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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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bewusst.
    »Wir haben ihn in diesem Winter so gut wie nie gesehen. Aber jetzt ist er da. Stefano, das ist Cari. Endlich lernt ihr euch kennen.«

K
apitel 40

    Cari parkte den schwarzen Ford Ka, den sie vor einem halben Jahr gekauft hatte, am höchsten Punkt der Küstenstraße, dort, wo Marco immer seinen Maserati abgestellt hatte. Tellaro war verkehrsberuhigt, nur die Anwohner durften mit dem Auto hineinfahren. Dies war einer der Gründe, weshalb das Dorf seine beschauliche Atmosphäre bewahrt hatte.
    Sie stieg aus und schloss den Wagen ab. Warum nur erinnerte sie alles und jedes – und jeder Mann, wenn sie an ihre Reaktion auf Stefano gestern Abend dachte – an Marco?
    Sie folgte der Straße in Richtung des an der Kreuzung gelegenen Restaurants und passierte die gebieterisch wirkenden Tore einer der prächtigen Villen Tellaros – die wie üblich von der Straße aus nicht zu sehen war. Zwischen den Pinien und Büschen am Straßenrand glitzerte das stahlblaue Wasser des Golfs von La Spezia. Gestern Abend hatte sie eine Stimme gehört, die wie die seine klang, hatte eine Gestalt gesehen, die seiner ähnelte, und musste immerzu an ihn denken, ob sie nun wollte oder nicht.
    Allerdings kreisten ihre Gedanken auch um etwas anderes, was sich am Vorabend ereignet hatte.
    »Wie wäre es, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen?« Kaum war sie Stefano auf der Terrasse vorgestellt worden, hatte sich Edward wieder zu Cari gesellt und ihr den Arm angeboten. Ihm war genau bewusst, was sie soeben entdeckt hatte, das spürte sie.
    Cari war nervös. Alles war so schnell gegangen, sie hatte noch gar keine Zeit gehabt, die neue Erkenntnis zu verdauen. Sie zögerte. »Im Bademantel?«
    »Wem sollten wir hier schon begegnen?«
    Cari zuckte die Achseln. Wo er Recht hatte …
    Gemeinsam schlugen sie den Weg zu Aurelias geliebtem Labyrinth ein.
    Cari wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Sie hatte sich aufgemacht, ihre Wurzeln zu finden, doch die Lektüre von Tasmins Tagebuch hatte sie beinahe dazu bewogen, diese Suche abzubrechen. Letztendlich konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie nur ein völlig verworrenes Geflecht von Wurzeln gefunden hatte und die Vergangenheit nicht frei von dunklen Flecken war. Sie sollte die Wahrheit lieber ruhen lassen. Am besten wäre es vermutlich, die Herkunft zu ignorieren und sich darauf zu konzentrieren, sich selbst zu verwurzeln, um zu wachsen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren oder einzuknicken. Das war möglich. Und mit der Zeit würde sie sich von der Vergangenheit befreien können.
    Nun jedoch … Anscheinend gab es da einen Mann, den ihre Mutter im Tagebuch kaum erwähnt hatte. Es hatte ihn immer gegeben.
    »Warum?«, fragte sie, als sie außer Hörweite waren, und zog den Bademantel fester um sich. »Warum hast du es mir nicht gesagt?« Obwohl sie sich die Antwort denken konnte.
    Und so war es auch. »Ich musste es deiner Mutter versprechen«, erwiderte er. »Bitte zwinge mich nicht dazu, ins Detail zu gehen …«
    Cari vermutete, dass Tasmin sonst womöglich in einem schlechten Licht erscheinen würde. Schließlich hatte Cari am eigenen Leib erfahren, wie verbissen ihre Mutter hatte sein können, wie sie manchmal davon überzeugt gewesen war, nur ihr Weg sei der einzig richtige.
    »Glaub mir, Cari, es war wichtig, dieses Versprechen zu halten!«
    Im Dunkeln wirkte sein Gesicht grau. Cari konnte nur ahnen, wie viel ihn dieses Versprechen gekostet haben mochte. »Was war damals zwischen euch?«, fragte sie. »Kannst du mir wenigstens das erzählen?«
    Er holte tief Luft. »Du hast doch ihr Tagebuch gelesen, und du weißt, wie schlimm es damals um Richard stand. Du weißt auch, wie abgöttisch sie ihn geliebt hat. Ihm dabei zusehen zu müssen, wie er sich selbst zerstört, hat ihr das Herz gebrochen.«
    Der Boden unter Caris Füßen fühlte sich weich an. Im Unterholz summten Insekten. Die beiden waren am Labyrinth vorbeigegangen und näherten sich dem Tor zum Meer. Cari ließ Edwards Arm los. »Sie war doch fast noch ein Kind«, stieß sie hervor, »ein verzweifeltes Kind.« Cari wollte nicht glauben, dass dieser Mann, den sie inzwischen als Freund betrachtete und der, wie sie nun wusste, ihr Vater war, Tasmins Lage auf diese Weise ausgenutzt hatte.
    »Ich weiß genau, was sie war.« Edwards Stimme wurde laut. »Sie war die verführerischste Frau, die ich jemals gekannt habe. Sie war schön, talentiert und rätselhaft.« Seine Stimme versagte. »Und ich habe nie aufgehört,

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