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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schwangen sie sich auf die Pferde und ritten schweigend gen Süden, entlang der transsydischen Küste– geradewegs auf Asanilon zu.
    Als sie an einer Wasserstelle die erste kurze Rast für die Pferde einlegten, wandte sich Borro an Arvan. »D u musst zugeben, dass Brogandas in einem recht hat: Er hat uns alle gerettet– und dich ja wohl noch etwas öfter als den Rest von uns. Also kann man ihm nun wirklich nicht vorwerfen, dass er nicht auf unserer Seite stünde.«
    »W as?«, fauchte Arvan den rothaarigen Halbling fassungslos an. »F ällst du mir etwa in den Rücken?«
    »J etzt mal halblang, Arvan! Er ist skrupellos– ja. Aber er steht auf unserer Seite! Glaubst du, Ghool würde ihn noch als seinen Diener akzeptieren? Kann ja sein, dass die Mächtigen von Khemrand, die die Lande der Dunkelalben von Albanoy regieren, sich noch immer nicht entschieden haben, auf welche Seite sie sich nun schlagen sollen, aber mir scheint, Brogandas hat sich entschieden. Und zwar schon vor geraumer Zeit.«
    Arvan und Borro tränkten ihre Pferde etwas abseits von den anderen. Aber keiner von ihnen zweifelte daran, dass sowohl Lirandil als auch Brogandas jedes Wort verstehen konnte. Beide hatten ein feines Gehör, und wenn sie sich auf etwas konzentrierten…– es war unwahrscheinlich, dass sie dies gerade jetzt nicht getan hätten. »H ey, Mann, du hast jede Menge Beschützer um dich herum, Arvan! Sieh das doch mal von der Seite«, fuhr Borro fort. Er seufzte. »S elbst Zalea war dabei, sich um deinetwillen mit dem Messer auf einen Dunkelalben zu stürzen, wo ihr doch eigentlich der gesunde Halblingverstand hätte sagen müssen, dass sie da keine Chance gehabt hätte.« Borro warf einen traurigen Blick zu Zalea hinüber, die sich gerade um ihr Pferd kümmerte und damit beschäftigt war, ihm einen Stein aus dem Vorderhuf zu kratzen. So gut hatte sie sich inzwischen im Gegensatz zu Borro an den Umgang mit Pferden gewöhnt, dass auch das für sie ganz selbstverständlich geworden war. »J a, ich glaube, sie mag dich wirklich, Arvan.«
    Arvan ging darauf nicht weiter ein.
    »B rogandas ist ein Mörder«, sagte Arvan.
    »U nd was ist mit Whuon? Könnte man das über ihn nicht auch sagen– einen Krieger, der für jeden die Klinge hinhält, der ihm dafür genug verspricht und bereit ist, demselben die Kehle durchzuschneiden, wenn die Versprechen nicht gehalten werden?« Borro machte eine wegwerfende Handbewegung. »D ie Welt ist nicht nur schwarz oder weiß, und du siehst das alles ein bisschen zu starr! Außerdem bist du nicht konsequent! Von Whuon lässt du dir das Fechten beibringen, obwohl der mit Sicherheit schon mehr Unschuldige getötet hat als Brogandas– aber den, der dich gerettet hat, verurteilst du. Das passt doch hinten und vorn nicht zusammen.«
    »U nd wie bitte schön passt das deiner Meinung nach zusammen?«
    Borro stemmte eine Hand in die Hüfte. »D u musst die Dinge einfach nehmen wie sie sind! Sei froh, dass Brogandas auf unserer Seite ist– und nicht auf der unserer Feinde!«
    »D as ist dein Ernst?«, fragte Arvan fassungslos.
    »J a, ist es.«
    Ein Gedanke Lirandils erreichte Arvan in diesem Augenblick. Was geschehen ist, ist geschehen, Arvan. Worte kann man zurücknehmen, Taten aber nicht. Und diejenigen von uns, die im Kampf gegen den Schicksalsverderber überleben, werden anschließend nicht mehr dieselben sein, die sie zuvor waren.
    Bilder tauchten vor Arvans innerem Auge auf. Bilder der Erinnerung, gemischt mit grässlichen Schmerzensschreien. Es mochte Zufall sein, dass Arvan ausgerechnet jetzt daran zurückdachte, wie ihn zum ersten Mal diese grenzenlose Wut erfasst und er einen verletzten Ork mit dem Schwert regelrecht zerfleischt hatte. Ein Augenblick, an den er nur mit Schaudern zurückdenken konnte und der manchmal in seinen Albträumen wiederkehrte. Hüte dich vor dem Hochmut, Arvan!
    Asanilon war im Verlauf der vergangenen dreihundertfünfzig Jahre zu einer großen Stadt herangewachsen– und doch stach der Turm des Magiers aus all den Bauwerken, Tempeln, Festungen und Palästen deutlich hervor.
    Es gab ein Gesetz, das es verbot, so hoch zu bauen, dass die Ansicht des Turms von irgendeiner Seite her beeinträchtigt wurde.
    Schon lange bevor die Stadt gegründet worden war, hatte der Turm sowohl zu Wasser als auch zu Lande als Orientierungspunkt gedient. Turmland nannte man dieses Gebiet an der Südspitze Transsydiens daher, zumal die alte Bezeichnung Sumpfland, die dieses Gebiet vordem getragen

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