Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Stelle erleuchtete ein blasses Blau den chaotischen Raum. „Siehst du den
kleinen Racker irgendwo?“
„Nein.“
Sie legte den Kopf schief und spitzte ihre großen Drachenohren. „Hörst du
dieses Rascheln?“
„Jetzt,
wo du das sagst..., was ist das? Mäuse?“
„Oder
Ratten. Ich hoffe, Nepomuk hält sich von ihnen fern. Nicht dass er noch
gebissen wird. Er ist doch noch so klein.“ Sie klang ernsthaft besorgt.
„Oder
er beißt zurück und verjagt sie.“ Miri schauderte.
Maxi
warf ihr einen Blick zu. „Ich dachte, du bist so tierlieb. Sind Ratten da nicht
eingeschlossen?“
„Grundsätzlich
schon. Ich teile nur nicht gerne meinen Wohnraum mit wilden Ratten. Nepomuk!
Komm raus.“
Das
Rascheln wurde lauter, bis es regelrecht polterte.
„Der
ist hinter der Wand.“ Miri bückte sich und kniete sich neben das längliche
Loch, hinter dem die Leitungen in einem Hohlraum verliefen. Die Drachin ließ
einen zweiten Lichtball entstehen und manövrierte ihn geschickt in die Öffnung.
Als
Miri sich vorbeugte, konnte sie das Hinterteil des Welpen sehen. Sie runzelte
die Stirn. Er schien etwas rauszerren zu wollen. Sie hoffte, es war nichts
Totes. Oder wenn, dann schon sehr lange tot.
Maxis
Nasenflügel bebten, als sie die Gerüche in der Luft prüfte. „Ich kann dich
beruhigen. Es ist kein totes Tier. Es riecht eher nach...“, sie reckte die Nase
noch ein bisschen mehr, „... nach Staub und Schimmel, ein bisschen Moder...“
„Erst
war ich ja beruhigt. Aber nach deiner Detailbeschreibung frage ich mich, ob das
etwas verfrüht war.“ Sie streckte eine Hand in die Öffnung und bekam Nepomuks
Hinterläufe zu fassen. Vorsichtig zog sie ihn raus, während er die ganze Zeit
fürchterlich knurrte. Endlich war der Hund mitsamt seiner Beute raus aus dem
Loch in der Wand. „Zeig mal her, was hast du denn da?“
Nepomuk
machte keinerlei Anstalten, den Anspruch auf seinen Fund aufzugeben. Der
Frechdachs wagte es sogar, ihr die Zähne zu zeigen.
Miri
seufzte. Sie hatte gerade keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion. Vielleicht
ließ er sich auf einen Tauschhandel ein. Sie schob eine Hand in die Hosentasche
ihrer Jeans und kramte zwei Leckerli hervor.
„Hier,
die kannst du haben, wenn du mich das anschauen lässt.“
Da
das neue Angebot essbar war und sein Fund nicht, ließ er sich nur allzu gerne
darauf ein.
Zufrieden,
dass ihre List geklappt hatte, zog sie die Sachen näher an sich heran. Chili
suchte sich just diesen Moment aus, um seine Nase in das zukünftige Badezimmer
zu strecken.
„Ich
habe etwas gefunden“, ließ ihn der kleine Hund vorwitzig wissen.
Die
Schnurrbarthaare des Katers vibrierten, seine Schwanzspitze zuckte unruhig. Er
war auf Mäusejagd gewesen, als er den Lärm gehört hatte.
„Deshalb
die ganze Aufregung. Was ist es denn?“
„Weiß
nicht“, antwortete der Kleine desinteressiert. „Hab’s eingetauscht. Gegen etwas
Essbares.“
Nicht
dumm, der Kleine, stellte Chili fest und näherte sich den beiden anderen, um
die Sache in Augenschein zu nehmen.
Kapitel 32
Miri drehte
ihren Fund in den Händen und begutachtete ihn von allen Seiten. Es handelte
sich um eine uralte Blechdose und ein ledergebundenes Notizbuch. Die beiden
wurden von einem Lederstreifen zusammen gehalten. Sie wagte es beinahe nicht,
den Knoten zu lösen, denn sie befürchtete, es würde sofort auseinanderfallen.
Chili
streckte vorwitzig seine Nase nach vorn und schnupperte daran. Prompt musste er
niesen.
„Ist
es das, was ich glaube?“
„Ich
denke schon. Ich hoffe es zumindest. Wo steckt Adrian denn? Normalerweise
treibt er sich doch immer in unserer Nähe herum.“
Miri
gab ihre Bemühungen auf. Das Leder hatte sich im Laufe der Jahre so
zusammengezogen, dass von Hand nichts zu machen war. Sie stand auf. „Lass uns
das rüber ins Haupthaus nehmen. Dort ist das Licht besser und ein Messer ist
auch in der Nähe.“
„Fertig
mit der Hausbesichtigung? Ihr war lange weg. Beinahe hätte ich eine
Vermisstenanzeige aufgegeben, im Licht des heutigen Tages.“ Kaja war doch noch
nicht zu Bett gegangen. Sie war viel zu besorgt gewesen, als Miri unbedingt
hatte ins Pächterhaus gehen wollen.
Miri
machte eine entschuldigende Geste. „Ja, das verstehe ich. Nepomuk ist uns
entwischt. Dann mussten wir ihn erst finden. Es stellte sich heraus, dass er
seinerseits etwas gefunden hatte. Deshalb hat alles ein wenig länger gedauert.
Schau mal.“
Sie
legte ihren Fund zwischen Kaja und Lance auf den Tisch. Die beiden
Weitere Kostenlose Bücher