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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert J. Jesse
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Auch der Rest ihres Körpers schien sehr angespannt und sie war schweißnass im Gesicht und auf den Armen, die unter der Decke hervoschauten. Turgos und Whenda wurde klar, dass Tomur die Gelassenheit, die er an den Tag gelegt hatte, nur spielte. Hier bei seiner Tochter ließ er seinen Tränen freien Lauf und begann leise zu schluchzen.
    Whenda ging zum Bett und hob die Decke über den Füßen des Kindes hoch, damit sie dessen Füße sehen konnte. Sie sah den Verband, den ihr Vater ihr anscheinend aus schmutzigen Lappen am rechten Fuß angelegt hatte. Behutsam öffnete sie ihn und erschrak, als sie den Fuß sah. Doch sie versuchte, keine Miene zu verziehen, und dabei geschäftsmäßig zu wirken. Der schluchzende Mann sollte nicht noch weiter gequält werden. »Wann und wie ist das passiert?« Turgos stand so, dass Whenda den Fuß des Mädchens verdeckte. Er hatte keinerlei Eile, diesen zu sehen. Die Ernsthaftigkeit in Whendas Stimme sprach Bände.
    » Es ist vor ungefähr einer Woche passiert. Beim Spielen hat sie nicht aufgepasst und einer der schweren Wagen, die die Schenken mit Bier beliefern, ist ihr über den Fuß gefahren.« Whenda nickte stumm. Eigentlich war es unerheblich, wie es zu dieser schrecklichen Verletzung gekommen war. Die Zehen des Kindes waren zerquetscht und das Fleisch war bis zu einem Drittel des Fußrückens schwarz angelaufen. An den Rändern des abgestorbenen Gewebes war der Übergang dunkelrot, auch der Rest ihres Fußes war gerötet und Whenda wusste, dass die Entzündung das Mädchen bald töten würde. Sicher war schon ihr Blut vergiftet und vielleicht gab es deshalb keine Rettung mehr.
    Tomos hatte sich nun etwas gefangen. »Ich hatte vor einigen Tagen einen Heiler aus der Stadt hier. Doch der meinte, dass er nichts für Daluna tun könnte. Ich habe ihm sogar meine Ziegen als Bezahlung geboten. Aber er meinte, dass er mich nicht belügen wolle. Und dass, wenn sie kein Fieber bekäme, vielleicht von alleine wieder alles gut werden würde. Doch ihr seht ja selbst, wie es um sie steht. Ich danke euch vielmals«, sagte er, nun wieder seine Tränen unterdrückend, »dass ihr sie euch wenigstens angeschaut habt, doch mehr verlange ich auch nicht von euch. Denn ich weiß, dass sie sterben wird. Dann bin ich alleine.«
    » Wo ist deine Frau?«, fragte Whenda.
    » Sie starb vor fünf Jahren und auch meine anderen beiden Kinder sind schon im Kindbett gestorben. Daluna ist die Einzige, die mir noch geblieben war. Doch nun wird auch sie den Weg alles Irdischen gehen.«
    Turgos wollte nun doch die Verletzung sehen und ging nach vorne. Er war erschüttert, als er den Fuß in Whendas Hand sah. Ihm tat das kleine Mädchen, das mit seinen vom Fieber geröteten Wangen dort auf dem Bett lag und dem Dunkel entgegenblickte, unendlich leid. Er kannte solche Verletzungen. Nicht direkt solche Quetschungen, wie sie das Mädchen erlitten hatte, doch wusste er, dass der Wundbrand schon zu weit fortgeschritten war, als dass es noch eine Hoffnung für das Kind geben konnte. Er wunderte sich nur, dass Whenda die Ränder des abgestorbenen schwarzen Fleisches abtastete. Dann stand sie auf und drehte sich zu ihm um. Sie sah ihm in die Augen und wandte sich dann an Tomos.
    » Wo ist hier in der Nähe der nächste Markt?«
    Der Fischer verstand zuerst nicht, was sie meinte, zu sehr war er in seinem Schmerz um seine Tochter gefangen. Doch dann antwortete er. Sie fragte nach bestimmten Dingen und ob sie dort zu kaufen wären. Als Tomos alles bejahte, sagte sie zu ihm, dass er Turgos den Weg dorthin zeigen solle. Turgos verstand, dass er dort die Dinge, die sie aufgezählt hatte, kaufen sollte. Tomos meinte, dass er leider kein Geld habe, um die Sachen bezahlen zu können. Darauf ging Whenda nicht ein und mahnte zur Eile.
    Als die Männer das Zimmer verlassen hatten, nahm sie ihren Beutel vom Rücken und kramte daraus einen kleineren Beutel hervor. Sorgfältig öffnete sie diesen und einige sehr feine Werkzeuge kamen zum Vorschein. Auch waren dort kleine Fläschchen aus Glas und Stein, von denen sie nun eines vorsichtig öffnete, bevor sie daran roch. Schnell nahm sie den Kopf etwas zurück, denn das Tonikum war genau, wie es sein sollte. Würde es schwächer riechen, dann hätte es nicht die richtige Konzentration und sie hätte davon mehr gebraucht, um das Kind stärker zu betäuben. Sie öffnete der Kleinen vorsichtig den Mund und hielt ihr die Phiole darüber. Ein einzelner dickflüssiger Tropfen fiel in den Mund des

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