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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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nisten sich gerade neben unserem Schlafzimmer ein?«
    »Was hätte ich denn tun sollen? Frederic, diese Menschen …«
    Er war aufgestanden und ging im Zimmer auf und ab. Sie sah, dass er sich bemühte, seine Wut unter Kontrolle zu bekommen. »Diese Menschen gehen uns nichts an! Ich finde es lobenswert, dass du offenbar deinen Hang zum Samaritertum entdeckt hast, aber du siehst jetzt, wohin das führt. Die Dinge entgleiten dir ja bereits. Jedenfalls läuft es schon jetzt nicht mehr nach Plan, und ich kann dir nur vorhersagen, dass es immer schlimmer werden wird!«
    »Ich finde, wir sollten nicht …«, begann Virginia, führte den Satz aber nicht zu Ende. Denn Nathan betrat, gefolgt von Livia, das Wohnzimmer.
    Es war von der ersten Sekunde an klar, dass Frederic und Nathan einander nicht leiden konnten, und Virginia hatte dabei den eigenartigen Eindruck, dass dies unabhängig war von der Situation, in die beide Männer geraten waren: die den einen zum Bittsteller und den anderen zum Gönner wider Willen gemacht hatte. Sie hätten einander auch auf einer Party oder bei einem Abendessen vorgestellt werden können, und sie hätten einander auch dort nicht ausstehen können. Vermutlich hätte keiner von ihnen sagen können, weshalb das so war. Es stimmte einfach nicht zwischen ihnen, und unter normalen Umständen wäre jeder nach einem kurzen, kühlen Gruß seines Wegs gezogen. So aber mussten sie sich die Hand reichen und es irgendwie miteinander aushalten.
    »Es tut mir sehr leid für Sie, Mr. Moor«, sagte Frederic höflich, »und für Sie natürlich auch, Mrs. Moor.«
    »Danke«, flüsterte Livia.
    »Eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände«, sagte Nathan, »die uns tragischerweise in eine absolute Katastrophe geführt hat. Es ist ein äußerst seltsames Gefühl, plötzlich ohne den geringsten irdischen Besitz auf dieser Welt zu stehen. «
    »Um Situationen wie diese zu vermeiden, wurde das Versicherungswesen erfunden«, entgegnete Frederic, immer noch in seiner höflichsten Tonlage, aber sein Ärger war nur allzu deutlich spürbar.
    Virginia hielt den Atem an.
    In Nathans Augen meinte sie kurz aufflackernden Hass zu entdecken, aber er hatte sich unter Kontrolle. »Da haben Sie völlig Recht«, sagte er ebenso höflich wie zuvor Frederic, »und Sie können mir glauben, dass ich es mir bis an mein Lebensende nicht verzeihen werde, an dieser Stelle gespart zu haben. Es war leichtsinnig und verantwortungslos. Ich habe ein solches Unglück nicht einkalkuliert.«
    »Dass so etwas geschehen kann, übersteigt ja auch jedes normale Vorstellungsvermögen«, sagte Virginia rasch. Sie hoffte, dass Frederic nicht länger auf der Versicherungsfrage herumreiten würde. Nathan Moor konnte es in seiner Situation nicht auf einen Streit ankommen lassen, aber es war unnötig, ihn noch länger zu demütigen. Sie fand, dass er ohnehin gestraft genug war.
    »Wie sehen denn Ihre nächsten Schritte aus, Mr. Moor?«, fragte Frederic. »Ich vermute, Sie werden nicht ewig hier auf Skye herumsitzen wollen?«
    Der unausgesprochene Nachsatz und sich durch schnorren wollen stand mit schmerzhafter Deutlichkeit im Raum.
    »Wir haben noch nicht allzu viel klären können«, antwortete Nathan, »aber das Wichtigste wäre, die Identität des Frachters, der uns überrollte, herauszufinden. Nur dann haben wir eine vage Hoffnung auf Schadensersatz.«
    »Den Frachter zu finden dürfte sich als höchst schwierig erweisen«, meinte Frederic. »Wenn Sie meine Meinung hören wollen …« Er zögerte.
    »Natürlich würde mich Ihre Meinung interessieren«, sagte Nathan in eisiger Höflichkeit.
    »Dann rate ich Ihnen, Ihre Zeit nicht hier auf der Insel zu verschwenden. Es bringt Sie nicht weiter. Es löst keines Ihrer Probleme. Sie sollten so rasch wie möglich nach Deutschland zurückkehren und zusehen, wieder in Ihrem alten Leben Fuß zu fassen. Es muss schließlich noch irgendwelche Verbindungen geben. Zu Ihrem früheren Beruf, beispielsweise. Als was haben Sie gearbeitet?«
    Er verhört ihn regelrecht, dachte Virginia mit steigendem Unbehagen.
    Sie spürte, dass auch Livia den Atem anhielt.
    »Ich bin Schriftsteller«, sagte Nathan.
    Frederic wirkte überrascht. »Schriftsteller?«
    »Ja. Schriftsteller.«
    »Und was haben Sie veröffentlicht?«
    So kannst du nicht mit ihm sprechen, dachte Virginia.
    »Mr. Quentin«, sagte Nathan, »Ihre Frau war so liebenswürdig, uns eine Unterkunft in diesem Haus anzubieten. Ich kann mich inzwischen allerdings nicht

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