Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Besseres. Er trank die Flasche aus und ließ sie auf der
nächsten verfügbaren Fläche einfach stehen.
In der
Zwischenzeit war Simon zu den Frauen gegangen und nahm sein Bier in Empfang.
Miri begrüßte ihn herzlich und bedankte sich nochmals, dass er sich so um ihren
Fall kümmerte.
„Warst
du schon bei der Polizei?“, wollte Simon wissen.
„Nein,
noch nicht. Keine Zeit ist nur so verflogen. Ich musste mich doch darum kümmern,
dass ihr heute nicht verhungert. Und hier herauf verirrt sich heute Abend ganz
bestimmt niemand. Ausserdem habe ich eine ganze Horde an Beschützern hier auf
dem Berg.“ Sie zwinkerte ihm vergnügt zu.
Simon
registrierte es erleichtert. Offenbar konnte sie die ganze Geschichte mit einem
gewissen Galgenhumor nehmen.
„Hallo
Raubtierbändigerin“, begrüßte er Sierra, auf die Episode mit Chili anspielend.
Irgendetwas war anders an ihr. Er konnte nur nicht den Finger darauf legen.
„Hallo
Simon.“ Ihre Antwort fiel sehr zurückhaltend aus und ihr Blick flitzte nervös
im Raum hin und her. Oder besser gesagt, zu Markus hin und wieder zurück. Klar.
Er war ihr Freund. Das hatte er ganz vergessen. Oder verdrängt. So genau wollte
er es gar nicht wissen. Aber irgendetwas schien hier im Argen zu liegen. Er
hatte genug lange bei der Polizei gearbeitet, um die Anzeichen zu erkennen.
„Was – und vor allem wann – gibt es zu essen?“, wechselte er absichtlich das
Thema.
Kaja,
die die Spannung auch bemerkt hatte, war erleichtert über die Ablenkung. Sie
warf einen Blick auf die Uhr. „Von mir aus jetzt. Hilfst du mir, die Horde an
den Tisch zu kriegen?“
Während
des Abendessens unterhielt Tim sie mit allerlei Geschichten von seiner neuesten
Reise. Er erzählte gerade, wie er nach tagelanger Suche endlich eine Spur
gefunden hatte. Er hatte gehofft, dass der Leopard diese Route öfter benutzen
würde und Fotofallen aufgestellt.
„Und,
hast du ein Bild gekriegt?“
„Wie man
es nimmt. Ich habe ganz viele Tiere fotografiert.“ Er machte eine Pause. „Nur
keinen Leopard. Als ich die Fallen wieder einmal überprüfen wollte, fand ich
eine frische Spur. Ich habe mich natürlich gefreut wie ein Schneekönig und
konnte es nicht erwarten, die Bilder auf dem Chip zu sichten.“
„Und?“
Erwartungsvoll blickten ihn alle an.
Alle
außer Markus. Der schaufelte das Essen in sich hinein. Immerhin schien es ihm
zu schmecken. Ab und zu unterbrach er das Essen, um sein Unglauben bezüglich
Tims Geschichten auszudrücken. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn er nicht
im Mittelpunkt stand. „Das waren sicher nur die Spuren einer großen Katze“,
meinte er gerade abfällig. „Leoparden in Stadtnähe. Selten so etwas
Bescheuertes gehört.“
Die
anderen ignorierten ihn.
Tim
wischte sich den Mund an einer Serviette ab und trank einen Schluck Wasser.
Gutmütig fuhr er fort: „Wilde Leoparden-Katzen, oder asiatische Bengalkatzen,
wie sie hier in Europa genannt werden, gibt es dort tatsächlich auch.“
Markus
wollte schon eine selbstzufriedene Bemerkung nachschieben, als Tim fortfuhr.
„Deren Pfotenabdrücke sind allerdings deutlich kleiner.“
Chili
suchte sich genau diesen Moment aus, um auf den Tisch zu springen. „He, du
Frechdachs!“
Miri
wollte sich peinlich berührt gleich ihren Kater schnappen, um ihn unauffällig
wieder unterm Tisch verschwinden zu lassen, als Tim ihr zuvor kam. Er kraulte
ihn kurz unter dem Kinn und hielt dann Markus eine seiner Pfoten unter die
Nase. „Bengalkatzenpfoten haben etwa diese Größe.“
Wie wenn
ihn das interessieren würde. Er nickte vage.
Tim
ignorierte sein schlechtes Benehmen weiter. Er streichelte dem stattlichen
Kater nochmals übers Fell und setzte ihn dann auf den Boden. „Ganz praktisch,
so ein lebendiges Anschauungsobjekt. Also, wo war ich stehen geblieben?“
„Bei
deiner Fotofalle“, half ihm Sierra weiter. Ihr war Markus Verhalten zunehmend
unangenehm. Hier im Kreis ihrer Freunde fiel ihr umso deutlicher auf, wie sehr
er sich daneben benahm.
„Ach ja,
die Fotofalle und meine große Hoffnung auf ein Leopardenbild. Ein Schweinsdachs
war vorbeigekommen und hatte interessiert an meiner Kamera geschnüffelt. Er hat
mich sogar mit einer Nahaufnahme seiner lustigen Nase beehrt. Eine Bengalkatze,
die in der Nacht vorbei huschte.“
„Habe
ich doch gesagt“, brummte Markus.
„Ein
paar Makaken. Da habe ich mich gefreut, dass ich die Kamera in einem Stück
aufgefunden habe. Die sind bekannt dafür, dass sie gerne auch einmal
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