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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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kurzes, eindeutig schadenfrohes Lächeln über Florences Gesicht – leider, leider ausschließlich für die Oberstufenschüler.
    Mum sah aus, als würde sie vor Enttäuschung gleich in Tränen ausbrechen.
    »Jüngere Schüler dürfen nur mit einem älteren Schüler als Tanzpartner zum Ball kommen.« Florences Stimme triefte förmlich vor Bedauern. »Und dummerweise geht Grayson ja schon mit Emily hin.«
    Mum seufzte.
    »Aber mit etwas Glück könnte ich Liv vielleicht einen Ballpartner vermitteln …«, schob Florence hinterher.
    Ja, genau das hatte Persephone vorausgesagt. Und Mum ging Florence natürlich voll in die Falle.
    »Wirklich?«, sagte sie begeistert, und ich sah ihr an, dass sie im Geiste schon das Ballkleid aussuchte. »Liv, Mäuschen, das wäre doch toll!«
    »Hm, schwierig … Emilys Bruder Sam ist noch frei …« Florence legte die Stirn in Falten, als hätte sie diese Überlegung tatsächlich Anstrengung gekostet. »Vielleicht könnte ich ihn ja überreden, Liv mit zum Ball zu nehmen.«
    Genau, Sam. Oder Pickel-Sam, wie Persephone ihn genannt hatte.
    »Aber ich kann natürlich nichts versprechen.«
    Oh, das wurde ja immer besser. Jetzt musste man Pickel-Sam auch noch auf Knien bitten, mit mir auf den Ball zu gehen, vielleicht sogar bestechen.
    »Das klingt nach einer grauenhaften Veranstaltung«, sagte ich mit Nachdruck. »Um eins klarzustellen: Ich würde mich lieber einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung unterziehen, als da hinzugehen.«
    »Liv!«, sagte Mum, und Florence zog pikiert ihre Augenbrauen hoch und murmelte etwas von einem Fuchs und sauren Trauben.
    »Ich hatte schon mal eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung«, sagte Lottie. »Und glaub mir, das willst du nicht erleben.«
    »Eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung?«, wiederholte Charles ungläubig, und Lottie nickte. »Mein Onkel Kurt ist Zahnarzt. Ein schlechter Zahnarzt, ein Geizkragen und ein Sadist.« Mit einem Seitenblick auf Florence beeilte sie sich hinzuzusetzen: »Aber er ist trotzdem kein Nazi.«
    »Dann mögen Sie Zahnärzte wohl nicht besonders?« Charles’ Tonfall klang eindeutig bedauernd. »Ich meine, wenn Sie so schlechte Erfahrungen gemacht haben.«
    Lottie errötete ein bisschen. Sie setzte gerade zu einem einzigartigen Buchstabendrehersatzgebilde an, in dem die Wörter »Zonditoren«, »Kahnärzte« und »Samochisten« vorkamen, als Buttercup sie mit der Schnauze anstupste und damit das Schlimmste verhinderte. Während des Essens hatte Butter sich unter dem Tisch versteckt und den schlafenden Kater mit ängstlichen Blicken fixiert, aber jetzt wollte sie Lottie offensichtlich aus der Patsche helfen, indem sie sie an ihren längst fälligen Mittagsspaziergang erinnerte. Lottie nutzte die Gelegenheit, klappte den Mund zu und schnappte sich die Lundeheine. Sicher war sie der Ansicht, dringend frische Luft zu benötigen. Ein bisschen kaltes Wasser im Gesicht wäre jetzt auch nicht schlecht gewesen.
    Florence blickte ihr nachdenklich hinterher. »Ich finde, sie hat einen komischen Akzent, auch für eine Deutsche«, sagte sie so leise, dass Lottie sie (hoffentlich) nicht hören konnte. »Und welcher Rasse gehört euer Hund eigentlich an?«
    Ich öffnete den Mund, um Lotties Akzent zu verteidigen (sie hatte nämlich gar keinen, wenn sie nicht gerade Buchstaben verdrehte) und sämtliche Rassen aufzuzählen, die sich (mutmaßlich) unter Buttercups Vorfahren befanden (und das war eine lange Liste), als Mia mir ins Wort fiel.
    »Buttercup ist ein Entlebucher Biosphärenhund«, erklärte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Eine sehr seltene und kostbare Rasse Schweizer Hütehunde.«
    Buttercup, die Lottie hinterhergetrippelt war, drehte sich bei diesen Worten noch einmal um und sah so selten und kostbar und niedlich aus wie nur irgend möglich. Lottie, die an der Tür auf sie wartete, ebenfalls.
    »Ganz tolle Hunde«, sagte Charles enthusiastisch.
    Mia beugte sich über ihren Teller und murmelte, glücklicherweise nicht so lautstark wie Mum: »Wir mögen Tierärzte trotzdem lieber.«

17.
    Die Villa von Arthurs Vater entsprach genau der Vorstellung, die ich mir ursprünglich von Ernests Haus gemacht hatte – das kamerabewachte Rolltor an der Straße, der parkähnliche Garten, das säulengestützte Portal, das auch in »Vom Winde verweht« eine tragende Rolle hätte spielen können, und – ehrlich wahr! – ein Springbrunnen in der Eingangshalle. Schwer vorstellbar, dass man hier auch einfach nur wohnen konnte.
    »Sieht aus wie

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