Das Comeback
Hüften sanft hin- und herzubewegen. Ihr Haar hing über seinem Gesicht, und er war von Finsternis eingehüllt. Er fuhr mit seinen Händen über ihre Brüste. Er spürte ihre Nässe unten, aber es war noch zu früh für ihn.
»Was ist los, Harry?« flüsterte sie. »Willst du dich etwas ausruhen?«
»Ich weiß nicht.«
Er dachte immer noch an ihre Worte. Es ist viel Zeit verflossen. Vielleicht zu viel Zeit. Sie ritt weiter auf ihm.
»Ich weiß nicht, was ich will«, sagte er. »Was willst du, Eleanor?«
»Ich will nur den Augenblick. Alles andere haben wir zerstört. Das ist alles, was uns bleibt.«
Nach einer Weile war er bereit, und sie liebten sich wieder. Sie war still, ihre Bewegungen sanft und regelmäßig. Sie blieb oben, ihr Gesicht über ihm, und atmete stoßartig. Kurz vor dem Höhepunkt, als er ihn hinauszögern wollte, um auf sie zu warten, fühlte er eine Träne auf seine Wange fallen. Er wischte ihr mit den Daumen die Tränen aus dem Gesicht.
»Es ist okay, Eleanor. Es ist okay.«
Sie legte eine Hand auf sein Gesicht und betastete es im Dunklen wie eine Blinde. Kurz darauf vereinigten sie sich, ein Moment, wo die ganze Welt ausgeschlossen wird – Worte, Erinnerungen, alles. Es gab nur sie beide. Dieser Augenblick gehörte ganz allein ihnen.
Er blieb bis zum Morgen in ihrem Bett. Zwischen Perioden des Schlafens lag er wach. Sie schlief tief und fest, mit ihrem Kopf auf seiner Schulter. Wenn es ihm gelang, wieder einzuschlafen, dauerte es nie sehr lange. Die meiste Zeit lag er wach und starrte in die graue Dunkelheit, roch den Schweiß und den Geruch vom Sex und fragte sich, welchen Weg er eingeschlagen hatte.
Um sechs befreite er sich aus ihrer bewußtlosen Umarmung und zog sich an. Als er fertig war, küßte er sie wach und sagte ihr, daß er gehen müsse.
»Ich muß zurück nach L. A. aber ich werde zurückkommen, sobald ich kann.«
Sie nickte schläfrig.
»Okay, Bosch, ich werde warten.«
Draußen war es endlich kühl. Er steckte seine erste Zigarette an, während er zum Wagen ging. Als er auf den Sands Boulevard einbog, um zum Strip zu fahren, sah er die Sonne, die ein goldenes Licht auf die Berge westlich der Stadt warf.
Der Strip war noch immer von Millionen Neonlichtern beleuchtet, obwohl nur noch wenige Leute auf dem Bürgersteig unterwegs waren. Trotzdem wurde Bosch von dem Lichtspektakel geblendet. Die Fassaden glühten in allen vorstellbaren Farben und Formen und lockten die geldgierigen Spieler rund um die Uhr an. Bosch spürte die Verlockung genauso wie alle anderen. Las Vegas war wie eine der Huren auf dem Sunset Boulevard in Hollywood. Sogar glücklich verheiratete Männer sahen verstohlen zu ihnen hin, sei es auch nur für eine Sekunde, nur um zu wissen, was im Angebot war – vielleicht würden sie später darüber phantasieren. Las Vegas war genau so, eine instinktive Verlockung. Hier wurde dreist Geld und Sex versprochen. Aber das erste Versprechen wurde gebrochen, erwies sich als Illusion, und das zweite brachte Gefahr, Kosten, körperliches und geistiges Risiko mit sich. Es war das wahre Glücksspiel in dieser Stadt.
Als er in sein Zimmer kam, blinkte das Licht auf seinem Telefon. Er rief bei der Zentrale an und erfuhr, daß ein Captain Felton ihn um eins und wieder um zwei angerufen habe und danach jemand namens Layla um vier. Keiner der Anrufer hatte eine Nachricht oder eine Telefonnummer hinterlassen. Bosch legte den Hörer auf und verzog das Gesicht. Es war zu früh, um Felton anzurufen. Am meisten interessierte ihn jedoch der Anruf von Layla. Falls es wirklich Layla gewesen war, woher hatte sie gewußt, wo sie ihn erreichen konnte?
Er schätzte, daß sie es wahrscheinlich von Rhonda erfahren hatte. Als er von Alisos Büro angerufen hatte, hatte er sich von Rhonda den Weg vom Mirage erklären lassen. Es war möglich, daß sie das an Layla weitergegeben hatte. Er fragte sich, warum sie angerufen hatte. Vielleicht war sie erst von Rhonda über Tonys Tod informiert worden.
Trotz allem entschied er, daß Layla im Moment warten könne. Mit der Untersuchung von Alisos Finanzgeschäften, die Kizmin Rider in L. A. begonnen hatte, hatte sich der Schwerpunkt der Ermittlungen verlagert. Es war wichtig, daß sie mit Layla sprachen, aber seine Rückkehr nach L. A. hatte Vorrang. Er nahm den Hörer ab, rief Southwest an und buchte einen Flug für halb elf. Das würde ihm genug Zeit lassen, um Felton anzurufen und sich den Autohändler anzusehen, von dem Aliso laut Rider
Weitere Kostenlose Bücher