Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
geben. Der Weg in die Hauptstadt war noch ziemlich lang.
Melamori klopfte mir vorsichtig auf die Schulter. »Mach dir nichts draus, Max. Kamschi ist ein seltsamer Junge und war immer so. Aber du hast Recht.«
Ob ich Recht habe oder nicht, ist eigentlich egal, dachte ich lächelnd. »Vielen Dank, Unvergessliche«, sagte ich. »Du hast meine Laune sehr verbessert.«
»Du bist müde. Deshalb ist deine Laune so schlecht. Du solltest versuchen, unterwegs zu schlafen.«
»Das werde ich tun«, sagte ich mit Nachdruck. »Kannst du unterwegs mit Juffin reden? Ich hab keine Kraft mehr, mich bei ihm per Stummer Rede zu melden. Und frag ihn, ob ich nicht vielleicht doch übertreibe.«
»Alles klar«, sagte Melamori, setzte sich ins Gras und blickte gedankenverloren ins Irgendwo. Nach einer Minute zwinkerte sie mir zu. »Hattest du wirklich noch Zweifel, Max? Unser Chef ist von deiner Idee rundweg begeistert. Er sagt, so einen Anblick hat die Hauptstadt noch nie gesehen. Eine Menge Tote, die hinter einem A-Mobil hermarschiert und am Haus an der Brücke landet! Da kann der gutmütige Kamschi den Leuchtpilz seines Chefs aufessen!«
Kamschi saß schon am Steuer, schaute uns an und fragte kaltblütig: »Können wir dann?«
»Ja«, sagte ich nickend. »Ande, mein Freund, setz dich bitte nach vorn. Sei nicht böse, aber du brauchst nun mal viel Platz.«
»Ich weiß, ich bin nicht dünn. Aber das ist nicht schlimm, und beleidigt bin ich auch nicht. Nur dumme Leute können über Tatsachen beleidigt sein.«
»Siehst du, Max«, meinte Melamori augenzwinkernd.
Hauptmann Schichola zögerte ein paar Sekunden und lachte dann. Ande sah ihn mit hochmütigem Staunen an, und auch ich musste lächeln. Dafür reichten meine Kräfte noch.
Dann machte ich es mir auf der Rückbank bequem und legte den Kopf auf den Schoß von Lady Melamori. Meine Beine landeten zwar an der Hüfte von Hauptmann Schichola, und ich wusste, dass das nicht gerade höflich war, doch ich konnte nichts daran ändern und war binnen Sekunden eingeschlafen. Nach einer Portion Kachar-Balsam träumte ich etwas Süßes, und unterm Ohr hatte ich das bezaubernde Knie von Lady Melamori.
Erstmals seit meiner Rückkehr aus Kettari traute ich mich, ohne mein Amulett einzuschlafen. Sir Juffin hatte mir das mehrfach ausdrücklich verboten, und ich hatte ihn nie fragen wollen, was passieren würde, wenn ich mal ohne Amulett einschliefe. Aber nun war ich so müde, dass ich daran nicht einmal mehr dachte.
Ich hatte keine Ahnung, was ich geträumt hatte, erwachte aber ziemlich zerschlagen. Seltsam - nach so einer großen Portion Kachar-Balsam ...
»Wir sind schon fast in Echo, Max«, sagte Lady Melamori und strich mir unerwartet über die Nase. Dann setzte sie hinzu: »Dein Kopf wiegt übrigens mindestens eine Tonne.«
»Natürlich. Da drin sind schließlich alle klugen Gedanken versammelt«, sagte ich stolz und massierte mir den Nacken. »Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?«
»Fünf Stunden, wenn nicht mehr. Kamschi ist nicht gefahren, sondern wie eine Schnecke über die Landstraße gekrochen. Ich glaube, er wollte deine Knechte schonen. Stimmt's, Kamschi?«
»Ich wollte nur nicht, dass sie Zurückbleiben«, sagte der Leutnant etwas gereizt. »Lady Melamori hat mich die ganze Zeit mit Bemerkungen gequält, Sir Max. Sagen Sie ihr bitte, dass es unmöglich war, schneller zu fahren.«
»Halten Sie mich etwa für einen Experten in puncto Leichentransporte? Denken Sie, so was passiert mir alle zwei Wochen?«, murmelte ich undeutlich, weil ich noch recht verschlafen war. Dann fand ich in der Tasche meines Mantels die bekannte Flasche und sah mir die Prozession an, die uns folgte. »Ist jemand zurückgeblieben? Wenn ja, sollte man ihn auflesen.«
»Es sind alle Mann da. Ich hab das die ganze Zeit beobachtet«, beruhigte mich Schichola.
»Die ganze Zeit? Sie Armer!«, meinte ich mitleidig. »Ich stehe in Ihrer Schuld.«
»Na ja, mitunter hab ich auch mal woanders hingesehen«, gab der Hauptmann zu.
»Daran haben Sie gut getan. Sonst wären Sie womöglich verrückt geworden. Und wie geht es dir, meine Schreibwaffe?«, fragte ich und legte die Hand auf die rundliche Schulter meines heroischen Chronisten.
»Der Artikel ist schon fertig. Alle dürfen gespannt sein«, meinte Ande belustigt. »Wollen Sie ihn lesen, Sir Max? Er wird Sie begeistern - das weiß ich.«
»Und wie!«, mischte sich Melamori ein. »Nach diesem Artikel wird man uns beiden Denkmäler errichten. Deines
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