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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erobern. Der Wirt war ein grünhäutiger, breitschultriger Oger, der es offenbar liebte, ausführlich davon zu erzählen, auf welch verschlungenen Wegen es ihn von einer Jurte der Ogernomaden in der Flachen Mark von Bagorien schließlich nach Asanilon verschlagen hatte. Ein paar Männer in den gelben Kutten der Gewürzhändler-Gilde der Inseln des Siebenlandes hörten ihm mehr oder minder interessiert zu. Mit weit ausholenden Bewegungen seiner muskulösen Arme, die von seiner einfachen Lederweste frei gelassen wurden, verglich er seine Zeit im Heer des bagorischen Königs mit jener, die er offenbar als Lastenträger eines Libellenbrutpflegers in der Libellenreiterstadt zugebracht hatte, bevor er auf einem Schiff anheuerte, mit dem er schließlich nach Asanilon gelangt war. »I ch kenne seitdem jeden Hafen in Ambalor und Beiderland«, verkündete er mit großspuriger Geste, wobei ihm das struppige dunkle Haar in die Augen fiel.
    »E s macht Euch doch gewiss nichts aus, Eure Erzählung zu einem anderen Zeitpunkt fortzusetzen«, meldete sich Borro zu Wort, nachdem Lirandil für seinen Geschmack zu lange aus Höflichkeit abgewartet hatte.
    Der Oger wandte sich der illustren Gruppe zu und musterte die Ankömmlinge der Reihe nach stirnrunzelnd.
    Dann blieb sein Blick bei Lirandil. »E s gibt in Asanilon keine Nacht, weil der Turm alles in sein Licht hüllt«, sagte er. »U nd es ist daher nichts Besonderes, wenn sich jemand am Tag in ein Gasthaus einmietet, weil Geschäfte auch die Nacht hindurch betrieben werden. Ich dachte allerdings, dass Elben keinen Schlaf brauchen.«
    Lirandil trat an den Schanktisch, während die siebenländischen Gewürzhändler zur Seite wichen. Für sie war es vermutlich das erste Mal, dass sie einem Elben begegneten, denn zu den Inseln des Siebenlandes kamen Vertreter des langlebigen Lichtvolkes noch seltener als in andere Teile Athranors.
    »W as Ihr über das Schlafbedürfnis von Elben gehört habt, ist reichlich übertrieben.« Der Fährtensucher legte ein paar Silberstücke auf den Tisch. »D as dürfte für uns und unsere Pferde reichen.«
    »F ür Euch und Eure Pferde schon. Wobei ich aber zurzeit niemanden habe, der sich um die Pferde kümmert! Und ich selbst kann das nicht.« Er grinste breit und entblößte dabei ein makelloses Gebiss, dessen Eckzähne zwar etwas hervorstachen, aber gegenüber den tierhaften Hauern der Orks richtig zierlich und beinahe schon menschlich wirkten. »I hr wisst doch– Pferde haben meistens Angst vor Ogern! Und wir wollen ja nicht, dass Euch die Gäule durchgehen.«
    »D as ist kein Problem«, sagte Lirandil.
    Der Oger deutete auf Borro. »A ber das hier ist ein Problem. Ihr werdet in ganz Asanilon kein Gasthaus finden, in dem man Halblinge bewirtet.«
    Borro stemmte die Arme in die Hüften. »W ieso nicht? Ist Silber nicht gleich Silber– gleichgültig, wer es bezahlt? Und davon abgesehen…«
    »E s sind nicht eure großen Stinkefüße, die jeden Wirt in Asanilon davon abhalten, einen Halbling zu beherbergen«, schnitt der Oger ihm das Wort ab.
    »A ch nein? Was denn dann? Glaubt Ihr vielleicht, Ogerfüße riechen nach Rosen?«, empörte sich Borro, der sich offenbar in seiner Halblingehre gekränkt fühlte.
    Neldo gab ihm einen Stoß, um ihm zu bedeuten, die ganze Angelegenheit nicht noch schlimmer zu machen. Er musste dabei ein Gähnen unterdrücken, denn er war hundemüde. Aber Borro schien keineswegs gewillt zu sein, diese Sache auf sich beruhen zu lassen. Er schnaubte und schien jetzt erst so richtig in Rage zu geraten. »W as erlaubst du dir eigentlich, Oger? Du weißt anscheinend nicht, mit wem du redest!«
    »B orro!«, schritt Neldo jetzt ärgerlich ein.
    »I st doch wahr«, verteidigte sich Borro.
    »M uss ich dich erst laut bei deinem wahren Namen rufen?«, fragte Neldo und traf damit offenbar einen wirklich wunden Punkt bei Borro.
    Er öffnete den Mund, aber die Worte blieben ihm buchstäblich im Hals stecken. Seine Hände krallten sich so fest um den Bogen, auf den er sich bis dahin gestützt hatte, dass die Knöchel weiß wurden.
    »I ch will dir sagen, du vorlautes Rothaar, weshalb niemand Halblinge bewirten will. Weil sie stehlen! Diebisch wie Raben und Elstern sind sie. So geschickt und schnell, dass selbst die einheimischen Diebe ihre Feinde sind und ihr mieses Gewerbe größtenteils wohl schon aufgegeben haben dürften.«
    »I ch verbürge mich für diese Halblinge«, sagte Lirandil.
    »A ch ja?«, gab der Oger zurück. »U nd wer

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