Das Comeback
diese Märchengeschichte glauben, Goshen. Damit wirst du weit kommen. In zehn Jahren werden sie dich festbinden und dir die Nadel in den Arm rammen. Wenigstens ist es nicht mehr die Gaskammer. Sie machen es euch Typen heutzutage leicht.«
Bosch lehnte sich zurück, aber es war nicht viel Platz. Der Stuhl stieß gegen die Wand. Er holte den Stift heraus und schmierte seine Lippen wieder ein.
»Du gehörst uns, Goshen. Das einzige, was dir noch bleibt, ist ein kleines Schlupfloch. Das ist für dich die einzige Möglichkeit, dein Leben zu retten.«
»Und was für ein Schlupfloch ist das?«
»Du weißt, wovon ich rede. Typen wie du handeln nicht ohne Befehl. Gib uns den Typen, mit dem du zusammengearbeitet hast, und die Person, die den Befehl gegeben hat, Tony in den Kofferraum zu stecken. Wenn du den Deal nicht machst, wirst du nie das Licht am Ende des Tunnels sehen.«
Goshen atmete tief aus und schüttelte den Kopf.
»Hör zu, ich war’s nicht. Ich war’s wirklich nicht.«
Bosch hatte keine andere Antwort erwartet. Es war nicht so leicht. Er mußte ihn mürbe machen. Verschwörerisch beugte er sich über den Tisch.
»Paß auf, ich erzähl dir was, damit du weißt, daß ich dich nicht verscheißere. Damit wir keine Zeit vergeuden und du entscheiden kannst, was du machen willst.«
»Schieß los. Es wird sowieso nichts ändern.«
»Anthony Aliso trug ein schwarzes Lederjackett Freitag abend. Erinnerst du dich. Eines mit Aufschlägen. Es …«
»Du vergeudest deine …«
»Du hast ihn hier gepackt, Goshen. So.«
Bosch griff über den Tisch und demonstrierte es, indem er mit beiden Händen imaginäre Aufschläge über Goshens Brust ergriff.
»Erinnerst du dich? Sag jetzt noch, daß ich meine Zeit vergeude. Erinnerst du dich, Goshen? Du hast ihn so gepackt. Wer verscheißert hier wen?«
Goshen schüttelte den Kopf, aber Bosch wußte, er hatte einen Treffer erzielt. Die hellblauen Augen richteten sich nach innen. Sie erinnerten sich.
»’Ne irre Sache. Dieses Leder hat die Aminosäuren der Abdrücke bewahrt, hat mir der Typ von der Spurensicherung erklärt. Wir haben ein paar Musterexemplare. Ausreichend, um zum Staatsanwalt zu gehen. Ausreichend für mich, um hierherzufliegen. Ausreichend, um bei dir die Haustür einzutreten und dich zu verhaften.«
Er zögerte einen Moment, bis Goshen ihn ansah.
»Und jetzt finden wir diese Pistole in deinem Haus. Ich schätze, wir müssen auf die ballistischen Testresultate warten. Aber ich habe das Gefühl daß unsere Chancen erstklassig sind.«
Goshen schlug mit beiden Handflächen auf den Stahltisch. Es klang wie ein Schuß und sein Widerhall.
»Ihr wollt mir den Mord in die Schuhe schieben. Ihr habt …«
Die Tür knallte auf, und Iverson stand mit gezogener Waffe im Raum. Wie ein Fernseh-Cop riß er seinen Arm ruckartig nach oben und zielte auf Goshen.
»Alles in Ordnung?«
»Ja«, sagte Bosch. »Lucky ist nur ein bißchen verärgert. Laß uns noch ein paar Minuten allein.«
Iverson ging ohne ein Wort wieder hinaus.
»Kein schlechter Versuch, aber das bringt es nicht«, sagte Goshen. »Ich möchte jetzt meinen Anruf machen.«
»Du kannst jetzt anrufen. Aber wenn du das tust, ist alles vorbei. Weil es nämlich nicht dein Anwalt ist, sondern Joeys Anwalt. Er wird dich vertreten, aber wir beide wissen, daß er nur die Interessen von einer Person vertritt, Joey Marks.«
Bosch stand auf.
»Ich schätze, wir werden uns dann mit dir begnügen müssen. Du wirst die ganze Schuld allein tragen.«
»Aber ihr kriegt mich nicht. Die Fingerabdrücke reichen nicht aus. Die Waffe habt ihr versteckt, das sieht doch jeder.«
»Bete dir das nur weiter vor. Morgen früh werden mir die ballistischen Tests alles Nötige in die Hand geben.«
Es war schwer zu erkennen, ob Goshen den letzten Satz begriffen hatte, weil er sofort antwortete.
»Ich hab ein verdammtes Alibi. Du kannst mir das nicht anhängen.«
»Ja? Was für ein Alibi hast du? Woher weißt du überhaupt, wann er ermordet wurde?«
»Du hast mich nach Freitag abend gefragt, nicht wahr? Das war der Abend.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Goshen saß eine Minute schweigend und reglos da. Bosch sah an seinen Augen, wie er nachdachte. Goshen hatte mit seiner Bemerkung seine Deckung verlassen. Wahrscheinlich überlegte er sich wie weit er gehen sollte. Bosch zog den Stuhl wieder hervor und setzte sich.
»Ich habe ein Alibi, also bin ich aus dem Schneider.«
»Erst wenn wir das sagen. Was ist deine
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