Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
aufgebaut und machte einen wirklich verärgerten Eindruck. Ich hatte mich trotzdem noch nie mehr über den Anblick einer Lehrerin gefreut.
    » Pardon , Madame . Liv ist neu und hat so viele Fragen«, sagte Persephone mit einem entschuldigenden Augenaufschlag. »Pssssst, jetzt, Liv«, zischte sie mir dann in Bühnenlautstärke zu. »Wir können nachher weiterreden.« Damit beugte sie sich zu ihren Büchern hinunter, und ich sah erschöpft auf meine Armbanduhr. Wow! Das waren mindestens siebenunddreißig Namen und ebenso viele Fakten in zwei Minuten gewesen. Ich hatte nicht ein Wort davon verstanden. Nur eins wusste ich mit Sicherheit: Mit Emily Dingenskirchens pickligem Bruder würde ich nirgendwo hingehen.

    4. September
    Guten Morgen, meine Lieben!
    Zum Wachwerden gleich mal ein Foto, das ich gerade eben bei den Schließfächern schießen konnte. Voilà – die neue Besitzerin von Spind Nummer 0013.
    Na, wie findet ihr Frognal-Academy-Neuzugang Liv Silber, elfte Klasse? Ihr Vater ist ein bekannter deutscher Atomphysiker, und ihre Mutter, eine Literaturprofessorin mit Lehrauftrag in Oxford, wird demnächst den Vater von Grayson und Florence Spencer ehelichen. Das Zusammenziehen ist jedenfalls für Oktober geplant. Livs kleine Schwester Mia geht in die achte Klasse und hat die gleiche aufregende Haarfarbe. Mondscheinblond nennt man das wohl, und es ist exakt die Farbe der Strähnchen, die sich Hazel-die-ehemalige-Dampfwalze-Pritchard für 90 Pfund beim Friseur hat machen lassen, nur ist es bei den Silber-Schwestern eben Natur und somit ganz umsonst – beneidenswert, nicht wahr, Hazel? Ich hörte schon einige über die Brillen der beiden lästern, aber ich finde sie irgendwie stylisch. Tja, Grayson, dann wirst du wohl demnächst drei Schwestern haben, herzlichen Glückwunsch. Und wie gut, dass Emily nicht so der eifersüchtige Typ ist …

    Nächste Woche startet auch die Basketball-Saison wieder, eine gute Gelegenheit, um sich Arthur und Co mal aus der Nähe anzuschauen. Nachdem die Frognal Flames in der letzten Saison so überragend gespielt und überraschend den Schulpokal gewonnen haben, erwarte ich brechend volle Zuschauertribünen für diese Saison, um unsere Jungs anzufeuern. Diese schlabbrigen Trikots sind zwar aus ästhetischer Sicht wirklich das Letzte (selbst Polo-Uniformen haben mehr Sex-Appeal) – aber ich persönlich freue mich trotzdem auf den verschwitzten Anblick unserer vier Musketiere, Arthur Hamilton, Henry Harper, Grayson Spencer und Drei-Punkte-King Jasper Grant.

    Ich wünsche euch einen schönen Schultag – ach ja, wenn der Tag wirklich schön werden soll, dann kommt Mr Daniels heute besser nicht zu nahe, er hat gestern Abend beim Türken ein halbes Kilo rohe Zwiebeln in seinem Döner versenkt.

    Wir sehen uns
    Eure Secrecy

11.
    Die Bibliothek in der Frognal Academy war mit vierzehn Computerplätzen inklusive Internetzugang ausgestattet, und alle vierzehn Plätze waren leer. Vermutlich, weil außer mir jeder mit Tablets und Smartphones versorgt war und im Fünfminutenrhythmus seinen Facebook-Status aktualisierte. Aber auch sonst war hier um die Mittagszeit nicht viel los, außer der Bibliothekarin saß nur ein kleinerer Junge in einer Ecke und las. Ich wählte einen Bildschirmplatz ganz hinten, der von der Tür aus nicht einsehbar war, nur für den Fall, dass Persephone auf die Idee kam, hier nach mir zu suchen. Sie hatte offenbar beschlossen, von nun an meine Freundin zu sein. Mit plötzlich erwachter Sympathie hatte das nichts zu tun, aber meine Beziehung zur Spencer-Familie glich wohl das Fehlen von Diamantenmine und Diplomateneltern wieder aus. Es war viel schöner gewesen, als sie mich noch ignoriert hatte. Und vor allem ruhiger. Sogar auf die Toilette folgte sie mir, und dabei redete sie ununterbrochen auf mich ein. Unter dem Vorwand, meine Schwester zu suchen, hatte ich mich auf dem Weg in die Cafeteria hierhergeschlichen – lieber verzichtete ich aufs Mittagessen, als noch eine Minute länger in Persephones Gesellschaft zuzubringen.
    Außerdem hatte ich nun eine dreiviertel Stunde lang Zeit für wertvolle Recherchen. Als Erstes wollte ich überprüfen, ob Persephone die Information über unsere bevorstehende Familienzusammenführung wirklich in einem Blog gelesen hatte. Und tatsächlich – die Suchbegriffe Grayson Spencer, Liv Silber und Frognal Academy führten mich direkt auf eine Seite, die sich »Der Frognal Academy Tittle-Tattle-Blog« nannte und von einer gewissen Secrecy

Weitere Kostenlose Bücher