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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der Anhöhe der drei Länder liegen und wärst jetzt nicht der Mann, der Zarton getötet hat! Was glaubst du eigentlich, wer du bist, dass du meinst, dass deine Gefährten dir folgen und sich selbst andauernd in Gefahr bringen müssten, nur um dich vor dem Schlimmsten zu bewahren? Du hast wahrscheinlich noch noch nicht einmal bemerkt, dass dieser dunkelhaarige Schlächter da vorn…«– damit deutete er auf Whuon– »… mit seiner Klinge hinter dir her gesenst und vermutlich alle seine Wurfringe und Dolche verschleudert hat, nur um dir dein heldenhaftes Gesäß zu retten!«
    »I ch…«
    »U nterbrich mich nicht!«, herrschte Brogandas den am Boden Liegenden an und streckte dabei die Hand aus. Ob es die Magie eines Dunkelalben oder nur eine Mischung aus Wut und Scham war, die ihm einen dicken Kloß in den Hals hexte und ihn am Sprechen hinderte, hätte er selbst nicht zu sagen gewusst. »A ls ich euch alle am Rand des Dornlandes vor den Vogelreitern gerettet habe, bin ich fast dabei umgekommen, so viel Kraft hat mich das gekostet. Als ich gegen den Feuerdämon und die Orks in dieser uralten heiligen Höhle kämpfte, nachdem ich dir durch den Magischen Schlund gefolgt war, hätte auch nicht viel gefehlt! Was glaubst du, wie viel Kraft es mich gekostet hat, dich zu halten und zu verhindern, dass dieser magische Tunnel anstatt in der nahen Orkhöhle unter den Pflastersteinen von Gaa vielleicht in Ghools Feste endete, von der Lirandil behauptet, sie läge inmitten der Hornechsenwüste im Ost-Orkreich? Eines kann ich dir sagen: Wenn das geschehen wäre, hätte es keine Rettung mehr für dich gegeben. Erinnerst du dich noch an den Herzog von Rasal, der im Kampf gegen Ghool gefallen war und als Untoter zurückkehrte? So etwas in der Art wäre mit dir geschehen. Du wärst zu einem Werkzeug geworden, ohne freien Willen!«
    »E ntlasst ihn aus Eurem Einfluss, Brogandas«, sagte Lirandil. »S ofort!«
    »U nd dass ein Dunkelalb über den Wert des freien Willens spricht, wo bei Euch in Albanoy doch nur Macht und Stärke zählen, finde ich auch etwas…« Es war Borro, der da zu laut gedacht hatte und jetzt verstummte. »I ch wollte auch gar nichts weiter dazu sagen«, fügte er noch hinzu, als ihn Brogandas’ Blick traf.
    Dann wandte der Dunkelalb sich um. Er sah Zalea an, deren Langmesser auf ihn gerichtet war– notfalls bereit zuzustoßen. Aber Brogandas schien das nicht im Mindesten zu beeindrucken. Die Spitze des Langmessers zuckte, zitterte schließlich, und dasselbe geschah mit Zaleas Gesicht.
    Sie nahm das Messer zurück, wandte die Spitze ihrer eigenen Kehle zu. Zitternd berührte der Stahl schließlich ihre Haut. »S o etwas solltest du nicht einmal denken, Halblingmädchen!«, zischte der Dunkelalb.
    »S chluss jetzt!«, schritt Lirandil ein. »W enn Ihr unbedingt die Stärke Eures Willens mit jemandem messen wollt, dann versucht es bei jemandem, der Euch ebenbürtig ist und den Ihr gewiss nicht ein zweites Mal in den Schlaf zwingen könntet!«
    Brogandas verzog das Gesicht. Jegliche Schwünge und Bogen verschwanden aus den Runen, die seinen Kopf zierten. Es waren jetzt nur noch eckige, spitzwinkelige Formen zu sehen.
    »I n den Schlaf gezwungen habe ich Euch nicht. Wenn Ihr den Schlaf nicht gebraucht hättet, wäret Ihr auch erwacht«, behauptete er.
    Lirandils Hand umfasste den Griff seines Schwertes. Sein Blick fixierte den Dunkelalben auf eine Weise, die sehr entschlossen wirkte. Einen Augenblick lang geschah gar nichts.
    »I ch beuge mich der Kraft eines größeren Willens«, sagte der Dunkelalb schließlich.
    Brogandas entließ jetzt sowohl Arvan als auch Zalea aus seinem Einfluss. Zalea taumelte ein paar Schritte zurück. Arvan erhob sich vorsichtig und nach Atem ringend.
    »› Undank ist der Lohn der Schwachen‹, sagt man bei uns in Albanoy«, murmelte er. »D u findest es unfassbar, was ich getan habe? Nur weil ich diesmal eine etwas kräftesparendere Möglichkeit verwirklicht habe, dich zu retten?«
    »E s reicht jetzt, Brogandas!«, wiederholte Lirandil.
    Aber Brogandas dachte gar nicht daran. »L ass dir von diesem Elb erklären, was ich für dich– und auch für ihn!– getan habe! Denn Lirandil weiß das zu schätzen, da bin ich mir sicher. So wie ich zu schätzen weiß, dass Lirandils bisherige Diplomatie in diesem Krieg überhaupt noch eine andere Möglichkeit offengehalten hat, als sich Ghool von Anfang an und vollkommen bedingungslos zu unterwerfen.«

Aufbruch nach Asanilon
    Wenig später

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