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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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taten sich zusammen - und bestimmte auf diese Weise auch noch nach ihrer Hochzeit Sybilles Geschicke. Er und meine Mutter regieren in selbstherrlicher Art Jülich und Kleve. Auch Amalie steht unter ihrer Fuchtel, ich aber ließ mich nie bevormunden. Ich ließ mich nie kleinmachen. So wurde ich für meinen Bruder wie ein quälender Juckreiz. Hätte ich geweint oder ihn angefleht, hätte ich mich an ihn geklammert, dann hätte er mir verziehen, hätte mich beschützt und umsorgt. Ich wäre sein kleiner Liebling gewesen, so wie Amalie jetzt: sein Schatz, seine liebste kleine Schwester.
    Aber als ich das verstanden hatte, war es bereits zu spät. Mein Bruder hatte begonnen, seine starke Abneigung gegen mich zu hegen, und ich war an meinem trotzigen Widerstand gewachsen und meinen eigenen Weg gegangen. Er hatte versucht, mich zu versklaven, doch damit nur erreicht, dass ich mich umso mehr nach Freiheit sehnte. Ich sehnte mich nach Freiheit wie andere Mädchen nach der Ehe. Ich träumte von Freiheit wie andere Mädchen von einem Liebsten.
    Diese Ehe ist meine Flucht vor meinem Bruder. Als Königin von England verfüge ich über ein größeres Vermögen als er, regiere ein größeres Land als Kleve. Ich bin dem König von Frankreich ebenbürtig, ich bin Stiefmutter einer Enkelin Spaniens, mein Name wird an den Königshöfen Europas genannt, und ich werde einen Sohn gebären, der Bruder des englischen Königs sein wird und eines Tages vielleicht selbst König. Diese Ehe ist mein Sieg und meine Freiheit. Doch als Heinrich sich schwer im Bett herumwälzt und wieder seufzt wie ein müder alter Mann und nicht wie ein Bräutigam, da weiß ich, was ich bereits die ganze Zeit gewusst habe: dass ich den einen schwierigen Mann gegen einen anderen eingetauscht habe. Ich werde lernen müssen, dem Zorn dieses neuen Mannes auszuweichen, auch ihn gilt es zu überleben.
    »Seid Ihr müde?«, fragt er.
    Ich verstehe das Wort »müde«. Ich nicke und sage: »Ein wenig.«
    »Gott helfe mir bei diesem schlecht beratenen Geschäft«, murmelt er.
    »Ich verstehe nicht? Verzeihung?«
    Er hebt die Schultern. Ich merke, dass er nicht mit mir spricht, er beklagt sich nur und murrt, wie es auch mein Vater zu tun pflegte, bevor sein übellauniges Gemurmel in Wahnsinn umschlug. Die Respektlosigkeit des Vergleichs bringt mich zum Lächeln, und ich beiße mir auf die Lippen, um meine Belustigung zu verbergen.
    »Ja«, sagt er säuerlich. »Ihr habt gut lachen.«
    »Wollt Ihr Wein?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. Er hebt das Laken, und sein übler Geruch weht zu mir herüber. Wie ein Bauer, der die Ware auf dem Markt prüfen will, fasst er den Saum meines Nachthemdes, hebt es hoch, rollt es über meine Taille und meine Brüste auf, bis es sich um meinen Hals bauscht. Ich fürchte, dumm auszusehen, wie ein plumper Bauer mit einem unter dem Kinn geknoteten Schal. Meine Wangen brennen vor Scham, als er meine Blöße betrachtet. Doch das stört ihn nicht. Unvermittelt drückt er meine Brüste, fährt mit seiner rauen Hand über meinen Bauch, zwickt mein weiches Fleisch. Ich liege vollkommen still, damit er mich nicht für liederlich hält. Es ist nicht schwer, vor Entsetzen starr zu werden. Welche Frau würde unter solcher Befingerung nicht erstarren? Da habe ich ja schon ein Pferd liebevoller gestreichelt! Mit angestrengtem Grunzen hievt er sich hoch und zwängt mir mit schwerer Hand die Schenkel auseinander. Ich gehorche ihm, ohne einen Laut von mir zu geben. Es ist lebenswichtig, dass er weiß, dass ich ihm gehorche, aber nicht zu begierig erscheine. Er hievt sein ganzes Gewicht auf mich und sackt zwischen meinen Beinen nieder. Zwar stützt er seine Ellenbogen zu beiden Seiten meines Kopfes auf, aber dennoch droht sein schlaffer, großer Bauch mich zu ersticken. Seine fette Brust presst sich auf mein Gesicht. Ich bin eine groß gewachsene Frau, aber unter ihm eine Zwergin. Ich habe Angst, dass er mich ersticken wird, dass ich keine Luft mehr bekomme, es ist fast nicht zu tragen. Der üble Geruch seiner faulen Zähne schlägt mir entgegen. Ich zwinge mich, mein Gesicht nicht zur Seite zu wenden, und halte den Atem an, um seinen Gestank nicht einatmen zu müssen.
    Er greift mit der Hand nach unten und bewegt sie im Takt. Ich habe zugesehen, wie sie es mit den Hengsten in den Dürener Ställen machen, ich weiß genau, was er jetzt tut. Ich drehe schnell den Kopf zur Seite und schnappe nach Luft, dann wappne ich mich für den Schmerz. Er grunzt

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