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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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auszuwischen, warum hat er dann all sein Geld in ihr Schließfach getan?«
    »Vielleicht hat er sie benutzt, vielleicht hat er sie aber auch geliebt. Wir werden es nie wissen. Vielleicht war es Zufall, daß er an dem Tag getötet wurde. Er könnte das Geld ins andere Schließfach getan haben, weil er das Finanzamt am Arsch hatte. Vielleicht hat er befürchtet, daß sie von seinem Fach erfahren und es beschlagnahmen könnten. Es gibt viele Möglichkeiten, aber wir werden es nie wissen. Alle sind tot.«
    »Außer das Mädchen.«
    Edgar bremste hart und fuhr an den Straßenrand. Zufälligerweise befanden sie sich gegenüber vom Dolly’s.
    »Würde mir vielleicht jemand sagen, was zum Teufel los ist«, verlangte er. »Ich tu euch einen Gefallen und halte den Wagen kühl, während ihr auf ein Schwätzchen hineingeht, und dann laßt ihr mich total im dunklen. Also zum Teufel, worüber redet ihr?«
    Er schaute Bosch im Rückspiegel an.
    »Fahr los, Jed. Kiz wird es dir erzählen, wenn wir beim Flamingo sind.«
    Sie fuhren in die Auffahrt vor dem Hilton Flamingo, und Bosch trennte sich dort von ihnen. Er eilte durch das fußballfeldgroße Casino, vorbei an den einarmigen Banditen, bis er den Pokerraum erreichte, wo Eleanor auf ihn warten wollte. Sie hatten sie morgens am Flamingo abgesetzt, nachdem sie ihnen die Bank gezeigt hatte, in die sie einmal Tony Aliso mit Gretchen Alexander hatte hineingehen sehen.
    Im Pokerraum befanden sich nur fünf Spieltische. Bosch überflog schnell die Gesichter der Spieler, konnte jedoch Eleanor nicht entdecken. Als er sich umdrehte, um ins Casino zu schauen, stand sie vor ihm – wie an dem ersten Abend, als er nach ihr gesucht hatte.
    »Harry.«
    »Eleanor. Ich dachte, du würdest spielen.«
    »Ich konnte nicht spielen. Ich mußte die ganze Zeit an dich denken. Ist alles okay?«
    »Ja, alles ist okay. Wir fahren ab.«
    »Gut. Ich mag Las Vegas nicht mehr.«
    Er zögerte einen Moment. Er schwankte fast, aber dann war er wieder entschlossen.
    »Ich möchte noch bei einer Station halt machen, bevor wir fahren. Wir haben darüber geredet. Das heißt, falls du dich entschieden hast.«
    Sie schaute ihn lange an, und dann ging ein Lächeln über ihr Gesicht.

9.
    Bosch ging über das gebohnerte Linoleum im fünften Stock des Parker Centers. Mit jedem Schritt knallte er absichtlich seine Absätze in den Belag, um Striemen im Hochglanz zu hinterlassen. Als er die Eingangsnische der Abteilung für interne Ermittlungen erreicht hatte, fragte er die Sekretärin hinterm Schalter nach Chastain. Sie erkundigte sich, ob er einen Termin habe, und Bosch erwiderte, daß er Leute wie Chastain nicht um Termine bitten würde. Sie starrte ihn einen Moment an, nahm dann den Hörer ab und wählte eine Nummer. Nachdem sie etwas ins Telefon geflüstert hatte, preßte sie den Hörer gegen die Brust und schaute zu Bosch hoch, wobei sie die Schuhschachtel und die Akte in seiner Hand musterte.
    »Er möchte wissen, worum es sich handelt.«
    »Sagen Sie ihm, es geht um das Dienstverfahren gegen mich. Er kann es in den Mülleimer werfen.«
    Sie flüsterte wieder, und dann wurde Bosch durch die Schaltertür hineingelassen. Er ging in das Abteilungsbüro, wo mehrere Detectives an ihren Tischen saßen. Chastain stand hinter seinem Schreibtisch auf.
    »Was machen Sie hier, Bosch? Sie sind suspendiert, weil Sie einen Häftling entkommen ließen.«
    Er sagte es so laut, daß die anderen im Büro wußten, daß Bosch schuldig war.
    »Der Chief hat es auf eine Woche verkürzt«, sagte Bosch. »Ich seh das als Urlaub an.«
    »Das ist nur die erste Runde. Ihre Akte ist noch offen.«
    »Deswegen bin ich hier.«
    Chastain deutete auf den Vernehmungsraum, wo Bosch in der vergangenen Woche mit Zane gewesen war.
    »Lassen Sie uns dort sprechen.«
    »Nein«, sagte Bosch. »Wir sprechen nicht. Ich zeige Ihnen nur was.«
    Er ließ die Akte auf den Schreibtisch fallen. Chastain blieb stehen und schaute sie an, ohne sie zu öffnen.
    »Was ist das?«
    »Das Ende des Verfahrens. Öffnen Sie sie.«
    Chastain setzte sich und öffnete den Aktendeckel. Er seufzte laut auf, als würde er sich an eine ekelhafte und sinnlose Arbeit machen. Obenauf lag die Kopie einer Seite des Diensthandbuchs. Für die IE-Schielaugen hatte es die gleiche Bedeutung wie das Strafgesetzbuch für den Rest der Polizei.
    Die Seite behandelte den Umgang mit bekannten Verbrechern, bestraften Tätern und Mitgliedern von kriminellen Organisationen, der strikt verboten war und

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