Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft
erweisen, um eine Verhaltensänderung
zu bewirken. Während der jüngsten Krise engagierten sich viele Banken in beträchtlicher Höhe in den von ihnen ausgegebenen
Wertpapieren. So wurden etwa die AAA-Tranchen von CDOs nach Möglichkeit nicht an Investoren verkauft, sondern selbst gehalten.
Rund 34 Prozent aller Vermögenswerte von amerikanischen Großbanken hingen zum Zeitpunkt der Krise von Immobilien ab. Bei kleineren
Banken lag dieser Anteil sogar bei rund 44 Prozent. 13 Durch die KVV-Strategie wurde zwar ein Teil der Risiken weitergegeben, doch längst nicht alles. Die meisten Finanzinstitute
hatten noch einen Teil in den eigenen Büchern, sonst hätten sie kaum derartige Verluste erlitten.
Banken behielten dieses Risiko in ihren Büchern, weil die Händler daran verdienten. Daher stellt sich die Frage, inwieweit
sich die Verbriefung durch zurückbehaltene Risiken wirklich sicherer machen lässt. Dieser Ansatz mag zwar eine nützliche Ergänzung
sein und wird Finanzunternehmen sicherlich veranlassen, die Risiken der betreffenden Positionen genauer zu prüfen, doch ein
Allheilmittel ist er kaum. Die Händler nehmen das Risiko gern auf sich, vor allem wenn sie dadurch einen dickeren Bonus bekommen.
Aber der ist kein Stabilitätsgarant.
Außerdem ist dies keine Lösung für ein noch dringenderes Problem, die Tatsache nämlich, dass der Verbriefungsmarkt trotz staatlicher
Stützungsmaßnahmen noch immer vor sich hin vegetiert. Der Grund dafür ist vor allem die Ungewissheit. Bis heute ist nicht
bekannt, welche Zutaten in den Wertpapiereintopf gewandert sind, der dem Boom Nahrung gab. Tatsächlich erinnerte die Verbriefung
in den wilden Jahren entfernt an die Wurstproduktion vor der Gründung der Lebensmittelaufsicht. Niemand wusste, was in die
Wurst hineinkam oder welche Qualität das verwendete Fleisch hatte. In der Finanzbranche können die Banken |260| ihre »Wurst« weiterhin produzieren, doch da die Investoren jetzt wissen, welche Zutaten verwendet werden (und welche nicht),
ist ihnen verständlicherweise der Appetit vergangen.
Viele meinen, man sollte die Verbriefung vollständig abschaffen. Doch das ist zu kurz gedacht. Wenn die Verbriefung ordentlich
reformiert wird, kann sie die Risiken für das System reduzieren, statt sie zu verschärfen. Dazu muss sie allerdings erheblich
transparenter und einheitlicher gestaltet werden, als dies heute der Fall ist. Andernfalls ist es unmöglich, diese Wertpapiere
exakt zu bepreisen, geschweige denn, den Verbriefungsmarkt wiederzubeleben. Daher benötigen wir Reformen, die uns dieselbe
Sicherheit geben, wie sie die Gründung der Lebensmittelaufsicht einst den Wurstkonsumenten verschaffte.
Das erste Thema ist die Standardisierung. Derzeit gibt es kaum einheitliche Standards für die Ausgabe forderungsbesicherter
Wertpapiere. Die sogenannte Strukturierung einer Transaktion – das Kleingedruckte – kann von Papier zu Papier sehr unterschiedlich
aussehen. Monatsberichte über Transaktionen unterscheiden sich in Bezug auf die gebotene Detailliertheit ebenfalls beträchtlich.
Diese Informationen sollten vereinheitlicht werden und an einem Ort zusammenlaufen. Das könnte über private Kanäle erfolgen,
noch besser aber unter den Fittichen der Regierung. So könnte etwa die Börsenaufsicht von Emittenten forderungsbesicherter
Wertpapiere verlangen, Informationen über verschiedene Aspekte offenzulegen – angefangen von den Daten zu den Anlagen oder
ursprünglichen Darlehen bis zu dem Betrag, der an Personen oder Institute gezahlt wurde, die das Wertpapier ursprünglich verbrieften.
Das genaue Prozedere ist nebensächlich – Hauptsache, es passiert überhaupt etwas. Es muss ein Weg gefunden werden, die unterschiedlichen
Wertpapiertypen vergleichbar zu machen, um sie korrekt bewertet zu können. Zurzeit vergleichen wir immer noch Äpfel mit Birnen.
Es gibt keine Standardisierung, weshalb jeder einigermaßen aussagekräftige Vergleich unmöglich ist. Das heißt, |261| innerhalb des gegenwärtigen Systems gibt es keine Möglichkeit zur Quantifizierung von Risiken, da zu viele Unsicherheitsfaktoren
eine Rolle spielen.
Eine Vereinheitlichung würde den Markt für diese Wertpapiere zwangsläufig liquider und transparenter machen. Trotzdem bleiben
ein paar Einwände. Es ist zwar relativ einfach, herkömmliche forderungsbesicherte Wertpapiere transparenter zu machen. Weitaus
schwieriger ist dies jedoch bei Wertpapieren
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