Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
Pondochwa ist.«
»Hellseherei hat noch nie zu den Stärken des Ordens der Wasserkrähe gehört«, stellte Melamori erstaunlich ernst fest. »Dafür haben seine Mitglieder andere Qualitäten. Vielleicht sollte ich mir auch eine Brille anschaffen, Max - was meinst du?«, fragte sie, nachdem sie die ganze Zeit mit der Brille des Toten hantiert hatte.
»Manche Leute wirken damit plötzlich sehr intelligent. Setz das Ding doch mal auf. Wenn ich dann nicht erschrocken wegschaue, kannst du davon ausgehen, dass sie dir steht.«
Melamori setzte die Brille auf und zupfte mich am Lochimantel. »Na, Max - wie gefall ich dir?«
»Nicht schlecht, aber irgendwie ähnelst du Sir Mochi. Hoffentlich haben seine Frau und seine Kinder jetzt keine Probleme, Original und Fälschung zu unterscheiden.«
»Mochi, dieser schreckliche Mensch behauptet, ich würde Ihnen ähnlich sehen - stimmt das?«, fragte Melamori, sah den Wirt dabei an und rief entsetzt: »Max, halt sofort an!«
Ich bremste erst und erschrak dann - gut, dass es nicht umgekehrt war. Der Wirt allerdings wirkte völlig normal: lebendig, gesund und höflich erstaunt. Melamori sah ihn nun ohne Brille an.
»Entschuldigen Sie, meine Herren«, sagte sie und lächelte schuldbewusst. »Mit Herrn Mochi ist offenbar alles in Ordnung - anders als mit meinen Nerven ... oder mit dieser Brille.« Sie sah erneut hindurch und reichte sie mir dann: »Überzeug dich selbst, Max.«
Ich setzte die Brille auf und sah Melamori an. »Tja, ich glaube, das ist Fensterglas.«
»Du sollst nicht mich anschauen, sondern Sir Mochi. Um ihn geht es doch die ganze Zeit.«
Ich tat, wie mir geheißen, und staunte: Sein Gesicht leuchtete im Halbdunkel in einem seltsamen Blau. Das sah zwar sehr hübsch aus, beunruhigte mich aber nicht wenig.
»Na«, meinte ich, als ich die Brille absetzte. »Das wird ja immer interessanter. Melamori - hast du schon mal etwas Ähnliches erlebt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Was ist denn mit meinem Gesicht?«, wollte Mochi wissen.
»Mit dem ist alles in Ordnung«, beruhigte ich ihn. »Aber die Brille lässt es verändert erscheinen. Am besten bringen wir Sie ins Haus an der Brücke, damit Sir Juffin sich damit beschäftigt. Er kann nämlich selbst kniffligste Fälle lösen.«
»Aber am liebsten würdest du selber die Lösung finden, stimmt's?«, fragte Melamori verständnisvoll.
»Ja«, seufzte ich und drehte einen kleinen Dolch mit Magieanzeiger in den Händen.
Jetzt war zu klären, ob es sich bei der Brille um einen mittels verbotener Magie hergestellten Gegenstand handelte. Das jedenfalls konnte ich auch ohne meinen Chef feststellen.
Der Zeiger zitterte zunächst ein wenig und sprang dann vehement auf die weiße Hälfte des Anzeigefelds.
»Seltsam, oder?«, fragte Melamori und zog ein finsteres Gesicht. »Wir sind daran gewöhnt, dass zur Herstellung auffälliger Gegenstände immer schwarze Magie vonnöten ist.«
»Aber hier ist weiße Magie im Spiel!«, rief ich. »Weiße Magie 18. Grades, um genau zu sein. Die ist zwar offiziell auch verboten, aber seitdem Köche sie in gewissen Fällen einsetzen dürfen, sieht man das nicht mehr so eng.«
»Du hast Recht. Wir achten nicht mehr auf den Einsatz von weißer Magie - so verbreitet ist er schon. Aber Magie 18. Grades kann gefährlich sein und zu ganz anderen Zwecken dienen als nur dazu, ausgefallene Gerichte zuzubereiten.«
»Siehst du - noch ein Indiz dafür, dass hier etwas nicht stimmt. Also auf zu Sir Juffin.«
Wenige Minuten später bremste ich vor Juffins Dutzend. Diesmal fand ich den Eingang sofort.
Techi saß noch immer dort, was mich sehr erstaunte. Ihr Gesicht nahm langsam wieder seinen Normalzustand an, doch sie war noch nicht ganz die Alte. An ihrem Tisch saßen inzwischen drei sympathische Männer in mittleren Jahren. Einer davon war mein Bekannter Rogro Schill, der es heute offenbar geschafft hatte, die neueste Ausgabe der Königlichen Stimme sich selbst zu überlassen. Vielleicht hatte er seine Redakteurspflichten aber auch schon erledigt. Die beiden anderen Männer kannte ich nicht, hatte aber den Eindruck, sie schon gesehen zu haben - vielleicht sogar hier. Die ganze Gesellschaft lachte fröhlich, und die leere Flasche Oskij Ash bezeugte, dass die vier ihre Zeit nicht vergeudet hatten.
»Sie kommen gerade noch rechtzeitig, Sir Mochi«, rief Techi. »Ich hatte schon Ihren Posten übernehmen wollen. Jemand muss sich schließlich um die Getränke kümmern. Max, dass du den Wirt gefunden
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