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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Mum nickte immerhin.
    Dann hatte ich das also doch richtig verstanden.
    »Aber das ist doch Unsinn.« Florence schob ihren Teller von sich. »Das Haus ist gerade mal groß genug für uns – wo sollten wir da bitte drei zusätzliche Personen unterbringen?«
    »Vier!«, wollte ich sagen. Sie hatte Lottie vergessen. Aber ich bekam nur ein Krächzen heraus – irgendwas hing immer noch in meiner Kehle fest.
    »Das Haus ist riesig, Florence«, sagte Ernest. »Es hat sechs Schlafzimmer. Wenn wir ein bisschen umräumen, wird das alles wunderbar passen. Ich dachte, Grayson nimmt das Giebelzimmer vorne, du bekommst dein altes Zimmer wieder, dann können Mia und Liv sich …«
    »Was?« Florences Stimme jetzt war nicht mehr weit von einem Kreischen entfernt. »Das sind meine Räume unterm Dach – ich werde sie ganz bestimmt nicht abgeben und mir wieder mit Grayson ein Bad teilen. Grayson! Jetzt sag doch auch mal was!«
    Grayson machte ein verwirrtes Gesicht. Er hatte nicht einmal von seinem iPhone aufgeschaut. Das musste man erst mal bringen, während über dem Tisch gerade die Welt unterging. Der hatte vielleicht Nerven! »Ähm … ja«, sagte er. »Warum kann Florence nicht unterm Dach wohnen bleiben? Es sind doch genug Zimmer im ersten Stock.«
    »Sag mal, hast du überhaupt zugehört ?« Florence starrte ihn fassungslos an. »Die wollen hier nächsten Monat einziehen ! Sag ihnen, dass wir keinen Platz für sie haben! Das Giebelzimmer ist Grannys Zimmer, mein altes Zimmer ist Dads Büro, das Eckzimmer ist unser Gästezimmer, und im Einbauschrank von deinem Zimmer habe ich alle meine Wintersachen untergebracht …«
    »Flo, Schätzchen, jetzt hör doch mal zu …« Die Schweißtröpfchen auf Ernests Stirn schienen ein bisschen größer geworden zu sein. »Ich verstehe, dass du das Gefühl hast, dich einschränken zu müssen, aber …«
    »Aber was ?«, fauchte Florence. Bei aller Aufregung konnte ich nicht umhin, ihr dankbar zu sein, dass sie aufgehört hatte, sich erwachsen und höflich zu benehmen. Mit dieser hysterischen Stimme und den vor Wut sprühenden Augen war sie mir gleich viel sympathischer. Mia und ich schauten zwischen ihr und Ernest hin und her wie bei einem Tennismatch, Mum fixierte mit ihren Blicken wieder krampfhaft das Blumenbouquet, und Grayson starrte wie gebannt auf sein iPhone. Vielleicht googelte er ja gerade »Patchworkfamilie« und »Erste Hilfe«.
    »… es wäre ja nicht für immer«, sagte Ernest. »Sieh mal, nächstes Jahr um diese Zeit zieht ihr beiden aus, um irgendwo zu studieren, dann seid ihr höchstens noch in den Semesterferien zu Hause, und …«
    Florence fiel ihm ins Wort: »Und damit du dann nicht alleine bist, holst du dir eine Frau und zwei Ersatzkinder ins Haus? Kannst du damit nicht warten, bis wir weg sind?«
    Ja, oder noch ein paar Jährchen länger.
    Jetzt wurde auch Ernests Stimme kühler. »Ich verstehe, dass du dich erst an diese neue Situation gewöhnen musst, wie wir alle hier. Aber ich habe mich in dieser Sache bereits entschieden.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Wir müssen nur ein bisschen umdisponieren. Wenn Grayson das Giebelzimmer …«
    »… das Granny gehört!« Florence schrie so laut, dass der rote Kater ein paar Meter weiter vom Sofa sprang. Er war ziemlich fett. »Hast du sie schon von deinen Plänen in Kenntnis gesetzt? Natürlich nicht! Sie ist ja praktischerweise auf einer Kreuzfahrt am anderen Ende der Welt und kriegt von alldem nichts mit.«
    »Florence …«
    »Wo soll sie denn schlafen, wenn sie zu Besuch kommt?«
    »Mach dich bitte nicht lächerlich. Eure Großmutter wohnt keine zwanzig Minuten von hier – sie braucht hier überhaupt kein Zimmer, sie kann nach einem Besuch einfach wieder in ihr eigenes Haus fahren … Aber wenn du möchtest, kannst du auch gerne das Giebelzimmer nehmen, dann bleibt Grayson einfach in seinem alten Zimmer, Mia bekommt das Eckzimmer, und für Liv werde ich das Büro räumen.« Ernest lächelte Mum an. »Ich arbeite sowieso viel zu viel, zu Hause werde ich das künftig vermeiden.«
    Mum erwiderte sein Lächeln zaghaft.
    »Moment mal – wenn Liv und Mia auch im ersten Stock wohnen sollen, für wen sind dann meine Zimmer unterm Dach?« Florence sah Mum durchbohrend an. »Für dich etwa?«
    »Nein«, sagte Mum erschrocken. »Ich brauche gar keinen Platz, wirklich, ich bin, was das angeht, äußerst genügsam, ich habe lediglich ein paar Kisten mit Büchern. Nein, euer Vater dachte, die Räume dort

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