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Das Erbe der Apothekerin - Roman

Das Erbe der Apothekerin - Roman

Titel: Das Erbe der Apothekerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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waren.
Dazu gehörten sowohl verschiedene Stellungen beim ehelichen Geschlechtsakt, als auch gierige Küsse und gewagte Zungenspielereien an jenem Körperteil ihres Mannes, welches sie alsbald als Quelle eigener Wollust insgeheim schier anbetete …
    Wenn sie ehrlich war, musste sie sich dazu keineswegs zwingen. Der jugendlich ausdauernde Körper ihres Gemahls spendete ihr außerordentliches Vergnügen, eines, das sie in ihrer ersten Ehe zu keiner Zeit gekannt hatte.
    Aber irgendwie schienen ihr die Ausschweifungen im Ehebett nicht bekommen zu sein. Seit Wochen fühlte sie sich wie zerschlagen und seit Tagen konnte sie sich überhaupt nicht mehr vom Lager erheben. Ihr junger Gemahl schlief mittlerweile in einem anderen Raum, um sie nicht zu stören.
    Sie hatten die Reise in den Süden unterbrechen müssen. Nachdem sie in Bregenz kaum noch aufrecht hatte gehen können – die Dienstmägde hatten hinter ihrem Rücken frech gegrinst und spöttische Bemerkungen über Leibesübungen im Ehebett gemacht, die man eben nur in jungen Jahren ertrüge und als Alte besser bleiben ließe –, war Renata in Dornbirn regelrecht zusammengebrochen.
    Konrad blieb nichts anderes übrig, als in einem Gasthof bei seiner kranken Frau zu bleiben. Den Warenzug ließ er alleine weiterziehen; seiner Güter würde sich ein befreundeter Ravensburger Kaufmann annehmen, Johann Humpiß, der gleichfalls nach Italien zog.
    »Wir kommen nach«, hatte Konrad versprochen, »sobald es meiner Frau wieder besser geht.«
    Humpiß, ein praktisch denkender Mann, mochte nicht so recht daran glauben.
    »Sagt mir lieber, was mit Euren Sachen geschehen soll, wenn Ihr nicht nachkommen könnt«, verlangte er nüchtern.
»Und, was noch viel wichtiger ist, bestimmt genau, welche Waren und wie viele wir wo für Euch aufkaufen sollen – und zu welchen Preisen!«
    Konrad musste schlucken, aber er gestand sich ein, dass der andere nur vernünftig dachte. Obwohl er Johann Humpiß versicherte, auf alle Fälle den Warenzug rechtzeitig einzuholen – allein, ohne die schwerfälligen Ochsenkarren, kämen sie auf ihren Reitpferden schließlich um vieles schneller voran –, gab er seinem Freund dennoch die nötigen Anweisungen.
    Im Notfall müsste er Renata entweder in Dornbirn zurücklassen oder er ließ sie doch zu seinem Vater Albrecht nach Ravensburg zurückbringen.
     
    Aber noch hoffte er natürlich, seine ihm erst kürzlich Angetraute werde sich bald wieder erholen. Da eine Dienerin die Fenster weit geöffnet hatte, um die Morgensonne ins Schlafgemach hereinzulassen, konnte der junge Mann seine schwer atmende Frau bei unbarmherzigem Tageslicht genau betrachten.
    Er bemerkte den grauen Ansatz der verschwitzten, blonden Haare und die feinen Linien, die sich ins schmale, weißgelbliche Antlitz Renatas gegraben hatten, die tieferen Runzeln um die blauen, matt blickenden Augen und um den schmalen Mund. Über dem Spitzenkragen des seidenen Nachthemdes zeichneten sich die ausgeprägten Querrillen ihres sehnigen Halses ab.
    Einen Augenblick lang schob sich über das Gesicht der zu früh gealterten Frau einer flaumigen Wolke gleich das blühende, jugendfrische Antlitz Magdalenas. Mit aller Macht versuchte er, jeden Gedanken an die ungetreue Braut zu verscheuchen – vergeblich.

    Sie hatte ihn zwar nicht mit einem anderen Mann, aber immerhin doch ganz eindeutig betrogen, indem sie statt seiner Jesus Christus wählte – und das, ohne ihm auch nur mit einem einzigen Wort Bescheid zu geben.
    »Eine Braut Christi zu sein, dünkt ihr offenbar erstrebenswerter als ein Leben als Ehefrau Konrad Grießhabers«, dachte er zum hundertsten Male erbittert. Er konnte einfach nicht verstehen, was Magdalena zu diesem überstürzten Schritt bewogen haben mochte. Wieder und wieder hatte er sich in Gedanken ihre letzte Begegnung ins Gedächtnis gerufen. Doch er kam nicht darauf, was er falsch gemacht haben könnte. Sie hatte doch so glücklich gewirkt … Schweren Herzens schluckte Konrad seinen Kummer hinunter, atmete tief durch und widmete sich wieder voll und ganz Renata.
    Da sie keine Regung zeigte, fragte er eindringlich: »Konntet Ihr wenigstens ein wenig schlafen, Liebste?«
    Renata, die sich in Wahrheit jeden Tag elender fühlte, bemühte sich um ein Lächeln und streckte ihrem Gatten beide Arme entgegen, um seinen Kopf an ihre magere Brust zu drücken.
    Einen winzigen Augenblick lang glaubte sie einen kaum wahrnehmbaren Widerstand zu fühlen, dann jedoch ergab sich Konrad ihren

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