Das Erbe des Greifen
was geschah: die Katastrophe, der Untergang des Reiches und der Stadt, all das ist nur geschehen, weil ein Mann es nicht vertragen konnte, zurückgewiesen zu werden? Dafür lehnt er sich gegen die göttliche Ordnung auf? Das kann doch nicht wahr sein!«
»Nicht jeder ist wie du, Astrak«, sagte Elyra. Obwohl ihre Augen feucht waren, lächelte sie, dann beugte sie sich vor, um Astrak einen Kuss auf die Wange zu geben. »Ändere dich nie«, fügte sie leise hinzu. »Dann wirst du immer in der Gunst der Göttin stehen.«
»Ich habe nicht vor, mich zu ändern«, meinte Astrak. »Aber eines macht mir Sorgen: In dem Bericht steht, dass Belior sich mit einem Gott verbündet habe. Kann das denn sein?«
»Es ist so«, meldete sich Lenise zu Wort. »Belior ist der dunkle Prinz, er war es, der das Strafgericht der Göttin heraufbeschwor und Verderben über die Stadt und das Reich brachte. Nun greift er erneut nach der Krone.«
»Aber wieso lebt er noch?«
»Denk an Meliande«, sagte Elyra. »Auch sie lebt wieder, weil ein Gott ihr seine Gunst erwies.«
Lenise hob ruckartig den Kopf.
»Die Prinzessin lebt?«, fragte sie überrascht. »Wenn das stimmt, dann besteht Hoffnung, denn Meliande war schon immer stärker als ihr Bruder und wurde ihm von der Göttin vorgezogen!«
Astrak verschluckte sich und hustete.
»Meliande ist die Prinzessin? Beliors Schwester?«, stieß er ungläubig hervor.
»Ja«, antwortete Lenise. »Sie war es auch, die noch vor dem Strafgericht der Göttin Tausenden das Leben rettete, indem sie ihnen befahl, die Stadt zu verlassen.«
»Göttin!«, hauchte Astrak, als sich ihm die Dinge zu einem völlig neuen Bild zusammenfügten.
»Entschuldigt!«, sagte er rasch und verbeugte sich vor den Seras. »Ich muss dringen meinen Vater aufsuchen, er sollte davon erfahren. Wollt Ihr mich begleiten, Sera Lenise?«
»Besser nicht«, antwortete die junge Frau leise. »Mein Anblick würde ihn erschrecken. Ich bin ein Ungeheuer, habt Ihr das vergessen? Nicht weniger verdorben und verdreht, als Trok es ist. Außerdem werde ich bestimmt nicht ohne ihn gehen.«
Astrak lachte. »Ihr unterschätzt meinen Vater«, sagte er grinsend. »Kommt beide mit mir, er wird sich freuen, Euch kennen zu lernen.« Der Sohn des Alchimisten hielt inne. »Und sicherlich möchte er bald Euren Anführer sprechen. Wenn Ihr mich begleitet, könntet Ihr ein solches Treffen vorbereiten.«
»Wäre es nicht besser, dein Vater käme hierher?«, meinte Elyra. »Er muss doch begierig darauf sein, den Tempel zu sehen und vor der Statue der Göttin beten zu können.«
»Ja, da hast du wohl Recht!«, stimmte Astrak zu.
»Dann geh ihn holen. Aber achte gut auf dich.«
»Das werde ich. Was ist mit Euch?«
»Es gibt hier unten noch viel zu tun«, antwortete Elyra. »Und ich haben noch einige Fragen an Lenise.«
»Also gut«, entschied Astrak. »Dann nehme ich Delos und zwei seiner Leute mit und sehe zu, dass wir so schnell wie möglich wieder zurück sind.« Er sah sich in der unterirdischen Kammer um.
»Ich kann noch immer nicht glauben, was wir hier erfahren haben. Aber ich weiß schon, wer uns das alles erklären wird.«
»Verrätst du es uns?«, wollte Elyra wissen.
»Ser Ariel natürlich«, antwortete Astrak. »Ich habe schon immer vermutet, dass er mehr weiß, als er zugibt.«
Elyras Augen weiteten sich.
»Du meinst, er ist der zweite Gesandte der Elfen, der Verlobte der Prinzessin?«
»Kennst du noch andere Elfen, die vom Feuer geblendet wurden und sowohl die Sera Bardin als auch Meliande gut zu kennen scheinen?«, fragte Astrak.
»Also ist die Sera Farindil eine Gesandte der Elfen gewesen?«, folgerte Lamar. »Mehr als das«, antwortete der alte Mann. »Sie ist eine Prinzessin. Ihre Mutter war oder besser ist die Königin der Elfen.«
»Und Ares? Ich meine Ariel?«
»Er ist der Bruder der Sera Farindil. Nachdem sich die Armeen von Menschen und Elfen am Ende des ersten Zeitalters zum letzten Mal gegenübergestanden hatten, verfügte die Göttin, dass fortan eine Prinzessin der Elfen nach Lytar entsandt werden solle, sobald dort ein Prinz alt genug war, um sich zu verbinden. Aus diesem Grund waren Ser Ares und die Sera Farindil in Lytar. Sie sollten durch ihre Vermählung die Bande zwischen Elfen und Menschen fester knüpfen.«
»Ares war also auch ein Prinz?«
»Nein«, sagte der alte Mann. »Bei den Elfen gibt es ein Matriarchat und daher keine männlichen Thronerben.«
»Hhm«, brummte Lamar nachdenklich. »Die Sera
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