Das Erbe der Jedi-Ritter 07 - Anakin und die Yuuzhan Vong
in Emotionen auf. Furcht, Kummer, Hoffnung. Wortlos reichte er ihr die mentale Hand − und fand sich in einer engen, verzweifelten Umarmung wieder.
Ich werde dich finden, teilte er ihr mit. Halte so lange durch.
Nein! Anakin konnte nicht feststellen, ob Tahiri ihn warnte oder auf die Klinge aus Schmerz reagierte, die zwischen sie beide schnitt, sie von ihm fortriss und ihn erneut mit den Baumwipfeln allein ließ.
Einmal mehr suchte er nach ihr, fand aber nichts, nicht einmal eine ferne Präsenz.
»Du lebst, Tahiri«, murmelte er. »Das weiß ich.«
Aber er fühlte jemand anders, sah die Präsenz wie einen fernen, schwach leuchtenden Stern am Himmel.
»Jaina«, sagte Anakin. »Hallo, Jaina.«
Er wusste nicht, ob sie ihn ebenfalls wahrnahm.
Tage vergingen, alle gleich und monoton. Aus dem Wald wurden schmale Savannen, Sumpfland mit glitzernden Tümpeln und dann ein Meer, das unter Yavin wie poliertes Kupfer glänzte und im Licht der Sonne wie flüssiges Gold schimmerte. Anakin sah v-förmige Wellen, verursacht von namenlosen Kolossen, die sich schattenhaft unter der Wasseroberfläche abzeichneten. Tag und Nacht flog er, schlief nur gelegentlich ein bisschen und griff auf die Macht zurück, um seine Schwäche zu vertreiben. Nach zehn Tagen hatte er den ganzen Proviant verbraucht, doch selbst zwei Tage später war er noch nicht hungrig. Er fühlte sich leicht und voller Leben, wie ein Blitz in menschlicher Gestalt.
Aber er brauchte Wasser und landete, um es zu destillieren, als sein Körper danach verlangte. Anschließend setzte er den Flug fort und verlor sich im Leben um ihn herum. Er suchte nach Tahiri und wollte verstehen, was mit ihr geschah, bemühte sich gleichzeitig, ihr Hoffnung zu geben.
Yavin schob sich vor die Sonne, rollte dann unter den Himmel, und erneut fand sich Anakin in völliger Dunkelheit wieder. Er glitt in die Arme der Erschöpfung und überlegte, ob er ein Nickerchen machen sollte, als er ein sonderbares Geräusch hörte. Zuerst dachte er, sich getäuscht zu haben, denn er fühlte nichts in der Macht, aber als das Geräusch lauter wurde, öffnete er die Augen, drehte den Kopf und hielt Ausschau.
Etwa fünfzig Meter entfernt flog etwas Großes und Dunkles. Etwas, das in der Macht nicht existierte.
»O Sithbrut«, hauchte Anakin. Abgesehen davon erstarrte er und beobachtete das Etwas. Es flog exakt parallel zu ihm, und das konnte kein Zufall sein. Das Objekt war nicht so groß wie ein Korallenskipper, aber auch nicht viel kleiner. Ein Gleiter-Analogon? Etwas, das besser für Flüge in einer Atmosphäre geeignet war als die Schiffe, die er bisher gesehen hatte? Er konnte keine Silhouette erkennen, gewann nur einen allgemeinen Eindruck von Größe. Und vielleicht irrte er sich.
Glaubten die Vong, dass er sie noch nicht gesehen hatte? Oder fragten sie sich noch immer, wer oder was er war?
Einige Sekunden später bekam er Antwort. Das Objekt änderte seinen Kurs ein wenig und kam langsam näher.
»Eine üble Sache«, murmelte Anakin.
Er betätigte den Höhenregler und sank durch etwas, das sich nach einer kleinen Lücke im Blätterdach anfühlte. Eine Ecke des Gleiters stieß gegen einen Ast, und dadurch kippte Anakins Gefährt. Es gab keine Stabilisatoren, die den improvisierten Gleiter wieder aufrichten konnten, und Anakin fiel dem Boden entgegen. Verzweifelt griff er mit der Macht zu und stabilisierte seine Konstruktion mit roher, alles andere als subtiler Kraft, genau auf jene Art und Weise, die sein Bruder immer kritisierte. »Die Macht ist kein Schweißbrenner, mit dem man Rumpfplatten zusammenschweißt«, hätte Jacen vielleicht gesagt.
Aber ohne dieses grobe Instrument wäre Anakin auf den Waldboden gestürzt und hätte sich dabei alle Knochen im Leib gebrochen. Er verdankte der Macht sein Leben. Sie war sein Leben.
Der Gleiter flog unter dem hohen Blätterdach, und absolute Finsternis umgab Anakin − hier fehlte sogar das Licht der Sterne. Er reduzierte die Geschwindigkeit ein wenig, denn das primitive Ruder steuerte sein Gefährt nicht präzise genug, dass er mit Höchstgeschwindigkeit zwischen den Bäumen fliegen konnte. Die Macht bewegte seine Hände am Hebel, während er sich umsah und in der Dunkelheit nach Hinweisen auf den Verfolger suchte.
Die Warnung kam nicht von den Augen, sondern von den Ohren. Hinter ihm krachte etwas durch die Baumwipfel, und Anakin spürte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten. Womit hatte er es zu tun? Mit einem lebenden Schiff?
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