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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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mochte diesem Jahrhundert nichts schulden, doch seine Menschen waren immer noch Menschen.
    »Es gibt keinen Grund, sich zu grämen«, hörte er Regins Stimme hinter sich in der Dunkelheit. »Weißt du, wie viele ich begraben habe, gute wie böse Menschen?«
    »Darum geht es nicht«, widersprach Sigfinn. »Das Leid dieser Zeit zu lindern ist mindestens so wichtig wie die Rückkehr in die Welt, wie sie sein sollte. Ich habe mich hinreißen lassen, keine Eile zu verspüren.«
    »Es ist nie zu spät, sich dem Schicksal zu stellen.«
    »Warum hilfst du mir? Seid ihr nicht mehr als alle anderen unsere Feinde?«
    Der Zwerg hob die Schultern. »Freund, Feind - wer kann das schon unterscheiden? Wir lieben das Spiel, doch nicht seine Regeln. Darum rütteln wir gerne an den Fundamenten, beißen in die Wurzeln. Wir nehmen den Menschen, was ihnen gewiss erscheint. Es ist eine noble Aufgabe.«
    In der Ferne sah Sigfinn, wie das kleine brennende Boot
langsam versank. »Aber ihr habt einen Pakt mit Hurgan, der ihm das Reich verspricht.«
    »Er hat das Reich«, sagte Regin. »Und nun ist Stillstand. Schlimmer als ein verlorenes Spiel ist es, wenn das Spiel nicht mehr gespielt wird. Macht wird langweilig, wenn sie unwidersprochen ist.«
    Sigfinn blickte dem kleinen drahtigen Mann fest in die Augen. »Auf wessen Seite wirst du stehen, wenn der Tag kommt?«
    Regin grinste. »Auf der Seite des Spiels.«
    Damit konnte Sigfinn nichts anfangen. Er war auch zu müde, sich die Rätsel des Nibelungen anzuhören. Also nickte er nur und machte sich auf den Weg zurück zu Glismoda.
    Regin blickte ihm nach. Es erfüllte sein Herz mit einer Freude, die eines Nibelungen unwürdig war. Hurgans Pakt mit den Göttern war geschlossen worden, um den Triumph Siegfrieds ungeschehen zu machen, um seine Tapferkeit aus Zeit und Welt zu tilgen. Doch nun war Sigfinn da, und sein Mut brach die Dunkelheit Burants. Er hatte den Willen, und jetzt hatte er auch das Schwert.
    »Siegfried«, flüsterte Regin leise. »Nicht mehr lange, mein guter Siegfried.«
     
    Calder versuchte immer wieder, an Danain zu denken. An seinen unglücklich verstorbenen besten Freund. Daran, dass er nach dem Streit Versöhnung hatte erbitten wollen. Sie waren Gefährten seit Kindestagen gewesen. Doch immer wenn er an Danain denken wollte, fuhr es ihm wie ein Messer in die Stirn, und der Schmerz verbat ihm die Erinnerung. Anfangs kämpfte er noch dagegen an, und das Messer drehte seine Klinge in seinem Kopf, bis er erschöpft
aufgab. Er verbannte Danain aus seinen Gedanken, um dem Schmerz zu entgehen.
    Außerdem hatte er Elsa. Die schöne, sinnliche, kluge Elsa. Sie wusste, was er brauchte und was gut für ihn war. Manchmal, wenn er in seiner Kraft zu übermütig wurde, kratzte sie an der Wunde, die der Horden-Pfeil gebohrt hatte, und leckte dann an seinem Blut. Es war ihm Pein und Ekstase zugleich.
    Die Isländer, so wenige sie waren, hatten ihn schnell als König anerkannt. An einem Abend scherzte er, dass sie selbst einem Ast, der zufällig auf dem Thron gelandet wäre, gehuldigt hätten. Sie dürsteten nach Führung, und Calder gab sie ihnen.
    Auch Fjällhaven hatte ihm schneller ein Bündnis angeboten, als er erwartet hatte. Die Horden hatten sich aus der Hafenstadt fast vollkommen zurückgezogen - etwas trieb sie in Richtung Worms, und niemand wusste, was es war. Die Händler und Söldner aus aller Welt, die an der dänischen Küste gestrandet waren, schlossen sich unter Calders Führung zusammen, um Island mit Waren und Waffen zu versorgen. Dafür bot er ihnen Schutz und das Handwerk seines Volkes.
    Seines Volkes - Calder hatte sich schnell daran gewöhnt, Island als seinen Besitz anzusehen. Es fühlte sich gut an, richtig. Nur manchmal, in mondlosen Nächten, wachte er schweißgebadet auf, als habe er irgendetwas vergessen, irgendwen verraten. Dann sah er auf den Hügeln rund um die Burg schwarze Gestalten stehen, die mit dem Finger auf ihn zeigten. Doch Elsa war nie weit entfernt, um ihn mit zarter Hand zu beruhigen.
    Anfangs hatte Calder sich noch gesorgt, dass Fafnir Island heimsuchen könnte. Dem Drachen war kaum beizukommen,
und eine Insel mit einem Vulkan in der Mitte konnte ihm wohl gefallen. Doch Elsa hatte ihm versichert, dass Fafnir dank ihres Schutzes keine Gefahr darstellte. Calder glaubte ihr das. Natürlich. Warum auch nicht?
    Nun war ein wichtiger Tag gekommen. Die Provinzfürsten von den Reichsgrenzen waren geladen worden - und hatten die Einladung angenommen. Vom

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