Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Bauersleute viel zu tun hatten und ihrer Arbeit nachgehen mussten.
Das kleine Zimmer, in dem Whenda und Turgos die Nacht verbringen wollten, hatte nur ein Bett. Dies war jedoch kein Problem, denn es war nicht klein und das Bettzeug schien frisch gewaschen zu sein.
»Ein kleiner Lichtblick in dieser schmutzigen Stadt«, meinte Whenda, als sie die Decke zurückschlug. Im Zimmer war kein Kamin, doch es war auch nicht kalt. Turgos erinnerte sich, dass der große Kachelofen des Hauses direkt unter ihrem Zimmer war. Sicher war dessen Kamin unter dem Boden des Zimmers hindurchgeführt worden und heizte es so auf. Die Fenster des Raumes waren sehr klein und verhangen, um die Kälte draußen zu halten. Zum ersten Male seit sie unterwegs waren, schickte Whenda sich an, ihre Umhänge, die sie über ihrer Rüstung trug, abzulegen. Turgos hatte dies schon getan und sah ihr auf dem Bett liegend zu. Als Erstes fanden seine Augen ihr Schwert, das sie immer vor ihm verborgen gehalten hatte. Er wusste zwar den Grund nicht, doch Whenda wollte anscheinend nicht, dass er es sehen sollte. Er hatte sie einmal gebeten, es sich ansehen zu dürfen. Whenda lehnte dies jedoch mit dem Hinweis ab, dass es ein sehr altes Stück war und sie es nicht mochte, wenn jemand dessen Klinge oder Knauf berührte. Auch jetzt konnte er nur ein Stück der Scheide erkennen, da sie das Schwert in ein Tuch eingewickelt hatte, das fast jeden Blick darauf verwehrte. Schnell bedeckte sie es wieder mit ihren Übermänteln, als sie es neben sich vor das Bett legte. Whenda sah, wie Turgos sie betrachtete. Seit ihrer Abreise aus Schwarzenberg sah er sie nun zum ersten Mal ohne ihre Überhänge nur in ihrer Rüstung vor sich stehen. Selbst in ihrem Lager an den Taru-Trea hatte sie diese nicht abgelegt. Wenn sie ihre Notdurft verrichten ging oder sich an dem Bach gewaschen hatte, durfte er sie nicht begleiten oder ihr dabei helfen. Und er hatte auch nicht ihr Schwert in Augenschein genommen, das sie dann immer zurückgelassen hatte. In den ersten Tagen nach ihrem Sturz brauchte sie lange, bis sie wieder zum Lager zurückkehrte. Auch die Krücke, die er ihr gemacht hatte, war anfangs keine allzu große Hilfe gewesen.
Als Turgos sie nun in ihrer eng anliegenden Rüstung sah, war er deshalb verblüfft. Er wusste ungefähr, wie diese aussah, denn deren Stiefel hatte er oft betrachtet, da sie ihn nicht über ihren geschwollenen Knöchel ziehen konnte. Aber der Anblick der Anyanar in ihrer Rüstung war doch neu für ihn. Auch in Schwarzenberg hatte sie immer weite Gewänder getragen, die ihre Figur nicht sonderlich betonten. Whendas Körperbau war makellos, wie er immer noch erstaunt feststellte. Turgos stockte der Atem, als sie begann, die Schnüre auf ihrer Brust zu lösen und damit erste Anstalten machte, die Rüstung abzulegen.
»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Baron«, sagte sie in die Stille des Raumes hinein. »Doch in diesem schönen sauberen Bett möchte ich einmal meine Glieder ausstrecken und nicht mit meiner Rüstung schlafen.«
Turgos, der sie immer noch ansah und seinen Blick nicht von Whenda lassen konnte, sagte nichts. Whenda schickte sich nun an, ihren Brustharnisch abzulegen, darunter konnte Turgos ein hellbraunes Untergewand zum Vorschein kommen sehen.
»Ist es in Schwarzenberg Sitte, dass man fremden Frauen beim Entkleiden zusieht, um sich an ihrer Blöße zu ergötzen?«, wollte sie von ihm wissen.
Es dauerte einen Augenblick, bis Turgos diese Worte begriff. Doch als sie dann in seinem Kopfe Anklang fanden, erschrak er. Es schickte sich wirklich nicht, die Frau so zu begaffen, wie er es gerade tat. Schnell wandte er sich ab und sagte: »Verzeih mir, hohe Frau, ich war unverschämt.« Leiser fügte er dann noch hinzu »Denke nicht schlecht von mir, es soll nicht wieder vorkommen.« Er schalt sich für diese Worte, denn damit hatte er ja zugegeben, dass er sie begaffte.
Doch Whenda sah dies nicht als ungebührlich, im Gegenteil. Als er sich nun abrupt von ihr abwandte, fand sie dies sogar lustig. »Weißt du, in meinem Volk sagt man, dass man zuerst gemeinsam in einem Bette liegen sollte, wenn man auch zuvor schon gemeinsam Schweine gehütet hat.«
Diesen Spruch kannte er in ähnlicher Form auch aus Schwarzenberg. »Und wo bitte bekommen wir nun die Schweine her?«, wollte er, noch immer von ihr abgewandt, wissen. Dies nahm dem Moment die Spannung und sie lachten beide. Turgos stand auf und begann ebenfalls, sich seiner Überkleidung zu
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