Das Comeback
dem Sie anscheinend keine Kenntnis haben.«
Bosch schloß die Augen einen Moment, wie ein Junge, der erwartete, daß seine wütende Mutter ihn schlagen würde, und sich darauf einstellte.
» Was ist es? «
»Vielleicht kannte sie das Opfer nur oberflächlich, dafür kennt sie Joey Marks und seine Leute um so besser.«
Es war schlimmer als erwartet.
»Wovon reden Sie?«
»Ich habe ihren Namen einigen meiner Männer gegenüber erwähnt, nachdem Sie angerufen hatten. Wir haben eine Akte über sie. Bei zahlreichen Gelegenheiten wurde sie in Begleitung von Terrence Quillen gesehen, der für Goshen arbeitet, der wiederum für Marks arbeitet. Bei zahlreichen Gelegenheiten, Detective Bosch. Ein paar meiner Leute suchen im Moment Quillen. Mal sehen, was er zu sagen hat.«
»›In Begleitung‹, was soll das heißen?«
»Unseren Berichten nach, schien es geschäftlich zu sein.«
Es war wie ein Schlag in den Magen. Es war unmöglich. Er hatte mit dieser Frau die Nacht verbracht. Er fühlte sich verraten von ihr, aber ein inneres Gefühl sagte ihm, daß sie ihn nicht belogen hatte, daß es sich um eine Riesenverwechslung handelte.
Es klopfte an der Tür, und Iverson steckte seinen Kopf herein.
»Ich wollte nur sagen, daß die anderen zurück sind. Sie bringen sie in die Verhörzellen.«
»Okay.«
»Brauchen Sie etwas?«
»Nein, danke. Schließen Sie die Tür.«
Nachdem Iverson gegangen war, schaute Bosch den Captain an.
»Ist sie verhaftet?«
»Nein, wir haben sie gebeten, freiwillig mitzukommen.«
»Lassen Sie mich zuerst mit ihr sprechen.«
»Ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Das ist mir egal. Lassen Sie mich mit ihr sprechen. Falls sie jemandem etwas erzählt, dann mir.«
Felton dachte einen Moment nach und nickte schließlich.
»Okay, gehen Sie. Ich gebe Ihnen fünfzehn Minuten.«
Bosch hätte sich bedanken sollen, tat es aber nicht. Er stand sofort auf und ging zur Tür.
»Detective Bosch?« sagte Felton.
Harry schaute über die Schulter nach hinten.
»Ich tu für Sie in dieser Angelegenheit, was ich kann. Aber Sie schulden mir damit einen großen Gefallen. Klar?«
Bosch ging hinaus, ohne zu antworten. Felton hatte eine plumpe Art. Es verstand sich auch ohne Worte, daß Bosch jetzt in seiner Schuld stand. Aber er mußte es trotzdem aussprechen.
Auf dem Korridor kam Bosch an der ersten Verhörzelle vorbei, in der Goshen saß, und öffnete die Tür zur zweiten Zelle, in der Smokie Flanagan an den Tisch gekettet war. Seine Nase war unförmig und sah wie eine Kartoffel aus. In seinen Nasenlöchern steckte Watte. Er sah Bosch mit blutunterlaufenen Augen an und erkannte ihn. Bosch ging wieder hinaus und schloß die Tür, ohne ein Wort zu sagen.
Eleanor Wish befand sich in der dritten Zelle. Sie sah zerzaust und unausgeschlafen aus. Anscheinend war sie von der Polizei aus dem Bett geholt worden. Ihre Augen hatten jedoch den wachen und wilden Ausdruck eines Tieres, das in die Enge getrieben war. Ihr Blick traf Bosch in seinem Innersten.
»Harry! Was wollen die?«
Er schloß die Tür und trat schnell in den kleinen Raum, berührte ihre Schulter tröstend und setzte sich ihr gegenüber.
»Es tut mir leid, Eleanor.«
»Was? Was hast du getan?«
»Als ich dich gestern auf dem Videoband entdeckte, bat ich Felton – das ist der Captain hier – mir deine Nummer und Adresse zu besorgen, weil du nicht im Verzeichnis standst. Er gab sie mir. Aber dann hat er ohne mein Wissen deinen Namen in die Datenbank eingegeben und sich deine Akte angesehen. Außerdem hat er dich von sich aus von seinen Leuten heute morgen holen lassen. Es hat alles mit dem Aliso-Fall zu tun.«
»Ich hab dir gesagt, ich habe ihn nicht gekannt. Nur einen Drink habe ich mit ihm zusammen getrunken. Nur weil ich zufällig mit ihm an einem Tisch saß, bringen sie mich hierher?«
Sie schüttelte ihren Kopf. Die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben. So würde es immer sein, wußte sie jetzt. Ihre Vorstrafe würde es garantieren.
»Ich muß dich etwas fragen. Ich möchte das klären, damit du gehen kannst.«
»Was?«
»Was kannst du mir über Terrence Quillen erzählen?«
Er sah den Schock in ihren Augen.
»Quillen? Was hat er … Ist er tatverdächtig?«
»Eleanor, du weißt, wie es ist. Ich kann dir nichts sagen. Du mußt sprechen. Beantworte meine Frage. Kennst du Terrence Quillen?«
»Ja.«
»Woher kennst du ihn?«
»Er hat mich vor ungefähr sechs Monaten angesprochen, als ich aus dem Flamingo kam. Ich war
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