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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Durst nach Erkenntnis werdet Ihr dort kaum stillen können«, sagte Lirandil.
    Whuons Gesicht veränderte sich. »D as würde mich stark enttäuschen«, erklärte er und wechselte dabei in die Sprache der Elben. »U nd das kann nicht in deinem Sinne sein, Elb!«
    »I ch sage nicht, dass du kein Wissen erwerben kannst. Und ich sage auch nicht, dass du einem Streben nach Erkenntnissen über die Kräfte der Magie nicht etwas näher kommen kannst, sobald wir den Turm betreten haben.«
    »D ann habe ich dich missverstanden, Elb?«
    »I ch sagte lediglich, dass dein Wissenshunger nicht gestillt werden wird«, erwiderte Lirandil und wechselte dabei wieder in das in den Menschenreichen gebräuchliche Relinga.
    »I ch habe eine Legende über den Asanil-Turm gehört, die man sich sogar bei uns in Albanoy erzählt«, mischte sich nun Brogandas ein. »A ngeblich soll ein nach Erkenntnis und magischem Wissen suchender Wanderer es geschafft haben, die magische Versieglung zu durchdringen, an der gewiss schon so viele andere gescheitert sind. Er drang in den Turm vor, vertiefte sich in die Lektüre der Bücher und– wurde nicht mehr gesehen. Aber durch einen Zauber soll ein Teil der Westwand des Turms bei warmem Wind durchscheinend werden, sodass man hineinsehen kann. Und so kann man dort immer dann, wenn der warme Südwind aus Richtung der Kochenden See den Turm umweht, für kurze Momente einen Toten erblicken, dessen Knochenhände noch ein Buch umfassen. Die leeren Augenhöhlen des bleichen Totenschädels scheinen noch auf die Seiten zu starren.«
    »D ieser Narr wird gewiss ein kurzlebiger Mensch gewesen sein«, vermutete Lirandil. »V orausgesetzt natürlich, dass er überhaupt existierte und dass alles nicht nur eine hübsche Geschichte ist.«
    Sie erreichten eines der Stadttore von Asanilon. Mindestens vierzehn gab es davon. Aber immer dann, wenn die Stadtmauern erweitert wurden und sich ein neues Viertel an die bis dahin existierende Stadt anschloss, gab es zumeist auch ein neues Tor. Ein Teil dieser Tore war auch in der Nacht geöffnet, denn das Licht des Turms bewirkte, dass das Leben hier nie wirklich zur Ruhe kam. Die Wächter ließen die Gruppe ohne Weiteres passieren, und nun ritt die kleine Schar eine breite Straße entlang, in der Händler ihre Karren schoben, Pferdefuhrwerke Waren transportierten und mooshaarige Waldriesen gewaltige Fässer in Richtung des großen Hafens von Asanilon trugen.
    Fliegende Kaufleute standen an den Straßenecken und boten ihre Ware feil, Schreiber offerierten ihre Dienste. In kleinen Wechselräumen konnte man Münzen aller Art gegeneinander eintauschen. Aus den schmalen Gassen waren die Schläge von Schmiedehämmern ebenso zu hören wie die scheppernd klingenden Hämmer der Gold- und Silberschmiede.
    Eigentlich ist alles so ähnlich wie in Carabor, dachte Arvan. Nur dass die Straßen schmaler und die Stadtmauern nicht ganz so imposant waren und die Stadt selbst sicher höchstens halb so viele Einwohner hatte.
    Nur ein wesentlicher Unterschied fiel sofort auf. Hier schien rund um die Uhr gearbeitet zu werden. Dass bis in den frühen Morgen Lärm aus den Tavernen klang, konnte Arvan noch verstehen. Aber auch die Handwerker und Händler schienen hier keine Nachtruhe zu kennen.
    »D as liegt am Licht«, meinte Borro. »W ie sollen die Leute hier denn auch merken, wann es Nacht ist? Je näher man dem Turm kommt, desto geringer erscheint mir der Unterschied zwischen Tag und Nacht.«
    »I ch wette, es wird hier so manch einer den Tag verfluchen, an dem er aus der Sinkenden Stadt hierherzog und nun überhaupt keine Ruhe mehr kennt«, meinte Zalea.
    Aus der Ferne waren Hornsignale zu hören. Zuerst glaubte Arvan, dass es sich um Signalhörner der Soldaten handelte, die auf den Wehrgängen patrouillierten und die Tore kontrollierten. Aber als sie sich weiter dem Hafen näherten, wurde ihm klar, dass diese Hornsignale von Schiffen aus abgegeben wurden. Schiffe, die auch des Nachts noch den Hafen verließen oder dort ankamen.
    Und dann erreichten sie schließlich den Turm. Er stand in unmittelbarer Nähe des Ufers, das durch eine Kaimauer befestigt war.
    Umgeben war der Turm von einem gepflasterten Platz, auf dem offenbar auch am Abend noch Markt gehalten wurde. Überladene Stände von Händlern reihten sich aneinander. Nutztiere, Weinfässer und Edelmetalle wechselten hier den Besitzer. Überall wurde gefeilscht.
    Der nähere Bereich um den Turm war jedoch frei. Ein Kreis aus fassgroßen, mit

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