Das Comeback
denen es um Produktionsangelegenheiten ging. Zweimal rief Aliso seine Frau zu Hause an, aber beide Gespräche waren kurz und bündig. Einmal sagte er ihr, daß er nach Hause kommen werde, und das andere Mal, daß er noch etwas zu tun habe und nicht zum Abendessen zu Hause sein werde.
Mitternacht war lange vorbei, als Bosch fertig war, und nur eines der Gespräche schien von Interesse zu sein. Es war ein Anruf an den Umkleideraum im Club, am Dienstag vor dem Mord. Mitten in einer ziemlich langweiligen und harmlosen Unterhaltung fragte Layla ihn, wann er wieder kommen würde.
»Ich komm am Donnerstag, Baby«, antwortete Aliso. »Warum? vermißt du mich schon?«
»Nein – ich mein ja, natürlich vermiß ich dich, Tony. Aber Lucky hat gefragt, ob du kommst. Deshalb hab ich gefragt.«
Layla sprach mit einer leisen Kleinmädchenstimme, die entweder echt oder vorgetäuscht war.
»Du kannst ihm sagen, ich werde Donnerstag abend da sein. Arbeitest du dann?«
»Ja, ich werde arbeiten.«
Bosch stellte die Stereoanlage ab und dachte über diesen Anruf nach. Es bedeutete, daß Goshen durch Layla wußte, daß Aliso kommen würde. Es war nicht viel, könnte aber wahrscheinlich vom Staatsanwalt benutzt werden, um Vorsatz zu beweisen. Das Problem war, daß es als Beweismittel nicht zulässig war. Juristisch gesehen, existierte das Tonband nicht.
Er schaute auf die Uhr. Es war spät, trotzdem entschied er sich anzurufen. Laylas Nummer war von dem Computer durch die Töne erfaßt worden, die beim Wählen der verschiedenen Zahlen entstehen, und stand im Logbuch. Nachdem es viermal geläutet hatte, meldete sich eine Frau mit routiniert lasziver Stimme.
»Layla?«
»Nein, hier spricht Pandora.«
Bosch hätte fast gelacht, aber er war zu müde.
»Wo ist Layla?«
»Sie ist nicht hier.«
»Ich bin ein Freund von ihr, Harry. Sie hat gestern nacht versucht, mich telefonisch zu erreichen. Wissen Sie, wo sie ist oder wo ich sie erreichen kann?«
»Nein. Sie ist schon ein paar Tage nicht mehr hier gewesen. Ich weiß nicht, wo sie ist. Geht es um Tony?«
»Ja.«
»Das hat sie ziemlich mitgenommen. Ich schätze, wenn sie mit Ihnen sprechen will, wird sie wieder anrufen. Sind Sie hier in der Stadt?«
»Nicht im Moment. Wo wohnen Sie beide?«
»Ich glaube nicht, daß ich Ihnen das verraten werde.«
»Pandora, hat Layla vor etwas Angst?«
»Natürlich. Ihr Lover wurde umgebracht. Sie denkt, daß einige Leute glauben, sie weiß etwas. Aber sie weiß nichts, sie hat bloß Angst.«
Bosch gab Pandora seine Privatnummer und sagte ihr, Layla solle ihn anrufen, falls sie sich bei ihr melden würde.
Nachdem er aufgelegt hatte, schaute er wieder auf die Uhr und holte sein kleines Adressbuch aus der Tasche. Er wählte Billets’ Nummer, und ein Mann meldete sich. Ihr Gatte. Bosch entschuldigte sich für den späten Anruf und fragte nach dem Lieutenant. Während er wartete, fragte er sich, ob der Mann über seine Frau und Kizmin Rider Bescheid wußte. Als Billets am Apparat war, berichtete Bosch ihr von den Bändern und meinte, daß sie nicht viel Brauchbares enthielten.
»Der eine Anruf beweist, daß Goshen von Alisos Trip wußte und sich dafür interessierte. Aber das ist auch alles. Es ist eher nebensächlich, und wir können darauf verzichten. Wenn wir Layla finden, sollten wir die gleiche Information von ihr bekommen. Legal.«
»Das beruhigt mich.«
Bosch hörte, wie sie aufatmete. Offenbar war ihre unausgesprochene Furcht gewesen, daß die Bänder wesentliche Informationen enthielten und der Staatsanwaltschaft übergeben werden müßten. Fitzgerald hätte im Gegenzug sicher ihre Karriere beendet.
»Entschuldige den späten Anruf«, sagte Bosch. »Aber ich dachte, du wolltest es so bald wie möglich wissen.«
»Danke, Harry. Bis morgen früh dann.«
Nachdem er aufgelegt hatte, versuchte er noch einmal Eleanor Wishs Nummer. Wieder vergeblich. Seine Sorge schlug in Angst um. Er wünschte, er wäre noch in Vegas und könnte zu ihrem Apartment fahren und nachsehen, ob sie da war und nur nicht ans Telefon ging oder ob es etwas Schlimmeres war.
Bosch holte sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank und ging hinaus auf die Veranda. Sie war größer als die vorige, man konnte weiter in die Berge hineinsehen. Es war dunkel und friedlich draußen. Das übliche Rauschen des Verkehrs auf dem Hollywood Freeway war leicht zu ignorieren. Er beobachtete die Scheinwerferstrahlen der Universal Studios, die über den Sternenlosen Himmel fuhren, und
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