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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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musste sie nun auch klären.
    »Frederic, es tut mir leid, aber ich hatte Nathan Moor gebeten, Kim um fünf Uhr abzuholen. Ich wollte mich mit dir treffen, Jack ist noch nicht zurück, und Grace ist krank. Daher hielt ich es für das Beste …«
    Frederics Augen verengten sich, er sagte jedoch nichts.
    »Mrs. Quentin, Mr. Moor rief bei mir an«, sagte Grace, erleichtert, dass sie nun auch offen reden durfte. »Er war in Hunstanton und hatte irgendwie Probleme mit dem Wagen. Er sprang nicht an oder so … und Sie konnte er nicht erreichen. Ihr Handy war ausgeschaltet.«
    »Das stimmt«, sagte Virginia.
    »Er bat mich, Kim abzuholen. Ich habe dann Jack angerufen, aber der steckte im Stau und meinte, er kann vor sieben Uhr nicht hier sein. Also bin ich losgefahren. Ich kam etwas zu spät, weil mir so schwindelig war, alles geht im Moment langsamer bei mir als sonst, und …« Graces Stimme schien brechen zu wollen, aber sie fing sich wieder. »Kim war nicht da. Ich habe die ganze Schule abgesucht, aber nichts! Keine Spur!«
    Frederic schaute auf seine Uhr. »Gleich halb sieben. Und Kim ist seit fünf Uhr nicht aufgetaucht?«
    Jetzt rollten doch die Tränen aus Graces Augen. »Ich hatte gehofft, Mr. Moor hat Sie vielleicht doch noch erreicht. Oder sein Auto ist noch angesprungen, und er hat Kim doch selber abgeholt und nur vergessen, mir das zu sagen …«
    »Haben Sie in unserem Haus nachgesehen?«, fragte Frederic.
    Sie nickte. »Da ist niemand. Aber Mr. Moor würde vielleicht …«
    Frederic verstand. »Er würde vielleicht nicht ausgerechnet dort auf uns warten. Mit welchem Auto übrigens ist er unterwegs?«
    »Mit meinem«, sagte Virginia.
    »Verstehe«, sagte Frederic. »Wo ist Livia Moor?«, fügte er hinzu.
    »Sie ist abgereist.«
    Frederic überlegte. »Wenn Moor Kim abgeholt hat, weshalb hat er sie dann nicht hier bei Grace abgeliefert?«
    »Das verstehe ich auch nicht«, sagte Grace.
    »Vielleicht haben sich die beiden verfehlt«, meinte Virginia, »Nathan kam mit Kim genau zu der Zeit hier an, als Grace in der Schule war und suchte.«
    »Und wo ist er dann jetzt?«, fragte Frederic. »Wo ist Nathan Moor mit meiner Tochter?«
     
    Alle drei sahen einander an.
    »Vielleicht hat sie sich auch …«, begann Grace.
    Und Virginia beendete den Satz: »… wieder versteckt? Wie gestern Abend?«
    »Das Kind ist offenbar völlig verzweifelt und durcheinander«, sagte Frederic. »Wir sollten vorsichtshalber bei ihrem Baumhaus nachschauen, ehe wir irgendetwas anderes unternehmen.«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, wie sie es von der Schule bis dorthin geschafft haben sollte«, meinte Virginia. Sie merkte, wie sie am ganzen Körper zu frieren begann. Es war keine vierundzwanzig Stunden her, seit Kim schon einmal verschwunden gewesen war. Der Schreck, das Entsetzen vom gestrigen Abend waren jäh und grausam gewesen, diesmal schlich sich die Angst ganz langsam an sie heran. Vieles sprach dafür, dass es zwischen Nathan und Grace ein Missverständnis oder einen Fehler in der Koordination gegeben hatte, und in diesem Fall saß Kim jetzt vielleicht mit Nathan in einem Burger King, trank einen Milchshake und war guter Dinge. Weniger schön war die Vorstellung, dass sie sich vielleicht erneut irgendwo verkrochen hatte. Zum einen würde es schwierig sein, sie zu finden. Zum anderen bedeutete es weitere, erhebliche Probleme. Unter Umständen würde es notwendig werden, einen Kinderpsychologen aufzusuchen. Zumindest bewirkten die Geschehnisse vom Vorabend, dass Virginia diesmal nicht sofort an den Kindermörder dachte.
    Sie schlang die Arme fröstelnd um ihren Leib.
    »Aber du hast Recht«, sagte sie, »wir gehen als Erstes zu ihrem Baumhaus. Grace, Sie warten hier und rufen uns an, wenn Kim auftaucht, ja?«
    »Dann müssen Sie aber Ihr Handy wieder einschalten«, mahnte Grace.
    »Natürlich.«
    »Weshalb hattest du es überhaupt ausgeschaltet?«, fragte Frederic, während sie im Sturmschritt in den Wald einbrachen. Virginia antwortete nicht.
    Er begriff. »Du hattest Angst, er ruft an, während wir beide miteinander reden, stimmt's? Für solch eine Affäre zahlt immer eine ganze Familie einen hohen Preis. In diesem Fall sogar dein eigenes Kind.«
    Sie biss die Zähne zusammen. Nicht weinen. Sie mussten Kim finden. Es war keine Zeit für Tränen. Sie betete, ihre Tochter möge in dem Baumhaus sein. Aber sie glaubte es nicht.
     

 
     
     
     
     
     
     
    Dritter Teil
     

Mittwoch, 6. September
     
    1
     
    Es schien Virginia,

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