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Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Töchter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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Fünfzigerjahren, es war 1956 gewesen, tat man so etwas nicht. Selbst in Brighton nicht. Wie einst ihre Mutter saß Aurelia in der Falle. Sie blieb wegen des Kindes. Doch nach diesem Zusammenstoß mit Janey wusste sie, dass sie sich ihm in Zukunft entziehen würde. Richard würde ihre Beziehung eventuell weiterführen wollen, aber etwas in ihr würde sich ihm nie mehr öffnen. Und das würde er niemals ertragen können.
    Aurelia warf einen Blick auf Carmella und wünschte ihr aus vollem Herzen alles Glück dieser Welt.
    Carmella wandte sich Aurelia zu. »Ich habe ganz vergessen, mich bei dir und Enrico zu bedanken«, sagte sie. »Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, was es für mich bedeutet, unseren Hochzeitsempfang nicht in einem Hotel geben zu müssen. Es ist etwas ganz Besonderes. Absolut perfekt.«
    Elenas Gesicht verdunkelte sich. »Setz dich, mein Schatz!«, sagte sie. »Ich habe schlechte Nachrichten.«
    Im selben Augenblick verschwand alles Strahlen aus Carmellas Miene. »Was ist denn? Ist was passiert?«
    Aurelia konnte den Anblick nicht ertragen. Sie schob ihre Kaffeetasse beiseite. »Es ist mir eine Freude. Es wird …« Sie streifte Elena mit einem Blick. »… Leben in das Anwesen bringen.«
    Elena warf ihr einen Blick zu. »Und Enrico?«
    Aurelia zuckte die Schultern. »Er denkt genauso wie ich.« Das war immerhin keine Lüge. Elena drückte ihr die Hand. »Dann ist doch alles gut. Sì? «
    Nein, dachte Aurelia bei sich. Nicht alles. Aber die Feier würde in La Sirena stattfinden. Das war die einzige Lösung. Zumindest bis jetzt.
    »Also, was wolltest du mir erzählen?«, wandte sich Carmella an Elena. »Geht es um das Kleid? Wenn das zu viel ist, könnte ich …«
    »Nein, nein!« Elena brauchte keine zusätzliche Ermutigung. Sie nahm ein Notizbuch aus dem Schreibpult neben ihrem Stuhl. »Alles ist in Ordnung. Aber da du schon mal da bist … Ein paar kleine Änderungen …«
    Carmella war sichtlich erleichtert.
    Genug! »Ich muss noch etwas erledigen.« Mühsam erhob sich Aurelia. Zu Hause würde sie sich wieder Klavierspiel anhören müssen und Enrico würde seine Maske tragen. Im tiefsten Innern ihres Herzens wusste sie, dass es nicht nur um die Hochzeit und La Sirena ging. Sie musste mit Enrico sprechen …
    »Ich habe dich gestört. Tut mir leid.«
    Dabei tat es ihm offenbar gar nicht leid. Aber Cari bemerkte, wie sein Blick das aufgeschlagen auf dem Tisch liegende Tagebuch, die halb leere Kaffeetasse sowie den zurückgeschobenen Stuhl streifte. Außerdem stand auf dem Tisch das Foto der Frau im Garten.
    »Nein, es tut dir nicht leid.« Aber er störte. Sie redete sich erneut zu, er sei doch nur ein Freund, traf ihn aber immer häufiger, wie sie schockiert feststellte – fast so oft wie Dan. Wie war es dazu gekommen? Wie hatte dieser fremde Italiener zunächst ihr Nachbar und so rasch ihr Freund werden können? So konnte es unmöglich weitergehen, oder vielleicht doch? Dan wusste nichts von Marco. Er würde es nicht gutheißen. Mit anderen Worten, wenn sie mit Dan zusammen sein wollte …
    »Du liest.« Marco deutete auf das Tagebuch. Heute trug er dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd ohne Kragen, das seinen dunklen Teint und die schwarzen Locken besonders gut zur Geltung brachte.
    »Das Tagebuch meiner Mutter.« Sie stand auf und holte – ganz selbstverständlich – den Wein. So unkompliziert war es zwischen ihnen.
    Der Abschnitt, den sie gerade gelesen hatte, war allerdings weniger erhellend. Tasmin berichtete von der Begegnung mit Edward anlässlich einer Ausstellung ihres Colleges, in der auch Fotografien von ihr gezeigt wurden. Die Beschreibung klang eher vage – ein älterer Herr, der sich den Künsten und der Jugend verschrieben hatte und ihre Arbeiten so sehr bewunderte, dass er ihr einen Job in seiner Galerie angeboten hatte. Ein freundlicher Mann und zudem großzügig – was Cari jedoch bereits wusste. Es folgte eine lange Zeit ohne Eintragungen, als habe Tasmin ihre Erlebnisse aus dem Gedächtnis tilgen wollen. Ob sie zu schmerzlich waren, als dass ihre Mutter sich daran erinnern wollte?
    Marcos Augen leuchteten. »Wie spannend! Du willst herausfinden, wer sie wirklich war?«
    Cari fühlte sich verstanden. Sie füllte sein Glas mit Rotwein. »Ich komme allmählich dahinter, wie grandios sie sich auf das Versteckspiel verstand«, erklärte sie.
    Er nahm das Glas entgegen. »Alla tua Salute!«
    »Salute!« , antwortete sie, obgleich ihr nicht nach feiern zumute war. Wenn es

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