Das Erbe des Vaters
Selbstmitleid hinzu. »Mirabel hatte Klasse. Daß ihre Leute Arbeiter waren oder so was, das hat überhaupt keine Rolle gespielt. Sie hatte Klasse.« Sein Blick glitt zu Romy. Dann sagte er: »Na ja, ich will ehrlich mit Ihnen sein, Schätzchen. An Ihrer Stelle hätte ich genauso gehandelt.«
Sie sah ihn verwundert an. »Bitte?«
»Ich meine, ich hätte das gleiche getan. Ich hätte dafür gesorgt, daß Mirabel mir das Hotel hinterläßt.«
»Was? Ich hatte keine Ahnung, daß Mrs. Plummer mir das Hotel hinterlassen würde – ich habe doch nicht geplant –« Sie hatte Mühe, ihre Beherrschung wiederzufinden und den Schock über seine Worte zu verarbeiten. »Was Sie da behaupten, ist nicht wahr.«
»Aber hoppla, Romy.« Mit zusammengekniffenen Augen zog er an seiner Zigarette. »Sie haben bekommen, was Sie immer wollten, oder nicht? Ich habe Sie unterschätzt, mein Kind. Sie sind schlauer, als ich dachte.«
Sie hätte ihm gern den Drink ins Gesicht gekippt wie schon einmal zuvor, aber sie war jetzt älter und klüger; außerdem würde es nur ihr selbst schaden, wenn sie in ihrem eigenen Restaurant derart unangenehmes Aufsehen erregte. Es kam allein darauf an, ihn hier ohne eine große Szene hinauszubugsieren.
Sie holte tief Atem. »Also, was wollten Sie mit mir besprechen?«
»Wer sagt, daß ich mit Ihnen sprechen will?« Seine dunklen Augen fixierten sie. »Das heißt, eines gibt es doch –«
»Bitte«, sagte sie.
»Wenn Sie sich einbilden, ich würde mir das Hotel einfach so wegnehmen lassen, dann sind Sie auf dem Holzweg.« Er beugte sich vor, einen hämischen Ausdruck im Gesicht. »Wenn ich das Trelawney nicht haben kann, dann werde ich verdammt noch mal dafür sorgen, daß Sie es auch nicht behalten.«
Sie mußte sich zusammennehmen, um ihn ihr Frösteln nicht merken zu lassen.
»Es hat von Anfang an Klatsch gegeben«, fuhr er fort. »Alle wußten, daß Mirabel mir das Trelawney hinterlassen wollte. Ich denke, ich werde das Gedächtnis der Leute mal ein bißchen auffrischen … ein bißchen Wirbel machen.« Er stand stolpernd auf. »Ich bin hergekommen, um mit denen da zu reden.« Mit einer weit ausholenden Geste umfaßte er den Saal. »Und was Sie angeht – Sie werden mir jetzt schön zuhören, Romy.«
Seine Stimme schwoll an, während er sprach. Die Leute an den Nachbartischen drehten die Köpfe. Fitzgeralds Grinsen wurde breiter. »Na, da sehen Sie’s, Romy, das interessiert sie doch! Sie sind neugierig. Stimmt’s?« rief er in den Saal. »Ich werde dafür sorgen, daß alle erfahren, was Sie getan haben, Romy Cole. Ich werde dafür sorgen, daß ganz London erfährt, was Sie für eine sind.«
Aller Blicke waren jetzt auf ihn gerichteten. Neugierig starrten die Leute ihn an, beladene Gabeln blieben auf dem Weg zu halbgeöffneten Mündern in der Luft hängen. Auch Romy starrte den Mann an wie gebannt.
Fitzgerald schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich werde ihnen erzählen, wie Sie mir das Trelawney weggeschnappt haben. Ich werde den Leuten erzählen, wie sie mir den Weg zu der Frau versperrt haben, die ich geliebt habe – die mich geliebt hat.«
Er muß sofort verschwinden, dachte sie und bedeutete Terry mit einer Handbewegung, Hilfe zu holen.
Derweilen fuhr Fitzgerald zu sprechen fort. »Soll ich ihnen erzählen, wie Sie Mirabel tyrannisiert haben? Soll ich ihnen erzählen, wie Sie sie gezwungen haben, ihr Testament zu ändern, als sie im Sterben lag?«
Sie schleppten ihn hinaus. Er kämpfte verbissen um jeden Zentimeter Boden. Seine anklagende Stimme schallte durch das ganze Haus, als sie ihn durch den Korridor zerrten. »Soll ich ihnen erzählen, wie Sie eine kranke, alte Frau ausgenützt haben? Soll ich ihnen das mal erzählen, Romy?«
Die Blicke der Gäste folgten ihr, als sie vom Tisch aufstand und aus dem Saal ging. Sie erreichte gerade noch die Damentoilette, bevor sich ihr der Magen umdrehte und sie sich heftig übergab.
Bei Caleb hatten sich Freunde der Harbornes gemeldet, die den Garten ihres Hauses in Norfolk neu anlegen lassen wollten und daran dachten, ihm den Auftrag zu geben. Jack Delafield war Bildhauer; Louise, seine Frau, Töpferin. Das Grundstück war groß, doch es hatte eine ungefällige Form, der Boden war sandig, bröckelig, schwierig zu bearbeiten. »Wir wollen keine Rabatten und Seerosenteiche«, sagte Louise Delafield, als sie ihn durch den Garten führte. »Wir möchten etwas Besonderes. Etwas ganz eigenes.«
An dem Tag, an dem Caleb erfuhr, daß er den
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