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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Spiegel verblasste. Robert klopfte Lischka auf die Schulter. »Das war eine gute Idee, nicht den alten Trotzkopf selbst anzusprechen, sondern seinen Schwiegersohn.«
    Lischka lachte wie ein Honigkuchenpferd. »Ich kenne Nikita gut. Er ist im Augenblick viel zu erregt, um auf uns zu hören. Er hat Angst, es könne ein Krieg ausbrechen.«
    »Furcht kann ein sehr heilsames Gefühl sein«, bemerkte Ximon zufrieden. »Lasst uns doch mal nachsehen, wie es in Washington steht.«
    Die Minuten strichen im Cabinet Room nur zäh dahin. Die angespannte Atmosphäre war bis nach Azon zu spüren. Robert wollte das Bild schon verschwinden lassen, als John McCone eine Nachricht erhielt. Der CIA-Chef blickte hoffnungsvoll von dem Zettel auf.
    »Mr. President, nach dieser vorläufigen Meldung hier scheinen einige der russischen Schiffe gestoppt zu haben.«
    Sofort brach im Raum ein geschäftiges Treiben aus. Welche Schiffe hatten beigedreht? Stimmte die Nachricht wirklich?
    Wenig später wurde die Meldung bestätigt. Erleichtert las McCone die endgültige Mitteilung vor.
    »Sechs Schiffe, die sich bisher mit Kurs auf Kuba dem Rand der Sperrzone näherten, haben gestoppt oder abgedreht und den Rückweg angetreten. Ein Offizier des Marine-Nachrichtendienstes ist mit dem detaillierten Bericht auf dem Weg.«
    Es dauerte nicht lange und eine neue Meldung traf ein. Von den zwanzig russischen Schiffen, die der Blockadezone am nächsten waren, hatten fünf mit Kurs auf die Sowjetunion kehrtgemacht. Einige liefen noch mit verminderter Fahrt, aber die meisten anderen hatten beigedreht. Mit Ausnahme der Bukarest …
    »Die Bukarest?«, fiel Kennedy McCone ins Wort.
    Der CIA-Direktor nickte. »Ein Tanker, er hält geradewegs auf die Blockadelinie zu.«
    »Ist er schon genauso weit wie die Gargarin und die Komiles?«
    McCone verneinte.
    Kennedy nickte nachdenklich. »Gut, die Russen haben jetzt reagiert und ich finde, nicht auf die schlechteste Art. Es werden also keine Schiffe gestoppt oder abgefangen.«
    »Sollten wir nicht ausdrücklich anordnen, dass unsere Flotte sich zurückhält und die russischen Schiffe in Ruhe lässt?«, fragte der Justizminister.
    Der Präsident stimmte dem Vorschlag seines Bruders zu. An McNamara gewandt ordnete er an: »Falls die Schiffe Instruktionen zum Umkehren bekommen haben, müssen wir ihnen Zeit zur Umsetzung der Befehle geben. Nehmen Sie direkte Verbindung mit der Essex auf und sagen Sie, den russischen Schiffen soll Gelegenheit zum Abdrehen eingeräumt werden. Wir müssen rasch handeln, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
     
     
    Jonas war schon am Nachmittag zum Muschelpalast zurückgekehrt. Auf dem Weg dorthin unterhielt er sich mit Darina über die Freundschaftssteine, die Syrda ihnen geschenkt hatte. Numin war in der Höhle der Flüsterer geblieben. Darinas scherzhafte Äußerungen vom Morgen hatten ihn wohl angespornt seinen Vorsatz in den »Flüstererorden« einzutreten mit mehr Ernst in die Tat umzusetzen.
    Beim gemeinsamen Abendessen im Muschelpalast fasste Robert die Beobachtungen des Tages zusammen. Er wirkte erleichtert, weil – wie er sich ausdrückte – »ein schwieriges Hindernis in diesem gefährlichen Geländelauf genommen« war. Präsident Kennedy hatte lange gezögert, aber sich zuletzt gegen seine Berater und die Militärs durchgesetzt: Die Bukarest durfte den Blockadegürtel passieren. In Hinsicht auf Chruschtschow sagte er: »Wir wollen ihn nicht zu überstürzten Aktionen treiben – wir müssen ihm Bedenkzeit lassen. Ich möchte ihn nicht in eine Ecke drängen, aus der er keinen Ausweg mehr hat.«
    Jonas hörte das gern. »Hast du da ein wenig nachgeholfen, Dad?«
    Robert grinste. »Höchstens mit ein oder zwei Worten.«
    Am Nachmittag hatte der Generalsekretär der Vereinten Nationen U Thant die beiden Staatsführer in einem gleich lautenden Schreiben aufgefordert alles zu unterlassen, was zu einem Krieg führen könnte. Nichtsdestotrotz hatte das amerikanische Militär die Alarmbereitschaft auf die Stufe DEFCON 2 angehoben. Ximon hatte einen grandiosen Einfall und flüsterte Thomas Powers, dem Kommandeur des Strategic Air Command, zu, er solle die diesbezügliche Benachrichtigung unverschlüsselt an die Befehlshaber der einzelnen Luftwaffeneinheiten weitergeben. Ohne einen Vorgesetzten zu fragen, ließ Powers tatsächlich die Funksprüche absetzen.
    Robert lächelte. »Der sowjetische Geheimdienst war nicht sehr erbaut, als er die Nachrichten vom SAC abgefangen hat.«
    Ein warmes

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