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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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seinen Mund hungrig auf ihren und seine rechte Hand zwischen ihre Schulterblätter, während die linke ihren Kopf am langen Haar fast grob zurückzog. Seine Zunge fand ihren Weg, erfahren und dreist. Dann bog er ihren ganzen Oberkörper zur Seite, so dass sie gefallen wäre, hätte er sie nicht männlich gehalten.
    Brynja war zu beschäftigt, den Sturm an Gefühlen, der sie durchtoste, zu bändigen, um sich zu wehren - wollte sie überhaupt? Ihre Hände schienen Calder gleichzeitig wegzudrücken und zu sich zu ziehen.
    Mit einem satten Schmatzer ließ der Rebell endlich von ihr ab, und die Umstehenden johlten und applaudierten ihm für die mannhafte Vorstellung. Er verbeugte sich spöttisch dafür.
    Der Prinzessin war nicht nach Applaus, und ihr Blick suchte nach einem schnellen Weg in die Dunkelheit zwischen den Hütten, um sich zu sammeln.
    Stattdessen sah sie Sigfinn.
    Er stand auf der anderen Seite des großen Feuers. Sie
hatte keine Ahnung, wie lange schon, aber seine Augen verrieten, dass er mehr gesehen hatte, als ihm lieb war.
     
    Sigfinn hatte keinen Anspruch auf Brynja, das wusste er. Und er hatte auch kein Recht auf Eifersucht - ein Gefühl, das so neu wie unangenehm für ihn war. Und doch spürte er eine Wut in sich, so stark, dass sie Welten in Brand setzen konnte.
    Er hatte ihr erzählen wollen! Von Worms! Von Siegfried! Endlich eine Ahnung, was geschehen war, endlich eine Gelegenheit, den falschen Lauf der Dinge zu verstehen.
    Der Prinz fand sich an dem Brunnen wieder, aus dem die Rebellen Wasser schöpften. Mit der Faust schlug er gegen den gemauerten Stein, zweimal, dreimal, bis es blutete. Der Schmerz war gerade ausreichend.
    »Sigfinn!«, rief Brynja, als sie ihn so fand, und ihre Augen weiteten sich entsetzt ob des rohen Fleisches an seinen Knöcheln.
    »Geh weg!«, sagte er barsch und wollte es doch nicht.
    »Ich will dir erklären …«, begann sie hilflos, »es ist doch nicht …«
    Ihr kamen nicht die Worte, weil es keine gab. Sie hatte Calder geküsst, und zumindest vor sich selbst gab es keine Möglichkeit, es als unangenehm zu verteufeln. In diesem Augenblick konnte sie noch immer ihr Blut davon brodeln spüren.
    So ließ Brynja von Sigfinn ab, um traurig nach einem Lager zu suchen, auf dem sie Rausch und Verwirrung ausschlafen konnte. Und Sigfinn nahm sich vor, ihr morgen von Worms zu erzählen. Oder übermorgen.
    Danain nahm ihn für die Nacht auf - in seiner Hütte war genügend Platz, seit seine Frau davongelaufen war. Sigfinn
verband sich die verschorften Hände und legte sich auf die Lederriemen, die zwischen das Holzgestänge gespannt waren, den Kopf auf einem zusammengerollten Fell. Draußen am großen Feuer wurde es stiller, und die sterbende Glut ging in der Farbe langsam in die ersten Flammen am Horizont über.
    Der Prinz versuchte zu ordnen, was er von Otker gehört hatte. Es bestand kaum Zweifel, dass seine Geschichten der Wahrheit entsprachen - Barden mochten ihre Erzählungen ausschmücken, doch Lügen widersprachen der Ehre ihres Berufes.
    Siegfried, vom Drachen Fafnir bezwungen? Das ging gegen alles, was Sigfinn wusste, gegen alles, was er zu glauben in der Lage war. Siegfrieds Sieg über das Biest war der Ursprung seiner Familiengeschichte, Keim aller kommenden Heldentaten. Er hatte Burgund gerettet, im Anschluss Xanten und Island. Der Preis war Kriemhilds Hand gewesen - und der Verrat durch Gunther und Hagen die Konsequenz.
    Es knirschte in Sigfinns Gedanken, und mühsam reihten sich die Erkenntnisse aneinander. Wenn Siegfried gefallen war und mit ihm Burgund - dann war endlich verständlich, wie Island so verwaisen konnte und warum die Zeit in Dunkelheit geendet war! Nur ein Münzwurf des Schicksals, eine zufällige Gabelung des Weges …
    Es drängte Sigfinn wieder, Brynja davon zu erzählen, doch er zwang sich, dem nicht nachzugeben.
     
    Calder hatte zur Nacht noch Audes Begehren gestillt und sie das seine. Bei wessen Körper seine Gedanken dabei waren, brauchte die Wahrsagerin nicht zu kümmern. Sie genoss die wilde Entschlossenheit, mit der er sie nahm.
Statt neben ihm zu ruhen, schlich sie aus der Hütte, kaum dass der Anführer der Rebellen eingeschlafen war. In ihr war Unrast und Sorge. Die Steine logen niemals, und sie prophezeiten Feuer und Tod. Das war symbolisch zu verstehen, und sie mühte sich an der Auslegung - ein Angriff durch die Horden-Krieger? Ein Fieber, das die Männer niederwerfen würde?
    Die Nacht war kühl und klärte Audes Kopf ein wenig. Seit

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