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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Bahnhof.«
    Er ließ den Motor wieder an, wendete das Auto.
    »Und wohin soll's dann gehen?«, fragte er.
    »Nach London.«
    »Ich weiß aber nicht, ob so früh schon ein Zug fährt.«
    »Das macht nichts. Ich warte, bis einer kommt.«
    Sie fuhren die Auffahrt wieder hinunter. Der Fahrer hatte das Tor zum Park offen stehen lassen. Jenseits der Mauer traten die Bäume weiter auseinander, der Morgen wurde ein wenig heller. Aber der Nebel lag wie Blei über den Feldern, und die Luft war voller Regen.
    »Kein schönes Reisewetter«, bemerkte der Fahrer. Er erhielt keine Antwort. Als er einen prüfenden Blick in den Rückspiegel warf, sah er, dass sein Fahrgast weinte.
    Er schaltete das Radio ein, nahm die Lautstärke aber so weit zurück, dass nur er gerade noch die Nachrichten verfolgen konnte. Wenn er sich schon nicht unterhalten durfte, wollte er wenigstens eine Stimme hören.
    Arme Frau. Wie ausgemergelt sie war und wie bedrückt sie schien. Nein, nicht bloß bedrückt. Er spähte noch einmal unauffällig nach hinten.
    Verzweifelt. Richtig verzweifelt.
    Armes Ding!
     
    2
     
    »Holst du mich auch nach der Schule ab, Mum?«, fragte Kim. Sie saß hinten im Auto, die Schultasche auf dem Schoß, und sah sehr blass und schmal aus.
    Sie hatte wie Espenlaub gezittert, als Virginia und Nathan sie in der vergangenen Nacht in dem Baumhaus gefunden hatten; sie hatte Stunden dort verbracht, war völlig durchgefroren, übermüdet und verängstigt gewesen. Nathan hatte sie durch den Wald zurückgetragen, Virginia hatte ihm den Weg geleuchtet. Sie hatte sofort mit ihrer Tochter einen Arzt aufsuchen wollen, aber Nathan hatte gemeint, damit rege man das Kind nur noch mehr auf.
    »Sie braucht heiße Milch mit Honig, ein warmes Bad und viel Ruhe«, hatte er geraten, und schließlich hatte sich Virginia seiner Ansicht angeschlossen. Sie war aufgewühlt bis in ihr Innerstes. Noch nie hatte sie ihre fröhliche, ausgeglichene Tochter in solch einem Zustand erlebt.
    »Warum hast du dich dort versteckt?«, fragte sie, als die Kleine im Bett lag, einen dicken Schal um den Hals und warme Socken an den Füßen.
    »Ich wollte mich nicht verstecken«, sagte Kim. »Ich wollte nur dort sein, und dann war es irgendwann dunkel, und da hab ich mich nicht mehr durch den Wald getraut.«
    »Aber warum wolltest du dort sein? An einem regnerischen, kühlen Spätnachmittag? Bei so einem Wetter ist es doch gar nicht schön in einem Baumhaus!«
    Kim hatte geschwiegen und den Kopf zur Seite gewandt.
    »Ich weiß, dass du traurig warst, weil ich an deinem ersten Schultag nicht da war«, hatte Virginia gesagt, »und es tut mir entsetzlich leid, dass das passiert ist. Ich dachte nur … du bist immer so gern drüben bei Grace. Ich war wirklich überzeugt, du würdest mich nicht vermissen!«
    Später, nachdem sie mit Frederic in London telefoniert hatte und als Kim endlich eingeschlafen war, hatte sie das Gleiche zu Nathan gesagt. Sie traf ihn in der Küche an, wo er am Kühlschrank stand und ein Glas Milch trank. Er sah angegriffen aus. Sie wusste, dass er lange mit Livia gesprochen hatte.
    »Klar ist sie immer gern bei Grace«, hatte er gesagt, »aber diesmal war die Situation nicht wie sonst. Du warst nicht einfach nur weg. Sie hat mitbekommen, dass die Erwachsenen, allen voran ihr Vater, nicht wussten, wo du steckst. Kinder haben feine Antennen. Dass da im Augenblick etwas zusammenbricht zwischen ihren Eltern, weiß sie zwar noch nicht, aber das Beben der Erde spürt sie durchaus. Es kommt etwas Bedrohliches auf sie zu, und deshalb ist sie in dieses Baumhaus geflüchtet.«
    Virginia hatte sich an den Küchentisch gesetzt, den Kopf in beide Hände gestützt. »Wir machen so viel kaputt«, flüsterte sie, »wir richten so viel Zerstörung an!«
    »Das war uns bewusst«, sagte Nathan.
    Sie sah ihn an. »Du hast mit Livia gesprochen?«
    »Ich habe es versucht.«
    »Versucht?«
    »Sie weint die ganze Zeit nur. An ein Gespräch war im Grunde gar nicht zu denken. Zwischendurch fängt sie immer wieder mit dem Schiffsuntergang an. Dabei bricht sie dann fast zusammen. Alles, was ich ihr sonst sage, scheint sie gar nicht richtig wahrzunehmen.«
    »Sie ist völlig traumatisiert. Und jetzt auch noch das …«
    »Ja«, sagte Nathan, »jetzt auch noch das...«
    Er hatte sich ihr gegenüber an den Tisch gesetzt und ihre beiden Hände in seine genommen. Es war Magie in dieser Berührung, genauso wie in den vergangenen Tagen in Dunvegan.
    »Aber ich kann nicht zurück«, sagte

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