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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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musste. Wegen des Staubes, den fünfundvierzig Kilometer Regale erzeugten, bekam er keine Luft mehr. Nachdem er sich beruhigt hatte, herrschte wieder Totenstille.
    »Ron«, rief er nun lauter.
    Keine Antwort. Kam das Geräusch der zufallenden Tür von hinten oder von vorn? Schwer zu sagen. Es musste von vorn gekommen sein, beschloss er schließlich. Angestrengt
schaute er den langen Tunnel vor sich entlang und wartete, dass Rons plumpe Gestalt keuchend auftauchte.
    Wieder fiel eine Tür zu. Dieses Mal eindeutig vor ihm. Er ging weiter den Gang entlang und rief erneut Rons Namen. Ihm wurde immer unwohler zumute. Ich hätte oben bleiben und warten sollen, sagte er sich. Die Tür hinter ihm öffnete sich lautlos, trotzdem spürte er, wie muffige Luft zu ihm herüberwehte. Abrupt drehte er sich um.
    »Scheiße!!!«, schrie er.
    Ron ließ die fest an die Brust gedrückten Mikrofilmdosen fallen.
    »Herrgott«, sagte er und griff sich mit der Hand ans Herz.
    Nigel hielt die Hände hoch, mehr aus einem Reflex heraus als aus einem bestimmten Grund. Erst einmal verschlug es beiden Männern die Sprache.
    Dann durchbrach Ron die Stille. »Was, zum Teufel, machen Sie denn hier?«, sagte er. In seinem Gesicht spiegelte sich zuerst Überraschung, dann Wut.
    »Ich hab nach Ihnen gesucht«, stieß Nigel schließlich hervor. »Ich dachte, Sie … Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, was ich dachte.«
    »Scheiße, Mann, Sie haben mich vielleicht erschreckt«, sagte Ron.
    Er bückte sich und sammelte die Mikrofilmdosen wieder ein, Nigel half ihm dabei. Nachdem sie fertig waren, sahen beide sich an.
    »Entschuldigung«, sagte Nigel zerknirscht. »Ich bin etwas nervös. Wie gesagt, ich weiß nicht mehr, was ich mir dabei gedacht hab.«
    Ron zuckte mit den Achseln. »Nun, versprechen Sie mir, dass Sie das Zusammentragen mir überlassen?«

    Nigel nickte.
    Ron übergab ihm die Filme. »Die hier können Sie aber mit nach oben nehmen«, erklärte er. »Danach brauch ich jetzt’ne Fluppe.«
    Nigel machte sich mit den Filmen auf den Weg zurück zum Lesesaal. Zuerst vertiefte er sich in die Evening News und fand über alle Morde Berichte, die immer länger wurden, sobald jemand eine Verbindung zwischen den einzelnen Verbrechen hergestellt hatte. Im Artikel über den dritten Mord und den Schock sowie die Angst, die sich daraufhin in ganz Kensington verbreitet hatten - oder die »Furcht und Bestürzung«, wie die Evening News es ausdrückte -, gab es keine weiteren Einzelheiten über den Fundort der Leiche; berichtet wurde lediglich, dass man sie in der Nähe der Station Notting Hill gefunden hatte. Er prüfte die Ausgabe vom darauffolgenden Tag, um herauszufinden, ob dort noch Genaueres zu lesen stand. Obwohl es einen ausführlichen Bericht über die verängstigten Anwohner vor Ort gab, wurde wieder keine genaue Fundstelle genannt.
    Er legte den Evening Standard ein. Es schien, als hätte ein und derselbe Reporter beide Artikelserien verfasst. Sie glichen einander im Hinblick auf die genannten Details und waren gleich lang. Er studierte alle Artikel, prägte sich jedes einzelne Wort ein, aber es fand sich nichts Neues, das er an Foster hätte weitergeben können. Nigel lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. Er sah auf die Uhr: Eine ganze Stunde war wie im Flug vergangen. Er spürte die altbekannten ersten Anzeichen von Kopfschmerzen, die sich hinter seinen Augen breitmachten, und beschloss, an die frische Luft zu gehen.
    Er gab Ron Bescheid, der wieder zurück an seinem Platz war.

    »Ich komm mit, Kumpel«, sagte Ron freundlich, offenbar hatte er ihm das unbefugte Betreten des Magazins verziehen. »Brauch noch’nen Glimmstängel.«
    Nigel hatte den Mantel angezogen. Ron kam nur im T-Shirt runtergeschlendert. Draußen vor dem Eingang zündete er sich eine Zigarette an, während Nigel beobachtete, wie ein paar Autos vorbeiflitzten. Er hatte keine Lust, sich eine zu drehen, nahm sein Handy aus der Tasche und stellte es an.
    Keine neue Nachricht. Natürlich erwartete er nicht, als Erster benachrichtigt zu werden, falls der Killer verhaftet wurde. »Akku fast leer« blinkte auf dem Display. Er verfluchte sich, weil er am Morgen vergessen hatte, das Handy aufzuladen, und machte es wieder aus, um den letzten Rest von dem Akku nicht zu vergeuden.
    »Wie läuft’s denn?«, fragte Ron. Dabei stieß er eine große Rauchwolke aus.
    Nigel sah ihn entschuldigend an.
    »Ich weiß, Sie dürfen mir keine Einzelheiten erzählen, aber vielleicht doch, ob

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