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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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sagte:
    »Sie haben recht, Lilli. Paul hat es getan.«
    »Was?«, schrie Lilli jetzt fast. »Wieso?«
    Aber Wilhelm hob nur die Hände, als ob er sagen wollte, dass er es nicht wusste. Im nächsten Augenblick hatte er sich umgedreht, war aus der Schleifwerkstatt gelaufen und durch die untere Tür in den Garten verschwunden. Lilli lehnte sich an das Fenster und sah ihm nach. Ganz hinten im Garten kletterte er über die Mauer. Wie vor zwanzig Jahren. Lilli kamen die Tränen, und hilflos dachte sie an all das, was gewesen war und was nie wieder heil werden würde. Wilhelm am Leben und gleichzeitig tot. Und Paul hatte sie belogen. Paul ein Mörder. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Wilhelm ihr vorhin in seiner Not den Smaragd gezeigt hatte, damit sie ihn erkannte. Schambacher hatte die ganze Zeit recht gehabt. Lilli rutschte mit dem Rücken an der Wand nach unten, bis sie in der Hocke war. Verzweifelt legte sie ihr Gesicht auf die Arme und weinte hemmungslos.

29
    Schambacher wartete nervös auf Togotzes. Natürlich hatte er schon versucht, mit Lilli zu telephonieren, aber man hatte ihm in der Redaktion nur noch einmal bestätigt, dass sie ihren freien Tag hatte und in ihrer Wohnung, das wusste er ja, gab es kein Telephon. Wo Togotzes nur blieb! Es war sechs Uhr geworden. Vielleicht war er einfach heimgegangen, nachdem er Lilli vermutlich nicht angetroffen hatte. Denn sonst wäre er doch auf jeden Fall noch einmal im Büro gewesen. Mittlerweile hatte Elly ihm die Notizen mit den Informationen aus dem Standesamt und Wehrbereichskommando gebracht. Immerhin waren es zwei Dinge, die er nun wusste. Lillis Bruder hatte auch Wilhelm geheißen, er war seit der Frühjahrsoffensive vermisst und schließlich nach Kriegsende auf Antrag der Mutter für tot erklärt worden. Was die Berliner Kronachers anging, hatte er sich von Elly das Adressbuch für Großberlin bringen lassen und überrascht festgestellt, dass es überhaupt bloß neun Kronachers in Berlin gab. Das, dachte er mit einem kleinen ironischen Lächeln, war das Gute an einem süddeutschen Namen. Schambachers wohnten auch nur vierzehn in Berlin.
    Das Licht der Schreibtischlampe flackerte ein wenig. Der Glühfaden war am Durchbrennen. Schambacher lehnte sich erschöpft zurück, holte die Pfeife aus der Schublade und stopfte sie. Er war jetzt einfach fertig und gleichzeitig doch so gespannt, weil er sicher war, dass Kronacher und Kornfeld dieselbe Person war. Nur konnte er es mit nichts beweisen. Aber alles passte so wunderbar: Wenn Kronacher Kornfeld war, dann konnte man davon ausgehen, dass Kornfeld, der ja immerhin mit M’banga gereist war, ihn umgebracht hatte. Dann erklärte sich der Anhänger an M’bangas Jackett, denn Wilhelm Kornfeld hatte ja damals auch einen bekommen, wie Lilli erzählt hatte. Auch, wenn man noch nicht wusste, weshalb M’banga sterben musste und ob Paul van der Laan nicht mit ihm unter einer Decke steckte.
    Schambacher rauchte hastig, gegen seinen Willen. Er gab sich Mühe, ruhig zu atmen, holte sich einen Zettel heran und begann, sich Notizen zu machen, als Elly den Kopf, schon mit Hütchen darauf, noch einmal zur Tür hereinsteckte.
    »Telephon, Herr Doktor. Soll ich durchstellen?«
    Schambacher wollte abwinken, fragte dann aber doch nach.
    »Wer ist es denn?«
    Elly hob ein wenig die Augenbrauen.
    »Das Fräulein Kornfeld.«
    Schambacher gab sich Mühe, nicht zu stark zu reagieren, aber Elly registrierte wohl doch, dass er sehr schnell genickt hatte, und verschwand noch einmal in ihrem Büro. Es läutete, und Schambacher hob ab.
    »Lilli?«, fragte er.
    »Hallo«, sagte Lilli auf der anderen Seite mit sehr flacher Stimme. Schambacher durchfuhr es. Sie wollte ihm bestimmt sagen, dass sie sich nicht mehr sehen konnten. Der Tag war danach. Aber es überraschte ihn doch, wie stark ihn das traf.
    »Ja?«, fragte er ungewollt kurz und beeilte sich, zu sagen: »Schön, dass du anrufst. Ich wollte eben gehen.«
    Lilli schwieg. Ach, verflucht, dachte Schambacher, sie traut sich nicht, es zu sagen. Er versuchte, sich innerlich hart zu machen, als Lilli plötzlich mit derselben flachen Stimme und ein wenig stockend sagte: »Es war Paul.«
    »Was?«, fragte Schambacher, der gerade gar nichts verstand.
    »Es war doch Paul«, wiederholte Lilli, und jetzt hörte Schambacher ein verstecktes Weinen in ihrer Stimme, »Paul hat ihn umgebracht. Ich weiß es jetzt. Und … und ich weiß, wo du ihn finden kannst.«
    Schambacher brauchte etwas Zeit, bis er verstand, was

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