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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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anzuhangen, sogar ein Kommissar aus Marseille«, sagte er friedfertig.
    »Also keine Profis«, fuhr Ducros fort. »Wer aber dann? Vielleicht Druiden?«
    Baltasar wiegte den Kopf. »Angenommen, Doktor Herbin hat in Les Baux dieses Testament verloren. Durch einen Windstoß. Angenommen weiter, er hat Demlixh davon erzählt. Demlixh informiert seine Druiden. Jemand beschließt, daß Bronner vielleicht doch nicht alle gefundenen Papiere zurückgegeben hat. Also räumen sie erst Bronner beiseite und machen sich dann an mich ran. Ziemlich wirr, oder?«
    »Ja, ziemlich. Das sind alles nur wilde Hypothesen. Es bleibt übrig, daß Doktor Herbin Demlixh behandelt und in Les Baux war. Und daß der Kellner des Hotels eine Vierundneunziger-Nummer angerufen hat, im Departement Var, in dem zum Beispiel Draguignan und Lacaze liegen.«
    Maspoli schob seine Papiere hin und her. »Es ist also nichts dabei, was uns weiterhilft. Ich habe aber noch was. Eine Information aus dem Hafen. Ein flüchtiger Bekannter erzählt mir, Grimauds Leute scheinen zur Zeit an verschiedenen Stellen der weiteren Provence nach Schätzen oder etwas Ähnlichem zu graben. Und niemand hat in den letzten acht Tagen Vergès gesehen, nicht mal in seinem Stammbordell.«
    Später berichtete Matzbach Ariane von den Erörterungen. Er schloß: »Also Zufälle und unbeweisbare Behauptungen. Sonst nichts. Es bleibt dabei, daß wir weitersuchen müssen. Morgen fahren wir nach Lacaze. Das heißt, wenn du mitkommst.«
    Sie klappte ihr Buch endgültig zu und legte es auf den kleinen Tisch in der Cafeteria, in der Matzbach sie gefunden hatte. »Natürlich komme ich mit. Meinst du, ich lasse mir die Gelegenheit entgehen, Demlixh kennenzulernen? Außerdem fange ich allmählich an, mich für diese idiotische Geschichte zu interessieren.«
    Sie lächelte. Baltasar ergriff ihre rechte Hand und schmatzte einen Kuß in die Handfläche.
    »Übrigens war ich vorhin noch mal kurz in unserem Zimmer, nachdem die beiden Bundesgenossen sich verabschiedet hatten«, sagte er. »Ich hatte keine Zigarren mehr, deshalb. Dann habe ich plötzlich gedacht, warum nicht noch mal das
I Ging
befragen.
    »Und?«
    »Nun ja, die gleiche Auskunft wie neulich. Offenbar habe ich den zuständigen großen Mann noch nicht gefunden. Man wird weitersuchen müssen.
    Nach einem lukullischen und ausgedehnten Nachtmahl begaben sie sich auf ihr Zimmer. Als sie das Licht anmachten, sahen sie, daß alles durchwühlt war. Das altmodische Türschloß konnte mühelos mit einem Dietrich geöffnet worden sein. Baltasar blieb mit dem Rücken zur geschlossenen Tür stehen und betrachtete das Bild.
    »Die dummen Jungs«, sagte er dabei griesgrämig; »immer machen sie so ein Durcheinander, und dabei müssen sie schrecklich frustriert sein. Den ganzen Tag keine Gelegenheit, uns zu überfallen, weil wir immer unter Menschen sind; und alles, was ihnen irgendwie von Nutzen sein könnte, trage ich bei mir.« Er klopfte auf seine Jacke mit den tiefen und gut gefüllten Taschen.
    Ariane seufzte. »Ich habe keine Lust, das heute nacht noch aufzuräumen. Machen wir das morgen?«
    Baltasar nickte. Ariane ging zu den Betten, die nach der Siesta natürlich nicht neu gemacht, dafür aber zusätzlich durchgewühlt worden waren. Sie ergriff eine Decke, um sie zu schütteln und zu glätten; dann ließ sie sie mit einem Aufschrei fallen.
    Am Fußende ihrer Betthälfte hockte ein Skorpion, der sich leicht bewegte und den Stachel reckte. Ariane trat zurück, kreidebleich. Baltasar ging vorsichtig zur anderen Seite des Bettes und hob eine zweite Decke hoch. Darunter richtete sich ein zweites Exemplar der Gattung
scorpius
auf.
    »Nette Tierchen. Und so zutraulich.«
    Er nahm Arianes Arm und zog sie zur Tür. Vorsichtig verließen sie das Zimmer.
    Im Hotel war kaum noch Leben. Das Restaurant hatte mit ihrem Dessert seine Pflicht für den Tag erfüllt. Ein Kellner räumte im Speisesaal herum. Matzbach bat ihn, den Portier, den Besitzer, den Koch oder wen auch immer zu holen.
    Mit einigen verschlafenen Männern und einer großen Holzkiste stieg er wieder in den Lift. Ariane blieb mit der Frau des Hoteliers am Empfang stehen und hielt sich an einem Schnapsglas fest.
    Nachdem sie mit Hilfe langstieliger Utensilien aus dem Besenschrank der Etage die beiden Skorpione in die Kiste gepackt hatten, untersuchten sie das Zimmer und das Bad sorgfältig.
    »Man weiß ja nie«, knurrte Baltasar. »Vielleicht duscht gerade eine Kobra, oder vielleicht hat man uns

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