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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Rechten hinsetzen und links war schon das Tischende. Ein Mann setzte sich jedoch bald neben Turgos. Er war nicht alleine und schnell mit seinen Begleitern in ein Gespräch vertieft, nachdem er Turgos freundlich zugenickt hatte, ehe er sich setzte.
    Whenda wusste, dass Turgos sie jetzt darauf angesprochen hätte, dass seine Freude am Essen durch die Vorfreude, die er darauf empfunden hatte, länger andauerte als jene Whendas. Ihre wurde nur durch das Essen selbst genährt , während seine schon mit der Erwartung darauf begonnen hatte. Diesen Umstand hatten sie des Abends an ihrem Lagerfeuer vor einigen Tagen zu ergründen versucht. Turgos meinte, dass die Lebensfreude der Anyanar dadurch getrübt sei, dass sie keine Vorfreude empfanden. Dieses ständige Verlangen nach der Sicherheit der Dinge, die sie immer suchten, hatte ihn angespornt, ein Für und Wider zu ersinnen. Auch Whenda empfand diese Unterhaltungen mit der Zeit als guten Zeitvertreib. Nur war es ihr manchmal nicht so leicht gefallen, tief in ihr Innerstes zu gehen und so viel von sich preiszugeben. Da jedoch auch Turgos mit nichts hinter dem Berg zu halten schien, was die Freuden und Ängste seiner Kindheit und Jugend betraf, erzählte sie ihm auch vieles, was sie noch nie zuvor ausgesprochen hatte. Nur einmal hatten sie seine Worte gekränkt. Auf dem Weg nach Hochstadt waren sie auf spielende Kinder getroffen. Die Kinder schienen ein Spiel zu spielen, in dem eine Gruppe von der Annahme ausgehen musste, dass die anderen Kinder Riesen seien und sie bedrohten. Sie schilderten Whenda und Turgos in allen Einzelheiten die Bösartigkeit dieser Riesen, die sicher bald über sie herfallen würden. Als diese dann kamen, waren es jedoch nur drei Kinder auf Stelzen und Whenda ermahnte sie, solche Spiele zu unterlassen.
    » Es geziemt sich nicht, Böses, wenn auch nur im Spiel, zu ersinnen, welches sich dann über euch hermacht«, ermahnte sie die Kinder. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Turgos etwas genervt zum Himmel blickte, was die Kinder sofort bemerkt hatten. Das Gemüt des Barons schien ihnen das geneigtere der beiden Wanderer zu sein. Whenda schwieg dann auch, denn sie wusste, dass sie nach dieser Aktion von Turgos nicht mehr die Gedanken der Kinder erreichen konnte. Sie hatte Turgos einen bösen Blick zugeworfen und die Kinder hatten schnell, verfolgt von ihren Spielgefährten auf den Stelzen, das Weite gesucht.
    » Schau mich nicht so an«, sagte Turgos. »Lass den Kindern ihr Spiel.«
    Whenda war jedoch noch immer erbost und ehe sie ihm etwas entgegnen konnte, nannte er sie Kinderschreck. Das saß. Turgos konnte nicht wissen, dass sie selbst gerne Kinder gehabt hätte, was ihr nie vergönnt gewesen war. Groß war der Schmerz, den sie darum empfand. Als er ihre Trauer bemerkte, wollte er darum seinen Worten die Schärfe nehmen.
    »Lass sie doch spielen, es sind Kinder, und noch ist die Vorstellungskraft unserer Rasse stark in ihnen. Bald werden sie sie verlieren und ernster werden. Doch ist es nicht das Kindsein, das uns auszeichnet, wenn wir die Welt noch nicht als das erkennen, was sie wirklich ist? Er unterließ es, sie daran zu erinnern, dass sie selbst keine Kindheit erlebt hatte. Und genau das war es dann auch, was sie wieder milde ihm gegenüber stimmte. Denn er wusste anscheinend immer, wie er es anstellen konnte, sie nicht zu verletzen. Das Böse hatte für sie auch einen Schrecken, den er nicht verstehen konnte, noch nicht. Sie wusste nicht einmal mehr zu sagen, ob die Kinder aus ihrem Geschlecht auch solchen Spielen nachgingen. Es war einfach zu lange her, als dass sie es mit Kindern zu tun gehabt hatte. In ihrem Volke waren schon seit vielen Endera, Jahrhunderten, keine neuen Kinder mehr geboren worden. Doch sie mussten erst noch eine Weile des Weges gehen, ehe sie sich wieder zu ihm umwandte und ihn anlächelte. Er schien erleichtert zu sein, doch nahm er ihr Lächeln auch nicht zum Grund, das Thema noch einmal anzusprechen. Und das war gut so.
    Während sie nun die letzten Löffel des vorzüglichen Eintopfs zu sich nahm, sah sie, dass die Schenke bis zum letzten Platz besetzt war. Einige Neuankömmlinge aßen gar im Stehen an der großen Theke. Der Preis, den sie hernach für das Essen und den Wein bezahlen mussten, war um einiges niedriger, als wenn sie das gleiche Mahl in Schwarzenberg genossen hätten. Als sie die Schenke verließen, nahm wieder niemand Notiz von den beiden Reisenden. Turgos wollte noch einmal die Zitadelle der Stadt in

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