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Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin

Titel: Das Erbe der Runen 2 - Die Feuerpriesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ganze Zeit geschwiegen hatte, nun einzuwenden.
    »Ein Tribunal, wie wir es ausgestalten wollten, ist nur dann zweckmäßig, wenn es noch Land gibt, über das es sich zu reden lohnt, und Völker, über die es zu richten gilt«, erwiderte Ylva anstelle der Magun. »Doch das vermögen wir erst zu beurteilen, wenn diesen mutigen Kriegern Erfolg beschieden ist. Bis dahin können wir nur warten und hoffen …«
     

     
    »Vortrefflich!« Mit unverhohlener Begeisterung schaute Vhara in das glutrote Becken, in dem sich ein kleiner, natürlicher See des flüssigen Feuers gebildet hatte. Abseits der wilden Strömung des Wehlfangs bewegte keine Welle die spiegelglatte Oberfläche der glühenden Masse, auf der sich das Bild eines brennenden Gehöfts lebensnah vor dem feurigen Rot des Hintergrunds abzeichnete.
    Lächelnd und majestätisch zugleich strich Vhara mit der Hand über die Szenerie, und der Anblick des brennenden Hofes wich dem einer kleinen Hütte, die lichterloh in Flammen stand. Die Lohen schossen aus dem Dach hervor und leckten gierig an den Zweigen der Tannen, die ihre Äste hoch oben über der Hütte ausbreiteten.
    Mit siegessicherem Blick genoss Vhara den Anblick der Gehöfte, Stallungen und Getreidespeicher, die nacheinander ein Raub der Flammen wurden. Galt es doch vor allem die Vorräte zu vernichten, um die Angehörigen der Vereinigten Stämme durch einen harten, entbehrungsvollen Winter so zu entmutigen, dass sie sich dem dunklen Gott aus der Not heraus zuwandten.
    Wieder und wieder strich die Hohepriesterin mit der Hand über das Becken. Die Bilder wechselten, und was sie erblickte, erfüllte ihr Herz mit Freude und Stolz. Achtundzwanzig Feuer wüteten inzwischen gleichzeitig an den unterschiedlichsten Orten Nymaths.
    »So hat es also begonnen!«, sagte sie selbstzufrieden und löschte mit einer knappen Geste das letzte Bild, ein großes Rund brennender Planwagen, die zu retten mehr als ein Dutzend Männer verzweifelt bemüht waren.
    »Ja, löscht nur eifrig weiter, ihr Narren!« Vhara lachte verächtlich und wandte sich von dem Becken ab, als das Bild verblasste. »Ihr ahnt ja nicht, welch vortrefflichen Dienst ihr mir damit erweist.« Ihr siegessicheres Lachen brach sich an den Höhlenwänden und hallte noch ein Weile in den Gewölben nach, während sie sich voll düsterer Vorfreude auf den Weg machte, um ihre ganz persönliche Rache mithilfe der beiden ihr verbliebenen Feuerkrieger zu beginnen.
     

     
    Die wallenden Nebel über dem unsichtbaren Pfad, der vom Fluss des Lebens auf den Hügel hinaufführte, erzitterten in gespannter Erwartung. Sie ahnten, dass Wundersames hinter dem großen zweiflügeligen Tor vor sich ging, und konnten doch nicht sagen, was es war. Das klagende Seufzen und unheilvolle Rumoren waren verstummt, aber das strahlende Leuchten, das durch die Ritzen und Spalten der gewaltigen Torflügel drang, war keineswegs schwächer geworden.
    Sie sind erwacht! Sie sind zurück!, raunte und wisperte es von allen Seiten, doch nicht alle Körperlosen vermochten diese Hoffnung zu teilen.
    Mit einem dumpfen Seufzer schwang das Tor auf, und das Licht flutete in einer goldenen Woge hinaus in die Dunkelheit. Verwirrt und verängstigt stoben die Nebel auseinander und flohen eilig in die vertraute Düsternis der Schatten. Dort verharrten sie, wispernd, raunend – und abwartend.
     
    Endlich, nach einer Zeit, die in diesen Gefilden keine Bedeutung besaß, rührte sich etwas am Fuße des Berges, dort, wo die Dunkelheit mit dem Flussufer verschmolz. Schritte waren zu vernehmen, und der Atem des Lebens streifte die Körperlosen wie eine willkommene Zärtlichkeit.
    Er ist da!
    Er ist gekommen! , wisperten sie und drängten sich so dicht aneinander wie Dürstende, die sich nach einem Tropfen Wasser sehnen.
    Und dann sahen sie ihn.
    Ihn, der diesen Pfad schon so oft beschritten hatte und den sie voller Sehnsucht erwarteten, weil er stets gekommen war. Ihn, der auch diesmal wieder eine Spur des Lebens, nach der es sie so sehr verlangte, in ihr kaltes Reich trug und der als Einziger geblieben war von denen, die hätten wachen sollen: der Wanderer.
    Wie ein Geist trat er aus den Schatten am Flussufer in die lichtdurchwirkte Helligkeit des unsichtbaren Pfades und begann den steilen Aufstieg mit schnellem, kraftvollem Schritt.
    Das Raunen der Körperlosen, die ihn aus den Schatten heraus beobachteten, begleitete ihn, doch er beachtete es nicht.
    Die Hoffnung war es, die ihn hierher geführt hatte. Anders als

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