Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
benebelt und aus dem Gleichgewicht gebracht, wie sie war, konnte sie sich nicht auf einen Kampf mit Vampiren einlassen, ohne zumindest einen Plan und einen klaren Kopf zu haben. Irgendwo in der Nähe hatte sie ein geheimes Lager, aber … Sie drehte sich in alle Richtungen und versuchte, ihre Erschöpfung abzuschütteln, um sich für den Kampf zu wappnen.
Vampire waren nicht leicht zu töten. Als Jaguar konnte sie ihnen zwar das Herz herausreißen, sie jedoch nicht verbrennen. Außerdem benötigte man besondere Waffen für die Untoten. Riordan und Manolito hatten Solange trainiert, ihren Fähigkeiten den letzten Schliff gegeben und sogar spezielle Waffen für sie entwickelt, um ihr einen Vorteil zu verschaffen, der auch nötig war, weil Vampire ungeheuerliche Kreaturen waren.
Sie lief ein paar Meter weiter in nördliche Richtung, rannte jetzt sogar schon fast, ohne den Schmerz in ihrem Körper zu beachten. Nichts anderes zählte als der feste Wille, dem Bruder de la Cruz, der in Not war, beizustehen. Sie fand ihr kleines Vorratslager gleich neben dem Pfad, der zu der ersten Kalksteinhöhle führte. Im Innern einer Höhle versteckte sie niemals etwas, da ihr bewusst war, dass Vampire und Karpatianer sich zum Ausruhen in die Erde begaben. Schnell holte sie die Waffen hervor, die sie brauchte, kaute mehrere Blätter, die helfen würden, den brennenden Schmerz in ihrem Körper zu betäuben, und lief zum Kampfgebiet zurück.
Sie näherte sich von der windabgewandten Seite und griff auf die Kraft des Jaguars zurück. Als ihre Beine zu kraftlos wurden, um sie noch zu tragen, kroch sie auf dem Bauch weiter durch das Unterholz und ignorierte die Schwärme von Insekten, die von ihren Wunden angezogen wurden. Vorsichtig kroch sie auf die Gruppe von Männern zu, die sich unter den Bäumen versammelt hatten.
Sie konnte das Stöhnen der Vegetation hören, als die Untoten Farne und Gesträuch zertrampelten, Blätter und Blüten verdorren ließen und alles vergifteten, was sie berührten. Das Mitglied der Familie de la Cruz war leicht zu erkennen. Alle fünf Brüder hatten diese beeindruckende Aura absoluter Autorität, die breiten Schultern und das gut aussehende Gesicht. Dieser Bruder musste der einzelgängerische Zacarias, der älteste der fünf Brüder, sein. Nicolas hatte sie einmal kurz gesehen, und sie kannte auch Riordan, Rafael und Manolito. Zacarias wirkte ruhig, souverän und nicht im Mindesten besorgt darüber, dass er von Vampiren umgeben war.
Solange sog scharf den Atem ein, als der Mann, der vor ihm stand, sich halb zur Seite drehte und sie ihn besser sehen konnte. Ihr Karpatianer – der Mann aus ihren Träumen! Er hatte keine Narben, aber er war definitiv der Mann, der in ihren schlimmsten Momenten zu ihr gekommen war. Der Mann, dem sie so völlig idiotischerweise ihr Herz ausgeschüttet hatte und vor dem sie Tränen vergossen hatte wie ein weinerliches Baby. Im wirklichen Leben war er sogar noch attraktiver als in ihrer Fantasie, was es nur noch schlimmer machte, dass sie ihm ihre verborgensten Geheimnisse anvertraut hatte.
Sie ließ den Atem langsam wieder entweichen und verfluchte sich dafür, wie eine Frau statt wie eine Kriegerin zu reagieren. Dabei brauchte er jetzt nur ihre kämpferischen Fähigkeiten – und die würde er von ihr bekommen. Sie würde kämpfen bis zum letzten Atemzug, um ihn vor dem Kreis verrottender Kreaturen zu retten, von denen er umgeben war.
Solange schlich näher und hielt abrupt wieder inne, als sie das Aufblitzen in den Augen des hochgewachsenen Karpatianers sah. Sein Blick glitt über sie – kein Zweifel, er wusste, dass sie da war. Er ließ sie die Andeutung eines Kopfschüttelns sehen, das Solange jedoch zu ignorieren gedachte. Nun blickte auch Zacarias in ihre Richtung, und sie konnte nur allzu deutlich sein Missfallen spüren – was ihre Stimmung beträchtlich besserte. Er hatte ihr Handeln immer verurteilt, und diese Konstante in ihrem Leben gab ihr einen weiteren Energieschub. Solange hatte im Geheimen von jeher großen Spaß daran gehabt, autoritäre Männer zu verärgern.
Sie verdrängte jedoch diese befriedigenden Gedanken und sammelte die letzten Kraftreserven.
Dominic spürte die jähe Veränderung in seinem Blut – alles wurde ruhig und still. Die Parasiten hatten getobt und versucht, ihn von innen heraus zu töten, aber jetzt zogen sie sich zurück wie vor einem todbringenden Gegner. Jedes seiner Nervenenden geriet in Alarmbereitschaft. Witternd hob er den
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