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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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offensichtlich, daß sie mehr an ihr eigenes Geheimnis und die möglichen Konsequenzen dachte, die sich draus ergaben.
    »Glaubst du, er hat mich tatsächlich beschatten lassen?«
    »Wer weiß? Er ist der Typ, der überall Chancen sieht und sie verwertet. Für ihn ist Information wie Geld auf der Bank, ein Schlechtwetterfond. Heute war für ihn ein Schlechtwettertag und er hat in seine Dossiers geschaut. Ich habe der Abmachung zugestimmt. Laß uns das Ganze vergessen und konzentrieren wir uns auf den Fall.«
    Sie schwieg einen Moment, und Bosch forschte in ihrem Gesicht nach einem Ausdruck von Verlegenheit. Es gab keinen. Sie schaute Bosch direkt an. Ihre Augen suchten nach einem Anzeichen, daß er sie verurteilte. Es gab keins. Sie nickte.
    »Was haben sie gemacht, nachdem der Brief kam?«
    »Nicht viel. Sie haben Aliso zeitweise beschattet. Ich habe die Überwachungsberichte. Aber Freitag abend hatten sie ihn nicht unter Beschattung. Sie wußten, er war in Las Vegas, und hatten vor, sich nach dem Feiertag, wenn er zurück war, wieder an ihn dranzuhängen. Ihre Ermittlungen waren erst im Anfangsstadium, als Aliso ermordet wurde.«
    Sie nickte wieder. Ihre Gedanken waren woanders. Bosch stand auf.
    »Ich werde mir die Bänder heute abend anhören. Es sind ungefähr sieben Stunden, aber laut Fitzgerald sind es meistens Gespräche mit seiner Freundin in Las Vegas. Nicht viel anderes. Ich werde mir sie trotzdem anhören. Brauchst du noch was, Lieutenant?«
    »Nein. Wir sprechen morgen früh wieder miteinander. Ich möchte sofort über die Ballistiktests unterrichtet werden.«
    »Wird gemacht.«
    Bosch ging auf die Tür zu, aber sie stoppte ihn.
    »Es ist verrückt, nicht wahr? Manchmal kann man die Guten nicht von den Bösen unterscheiden.«
    Er schaute sie an.
    »Ja, es ist verrückt.«

    Das Haus roch immer noch nach frischer Farbe, als Bosch endlich heimkehrte. Er schaute die Wand an, die er vor drei Tagen begonnen hatte zu streichen, und es schien eine Ewigkeit her zu sein. Jetzt wußte er nicht, wann er mit dem Anstreichen fertig werden würde. Das Haus war nach dem Erdbeben von Grund auf neu gebaut worden. Er war erst vor einigen Wochen zurückgekehrt, nachdem er mehr als ein Jahr in einem Apartment-Hotel in der Nähe des Reviers gewohnt hatte. Auch das Erdbeben schien eine Ewigkeit her zu sein. Die Zeit verging schnell in dieser Stadt. Der vorhergehende Tag war schon Vergangenheit.
    Er holte Eleanor Wishs Nummer heraus, die Felton ihm gegeben hatte, und rief an. Niemand meldete sich, noch nicht einmal der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Er legte auf und fragte sich, ob sie seinen Zettel gesehen hatte. Er hoffte, daß sie nach dem Fall wieder eine Beziehung haben könnten. Falls es dazu kommen sollte, müßte er sich jedoch überlegen, was er in Bezug auf die Dienstvorschrift tun sollte, die privaten Umgang mit Verbrechern untersagte.
    Er dachte darüber eine Weile nach und fragte sich, wie Fitzgerald von ihr und ihrer gemeinsam verbrachten Nacht erfahren hatte. Am wahrscheinlichsten war, daß Fitzgerald Beziehungen bei der Polizei in Las Vegas hatte und entweder von Iverson oder Felton informiert worden war.
    Bosch machte sich zwei Sandwiches mit Wurst, nahm sich noch zwei Bierflaschen sowie die Schachtel mit den Abhörbändern und setzte sich in seinen Sessel neben der Stereoanlage. Während er saß, ordnete er die Kassetten chronologisch und begann sie abzuspielen. Bei den Bändern war die Fotokopie eines Computer-Logbuches, in das eingetragen war, wann Aliso Anrufe gemacht oder bekommen hatte und welche Nummern er angerufen hatte.
    Mehr als die Hälfte der Gespräche waren zwischen Aliso und Layla, die entweder im Club war – Bosch konnte es an der Musik im Hintergrund erkennen – oder sich unter einer Nummer meldete von der er annahm, daß es ihre Wohnung war. Bei keinem der Anrufe meldete sie sich mit ihrem Namen. Wenn Aliso sie im Club anrief, fragte er manchmal nach ihr mit ihrem Bühnennamen Layla. Bei den meisten Gesprächen ging es um Alltagskram. Am häufigsten rief er sie nachmittags zu Hause an. Bei einem Anruf unter ihrer Privatnummer war Layla wütend auf Aliso, weil er sie aufgeweckt hatte. Er erklärte, daß es schon Mittag sei, und sie erinnerte ihn daran, daß sie bis vier im Club gearbeitet habe. Er entschuldigte sich wie ein gescholtener Junge und bot an, später wieder anzurufen – was er um zwei Uhr tat.
    Außer den Gesprächen mit Layla gab es Telefonate mit anderen Frauen, bei

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