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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zu begeistern.
    Sie gingen am Kloster der Sackbrüder vorüber und bogen dann von der Schildergasse in Richtung Sankt Kolumba ab. In einer Gasse hinter der Kirche befand sich ihr nächstes Ziel, das Haus einer alten Witwe, die an Auszehrung litt und niemanden hatte, der sich um sie kümmerte. Ihr Mann und ihre Kinder waren schon lange tot, und den wenigen Verwandten war sie zur Last geworden. Bald würde sie das Haus verlassen und in ein Siechenhospital ziehen müssen, denn sie konnte kaum noch allein aufstehen, geschweige denn ihren Haushalt versorgen. Wenn eine Nachbarin ihr nicht gelegentlich Essen vorbeigebracht und Feuer im Kamin angezündet hätte, wäre sie wahrscheinlich schon verhungert oder erfroren. Doch auch diese hilfsbereite Seele hatte unlängst verkündet, es werde ihr zu viel, denn die alte Frau war nörglerisch und misstrauisch und verdächtigte jeden, der über ihre Schwelle trat, sie bestehlen zu wollen.
    Juliana und Hildegund versahen diesmal die Arbeit gemeinsam, damit sie schneller fertig wurden. Anders als in Madlens Haus gab es hier keinen Grund, sich länger aufzuhalten.
    »Woher habt Ihr diese Kette?«, wollte die alte Frau wissen, als Juliana sich über sie beugte, um sie zu waschen.
    Hastig umfasste Juliana das Kreuz, das sie um den Hals trug und das sonst von der Cotte verborgen war. Es musste bei der Arbeit herausgerutscht sein. Stumm schob sie es wieder zurück. Meist trugen die Beginen nur schmucklose Holzkreuze, denn ihr Auftreten sollte von Schlichtheit künden. Dabei waren die Konvente keinesfalls mittellos, im Gegenteil: Sie erzielten allerlei Einkünfte, etwa aus der Krankenpflege, der Bewirtschaftung von Gärten, der Weberei oder den Erbschaften und Spenden der reicheren Kölner Bürger, die sich damit ein Anrecht auf das Himmelreich erkaufen wollten. Doch auch wenn die meisten Konvente auf diese Weise ordentlich versorgt waren, lebten die Beginen in bescheidener und gottgefälliger Demut.
    Das Kreuz war Julianas einzige Verbindung zur Vergangenheit. Sie hatte es in jener Nacht getragen, als die Beginen sie vor dem Konvent gefunden hatten. Die Meisterin hatte es jahrelang in einer Schatulle verwahrt und ihr eines Tages zurückgegeben. »Dieses Kreuz ist ein Teil von deinem früheren Leben. Entscheide selbst, was du damit tun willst.«
    Aus einem ersten Impuls heraus hatte Juliana es verkaufen und den Erlös dem Konvent stiften wollen, doch dann hatte sie es einfach beiseitegelegt. Ein paar Jahre später hatte sie es wieder hervorgeholt und lange betrachtet. Es war aus gehämmertem, fein ziseliertem Silber, in das wie eine schimmernde Träne eine einzige Perle eingelegt war. Am oberen Ende gab es eine blumenförmige Öse, an der das Lederband zum Umhängen befestigt war. Zögernd hatte sie das Kreuz umgelegt und dann darauf gewartet, dass sich die dunkle, blinde Furcht in ihrem Inneren zu regen begann, doch das war nicht geschehen. Es hatte sich gut und tröstlich angefühlt, das Kreuz auf der Haut zu spüren. Seitdem trug sie es immer am Körper.
    »Bestimmt habt Ihr es mir gestohlen«, greinte die Frau. »Ich will es zurück.« Sie grapschte nach Julianas Gewand. »Gebt es mir!« Ihre nächsten Worte wurden von einem heftigen Hustenanfall erstickt. Als sie endlich wieder keuchend atmen konnte, war ihre Brust voller Blut.
    »Das ist Eure Schuld!«, stieß die Frau hervor. »Seht, was Ihr mir angetan habt!«
    Juliana erschauderte, doch dann riss sie sich zusammen und wusch die Kranke erneut. Hildegund kam mit einem frischen Hemd und stülpte es der Frau über.
    »Sie gehört in ein Hospital«, erklärte sie mitleidlos, als sei die Alte nicht anwesend.
    »Ich will nicht zu den Armen! Die wollen nur mein Geld, und dann lassen sie mich verhungern und in meinem Dreck ersticken!«
    »Eine Weile wird es hier schon noch gehen«, beruhigte Juliana sie. Sie warf Hildegund einen ärgerlichen Blick zu. »Solange wir ihr helfen, kommt sie zurecht.«
    Die Zustände in den Pflegehospitälern waren weit entfernt von dem, was ein kranker Mensch sich für seinen Lebensabend wünschen konnte. In engen, schlecht geheizten Räumen zusammengepfercht, vegetierten die Menschen dort auf schmutzigen Strohsäcken und bei miserabler Kost vor sich hin. Auf Gesundung konnte angesichts dieser Zustände kaum einer von ihnen hoffen, erst recht nicht die Alten. Denen, die etwas Geld mitbringen konnten, ging es geringfügig besser, aber im Vergleich zu einem Leben in den eigenen vier Wänden war es immer noch ein

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