Das Disney World Komplott
mechanischen Händen und Fingern Handlungen und Verrichtungen mit einer Genauigkeit ausführten, die die Fähigkeiten der menschlichen Gliedmaßen um das Tausendfache übertrafen.
»Was macht er denn gerade?« erkundigte sich Fuchs bei Haslanger. Sie beide hielten Wolfe über einen Monitor unter Beobachtung.
»Ich glaube, er schließt soeben eine weitere Phase einer Verbindung ab, die er mit der jetzigen Form von CLAIR mischen will«, antwortete Haslanger.
»Zu welchem Zweck?«
»Er will den Fehler korrigieren, der verursacht hat, daß die Originalformel menschliches Blut mit Sulfaten und Nitraten verwechselt hat. Die Verbindung, die er da erzeugt, muß genetische Markierer enthalten, um die Wirkungsweise des Organismus genauer zu spezifizieren.«
Fuchs konnte seine Verärgerung nicht verbergen. »Ich hatte es so verstanden, daß er die Originalformel preisgeben muß, um diese Veränderung zustandezubringen. Sie ließen mich das so verstehen.«
»Ich habe mich getäuscht. Die Daten, die wir bisher gesehen haben, umfassen lediglich die Teile der Formel, die durch die Verbindung, an der er momentan arbeitet, direkt beeinflußt werden sollen.« Der Wissenschaftler schüttelte langsam den Kopf.
»Ihr gestriger Vorschlag, Doktor, lautete doch, wenn ich mich recht entsinne, dem Jungen unsere Labors in der Erwartung verfügbar zu machen, daß er uns im Verlauf seiner Arbeit die komplette CLAIR-Formel verrät.«
»Ich habe von Hoffnung gesprochen, Colonel, nicht von Erwartung.«
Fuchs' Aufmerksamkeit war wieder auf den Bildschirm gerichtet, auf dem zu sehen war, wie Joshua Wolfe mit einem Fläschchen klarer Flüssigkeit hantierte. »Ihre Einstellung in dieser Angelegenheit gefällt mir immer weniger, Doktor.«
»Leider verstehe ich nicht, was Sie meinen.«
»Nun machen Sie aber mal einen Punkt, Doktor. Daß der Junge Ihr Geschöpf ist , gibt Ihnen kein Recht, hier den sentimental verblödeten Papi zu spielen. Wenn Sie auf ihn und seine Leistungen stolz sein möchten, muß der Junge CLAIRs Originalformel rausrücken.
General Starr hat sich bezüglich der Konsequenzen, die der am Dienstag gescheiterte Test haben wird, ganz unmißverständlich geäußert. Uns bleibt nur noch wenig Zeit, um den Fortbestand von Gruppe Sechs zu sichern. Zeit ist jetzt überaus kostbar. Wir können sie nicht damit verplempern, den Bengel zu verhätscheln und zu umschmeicheln.«
»Meine Bestrebungen sind langfristiger Natur, Colonel.« Haslanger sprach, ohne den Blick vom Monitor zu wenden. Er behielt jede Bewegung Joshua Wolfes mit höchster Achtsamkeit im Auge.
»Wenn Verhätscheln und Schmeicheln dazu beiträgt, daß sich der Junge bei uns wohl fühlt, werden die Leistungen, die er für uns erbringt, keine Grenzen kennen.«
Fuchs' Miene wechselte zwischen Feixen und Schmunzeln. »Ach, er wird schon was leisten, darauf können Sie sich verlassen, und zwar bald. Wissen Sie, ich habe mir nämlich eine neue Strategie überlegt …«
Kapitel 25
»Sie wollten mich sprechen?« fragte Susan von der anderen Seite der Trennscheibe des isolierten Laborraums, in dem Joshua Wolfe arbeitete.
Er sah sie durch das dicke Glas an. »Ich brauche einiges aus dem Materiallager.« Unsichtbare Mikrofone übertrugen seine und Susans Stimme durch die Glaswand.
Wie sie es abgesprochen hatten, setzte sich Susan vor einen Computer, der von Josh zuvor an seinen Rechner angeschlossen worden war, so daß ein geheimes Netzwerk sie verband.
Da sie sich darüber im klaren waren, daß Fuchs und Haslanger alles sehen und hören konnten, was sie und Josh taten und sagten, legte Susan die Hände unschuldig-harmlos auf die Tastatur. Der Monitor stand in einem derartigen Winkel zur Videokamera, daß der Bildschirm nicht frontal erfaßt wurde.
Josh wußte, daß alles, was sich auf seinem Monitor zeigte, auch auf Fuchs' und Haslangers Bildschirm erschien, und hatte deshalb gleich am Anfang ein kleines Tarnprogramm geschrieben. Es versorgte die Computer der Beobachter mit zufällig gestreuten Wiederholungen seiner Arbeit und kaschierte so, was er währenddessen wirklich eintippte. Er brauchte das Programm nur zu aktivieren, und die elektronische Observation durch Gruppe Sechs setzte vorübergehend aus.
»Wie kommen Sie mit der Arbeit an der Formel voran?« fragte Susan.
In scheinbarem Desinteresse huschten Joshs Finger über die Tasten. Er blickte auf und nickte andeutungsweise.
»Ich bin soweit«, antwortete er. Nur Susan verstand den wahren Sinn der
Weitere Kostenlose Bücher