschichte, die Sie sich aus den Fingern gesaugt haben, sind oberfaul. Ich stimme den Kollegen vom Bund zu. Wenn es meine Entscheidung wäre, würden Sie hier nicht mit Ihrer Dienstmarke rausgehen.«
    »Aber es ist nicht Ihre Entscheidung, nicht wahr?« sagte Irving.
    Als Bosch nach Hause kam, trug er eine Tragetasche mit Lebensmitteln zur Tür und klopfte an, aber niemand öffnete. Er hob die Matte mit dem Fuß an und fand den Schlüssel, den er Eleanor gegeben hatte. Ein Gefühl von Traurigkeit überkam ihn, als er sich bückte und ihn aufhob. Sie war nicht da.
    Er ging hinein und roch wieder den starken Geruch frischer Farbe, was ihn verwunderte. Es war schon vier Tage her, seitdem er gestrichen hatte. Er ging direkt in die Küche und packte die Lebensmittel weg. Als er fertig war, nahm er sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und lehnte sich gegen einen Küchenschrank. Er trank langsam, um lange etwas davon zu haben. Der Farbgeruch erinnerte ihn daran, daß er jetzt viel Zeit haben würde, um alle Arbeiten im Haus zu erledigen. Für den Moment war seine Arbeitszeit strikt auf die Bürostunden begrenzt.
    Er dachte wieder an Eleanor und entschied sich nachzusehen, ob sie eine Nachricht für ihn hinterlassen hatte oder ob ihr Koffer im Schlafzimmer war. Aber er kam nur bis zum Wohnzimmer, wo er stehenblieb und auf die Wand starrte, die er halb vollendet gelassen hatte, als er Sonntagabend zum Tatort gerufen wurde. Die Wand war jetzt vollständig gestrichen. Bosch stand lange davor, als würde er ein Meisterwerk in einem Museum betrachten. Schließlich trat er auf die Wand zu und berührte sie. Die Farbe war frisch aber trocken. Wahrscheinlich erst vor ein paar Stunden aufgetragen. Ein Lächeln breitete sich über seinem ganzen Gesicht aus. Ein Sonnenstrahl brach durch die grauen Wolken seines Gemüts. Er fühlte sich glücklich. Er brauchte nicht mehr nach ihrem Koffer zu sehen. Die angestrichene Wand war ein gutes Zeichen, eine Nachricht von ihr. Sie würde zurückkommen.
    Eine Stunde später hatte er seine Reisetasche und den Rest ihrer Habseligkeiten aus dem Kofferraum geholt und stand auf der dunklen Veranda. Er hielt eine neue Bierflasche in der Hand und betrachtete die Lichtschlange, die sich unten auf dem Hollywood Freeway entlangzog. Er wußte nicht, wie lange sie schon im Türrahmen gestanden und ihn beobachtet hatte. Als er sich umdrehte, stand sie einfach da.
    »Eleanor.«
    »Harry … Ich dachte, du würdest erst später kommen.«
    »Das dachte ich auch. Aber hier bin ich.«
    Er lächelte. Er wollte zu ihr gehen und sie berühren, aber eine innere Stimme riet ihm, vorsichtig zu sein und nichts zu übereilen.
    »Danke, daß du die Wand zu Ende gestrichen hast.«
    Er deutete mit der Bierflasche zum Wohnzimmer.
    »Nichts zu danken. Ich male gern. Es entspannt mich.«
    »Ja, mich auch.«
    Sie sahen sich einen Moment an.
    »Ich habe das Poster gesehen«, sagte sie. »Es macht sich gut an der Stelle.«
    Bosch hatte ihren Druck von Hoppers Nighthawks aus dem Kofferraum geholt und an die frisch gestrichene Wand gehängt. Er hatte gewußt, ihre Reaktion würde viel darüber aussagen, wo ihre Beziehung stand und wie sie sich entwickeln würde.
    »Gut.« Er nickte und versuchte nicht zu lächeln.
    »Was ist mit dem passiert, das ich dir geschickt habe?«
    »Das Erdbeben«, antwortete er.
    Sie nickte.
    »Wo kommst du her?«
    »Ach, ich bin los und hab mir einen Wagen gemietet. Bis ich weiß, was ich machen werde. Ich habe meinen in Vegas gelassen.«
    »Wir könnten hinfliegen und ihn dann zurückfahren. Einfach hin und gleich wieder zurück, ohne uns lange aufzuhalten.«
    Sie nickte.
    »Ach ja, ich habe auch eine Flasche Rotwein. Willst du etwas? Oder noch ein Bier?«
    »Ich trinke was du trinkst.«
    »Ich werde ein Glas Wein trinken. Bist du sicher, du

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