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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Auftrag bekommen hatte, fuhr er zum Trelawney. Er mußte seine Freude mit jemandem teilen, und Romy war der Mensch, mit dem er sie am liebsten teilen wollte.
    Es war später Nachmittag, gegen fünf, Romy saß vor einem Berg von Papieren an ihrem Schreibtisch im Büro. Sie zeigte kaum Überraschung über seinen Besuch. Er begann, ihr von seinem neuen Auftrag zu erzählen, merkte aber bald, daß sie höchstens mit halbem Ohr zuhörte, auch wenn sie ab und zu nickte und beifälliges Gemurmel hören ließ. Die Worte blieben in der Luft hängen; er kam sich dumm vor.
    »Entschuldige«, sagte er. »Ich habe dich bei der Arbeit gestört.«
    Sie sah ihn an, einen Ausdruck der Verwirrung in den Augen, als wüßte sie nicht recht, was sie eigentlich tat. »Ach, das macht nichts.«
    »Ich gehe besser. Dann kannst du weitermachen.«
    Sie lächelte zerstreut. Er ging zur Tür. Da sagte sie plötzlich: »Johnnie Fitzgerald war heute hier.«
    Mit einem Ruck drehte er sich um. »Johnnie …?«
    »Er ist wieder da, Caleb.«
    »Und? Das war ja wohl kein Freundschaftsbesuch.«
    Kurzes Kopfschütteln. »Er hat – die schlimmsten Dinge gesagt. Über mich. Vor allen Leuten.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    Sie stand schwerfällig auf. Papiere und Stifte fielen zu Boden, aber sie hob sie nicht auf. »Ich muß an die Luft«, murmelte sie. »Hier kann ich nicht denken.«
    Sie gingen in den Garten. In der Brasserie eilten die Kellner durch den Saal und deckten die Tische. Draußen war es noch warm, ein weißer Schmetterling flatterte zwischen roten Blüten.
    Sie setzten sich auf die schmiedeeiserne Bank am Ende des Gartens.
    »Was hat er gesagt?« fragte Caleb noch einmal.
    »Er hat behauptet, ich hätte Mrs. Plummer dazu gebracht, mir das Hotel zu hinterlassen.« Romy hielt den Blick starr auf die Fenster der Brasserie gerichtet. Die Bewegungen der Menschen hinter den Scheiben waren geräuschlos, wie in einem Traum. »Er hat behauptet, ich hätte sie gezwungen, mir das Hotel zu vermachen.«
    Er sah sie an. »Großer Gott!«
    Romy hatte die Schultern hochgezogen und die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. »Alle haben ihn gehört. Die Gäste, das Personal, alle.« Ihre Stimme war sehr leise geworden, Caleb hatte Mühe, die Worte zu verstehen. »Aber so war es nicht«, sagte sie. »Es war ganz und gar nicht so. Sie wollte ihn nicht mehr sehen. Sie war zu krank, viel zu krank. Und es war schrecklich. Sie so sterben zu sehen …«
    »Wo lebt Fitzgerald jetzt?«
    »Draußen im Haus, nehme ich an. In Mrs. Plummers Haus in Henley. Ich weiß nicht, wo er unterkommt, wenn er in London ist. In seinem Klub vielleicht.« Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Warum interessiert dich das, Caleb? Du hast doch nicht etwa vor, ihm einen Stein ins Fenster zu werfen?«
    »Das wäre gar keine schlechte Idee.«
    »Ich will das nicht«, sagte sie heftig. »Du wirst dich nicht mit ihm anlegen. Versprich mir das.«
    Er tat ihr den Gefallen. Und schwor sich im stillen, dafür zu sorgen, daß Fitzgerald sich mit ihm anlegte, wenn sich eine Gelegenheit ergab.
    »Ich habe erst nach Mrs. Plummers Tod erfahren, daß sie mir das Hotel hinterlassen hatte. Ich hatte keine Ahnung. Ich habe es erst von Mr. Gilfoyle gehört.«
    »Ja«, sagte er. »Natürlich. Mach dir keine Sorgen, Romy. Jeder weiß, daß er lügt.«
    »Fitzgerald hat Freunde. Er hat Beziehungen.«
    »Er hat auch Feinde«, erinnerte er sie.
    »Er verführt die Leute. Nicht nur Frauen. Wenn er sich bemüht und seinen Charme spielen läßt, fällt jeder auf ihn rein. Man glaubt ihm. Ich hätte ihm damals im Pub auch beinahe geglaubt. Einen Moment lang hab ich ihm tatsächlich geglaubt. Mag sein, daß er halb London vor den Kopf gestoßen hat, aber die andere Hälfte findet ihn toll. Und warum sollten die Leute mir glauben und nicht Johnnie Fitzgerald? Schließlich ist er einer von ihnen.« Bedrückt sah sie zu ihren zusammengekrampften Händen hinunter. »Ich habe es mir mal vorgestellt, weißt du. Da ist Johnnie Fitzgerald, Mrs. Plummers langjähriger Geliebter mit den besten Verbindungen. Alle Welt weiß, daß sie ihn vergöttert hat. Und da bin ich, ein Nichts aus dem Nichts, arm wie eine Kirchenmaus, bis mir das Trelawney in den Schoß fällt. Du kannst dir doch denken, wie das wirkt.«
    Das konnte er, ja. Johnnie Fitzgerald mochte ein egozentrischer, habgieriger Schuft sein, aber, wie Romy gesagt hatte, er gehörte hierher, er kannte sich aus. Wohingegen sie, auch wenn sie sich noch so sehr

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