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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gefühl der Zuversicht umhüllte die Runde am Esstisch. Es sah tatsächlich so aus, als würden die sorgfältig gesäten Ratschläge der Flüsterer endlich Früchte tragen.
     
     
    Wieder einmal hatte Jonas schlecht geschlafen. Alpträume waren über ihn hinweggebraust wie die Druckwellen von Atombomben. Als er am Morgen schweißgebadet aus dem Bett stieg, verspürte er das seltsame Bedürfnis, so schnell wie möglich in die Höhle der Flüsterer zu gelangen.
    In der Küche – er bat um »irgendwas zum In-den-Mund-Stecken« – traf er auf Darina. Auch sie hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan.
    »Ich spüre eine Bedrohung«, erklärte sie Jonas. »Ich weiß nicht, was es ist. Aber es lag wie ein Schatten über mir und raubte mir den Schlaf.«
    »Meinst du, es hat mit der Raketenkrise zu tun?«
    Darina zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das nur wüsste. Im Augenblick ist dies jedenfalls die einzig vernünftige Erklärung, die ich für meine innere Unruhe habe.«
    »Dann lass uns schnell in die Höhle der Flüsterer gehen. Vielleicht gibt es etwas Neues, was wir wissen sollten.«
    »Seid ihr aus dem Bett gefallen?«, begrüßte Lischka die beiden Frühaufsteher in der Höhle der Flüsterer. Er, Ximon und Quitu sahen ziemlich übernächtigt aus.
    »So ungefähr«, brummte Jonas.
    »Wo sind denn deine Eltern?«
    »Sie kommen bald nach. Was macht die Krise? Ist irgendwas passiert?«
    »Nein, zum Glück nicht. Aber warum werft ihr nicht selbst einen Blick in den Spiegel?«
    »Du meinst, ich…?«
    Lischka nickte. »Inzwischen müsstest du alle wichtigen Männer kennen. Versuch es einmal. Ich bin ja da, wenn’s was zu flüstern gibt.«
    Jonas erwähnte nicht, dass er Keldins Spiegel schon zweimal benutzt hatte. Er beugte sich über das blaue Oval und Lischka wunderte sich, wie schnell darin ein vertrautes Bild erschien.
    Kaum etwas war so beständig wie der tägliche Wechsel auf McGeorge Bundys Abreißkalender.
     
    Donnerstag
    25
    Oktober
     
    Das Datum prangte wie ein Verkehrszeichen an der Wand, ein Warnschild: Nur noch soundso viele Tage bis zum Abgrund.
    Jonas hätte gern gewusst, wie viele genau. Die Spannung war fast unerträglich. Jeden Tag trafen neue beängstigende Nachrichten ein, die belegten, wie wenig die Krisenstäbe in der Lage waren bestimmte Eventualitäten auszuschließen. Der Vorfall in der vergangenen Nacht war da nur ein Beispiel von vielen.
    Kennedy und Chruschtschow tauschten währenddessen weitere Briefe aus. Jede Seite vertrat noch immer mit Nachdruck ihren Standpunkt.
    In einer Mitteilung an U Thant dankte Kennedy für den »Geist«, der in dem letzten Schreiben des Generalsekretärs zum Ausdruck gekommen sei. Gleichzeitig vermied er es aber, auf dessen Vorschlag einzugehen, die Blockade für einige Wochen auszusetzen, um Raum für mehr Verhandlungen zu gewinnen. Der oberste Beamte der Vereinten Nationen reagierte mit einem zweiten Brief, in dem er die UdSSR ermahnte vorerst nicht in den Blockadering einzudringen und die USA bat für die nächsten Tage die direkte Konfrontation zu meiden.
    Gegen fünf Uhr nachmittags beunruhigte CIA-Chef John McCone das Exekutivkomitee mit der Meldung, einige der nach Kuba verschifften Raketen seien nun definitiv einsatzbereit. Die stillen Beobachter in Azon hatten das unbestimmte Gefühl, dies würde nicht die letzte unangenehme Nachricht dieses Tages sein. Sie sollten Recht behalten.
    Um exakt fünf Uhr dreiundvierzig erteilte Admiral Alfred Ward, der Oberkommandierende der Blockadestreitmacht, einen riskanten Befehl. Seit einiger Zeit hatte man schon den libanesischen Frachter Maruda beobachtet, der sich der Sperrzone näherte. Kennedy hatte entschieden, dass ein Stoppen dieses Schiffes die Russen wohl am wenigsten provozieren würde. Der Frachter lief ja nicht unter sowjetischer Flagge. Ihn aufzuhalten konnte von der Sowjetunion deshalb auch nicht als direkter Angriff gewertet werden.
    Die Maruda wurde über Funk angewiesen die Maschinen zu stoppen und bis zum nächsten Morgen zu warten. Am Freitag früh würde ein Kommando an Bord kommen und den Frachter auf Waffen durchsuchen. Die Maruda befolgte die Anweisungen.
    Als sich die stillen Beobachter mit Quitus Hilfe daraufhin Kuba zuwandten, ereilte sie ein neuer Schrecken. Eines der Sabotageteams war Lischka, Quitu und Ximon anscheinend durch die Lappen gegangen. Die Gruppe bereitete sich darauf vor, die Anlagen einer Kupfermine bei Matahambre lahm zu legen. Im letzten Moment konnte Ximon veranlassen,

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