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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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verdient!«
    »Aber … aber … ihr könnt doch nicht einfach … das ist …«, stammelte ich.
    »Ich weiß. An deiner Stelle wäre ich auch überwältigt.« Florence lächelte bescheiden. »Aber nichts zu danken, ich hab das wirklich gern getan.«
    »Man wird eben nur einmal sechzehn«, wiederholte Mum.
    Und Lottie sagte: »Wir freuen uns schon alle so!«
    Ich gab auf. Sie hatten gewonnen. Mit etwas Glück würde es an meinem Geburtstag regnen, und das Picknick würde ins Wasser fallen. Wir waren hier schließlich in England, und es war Herbst.
    »Ich packe dann mal meine Sachen für den Kung-Fu-Unterricht«, sagte ich resigniert.

27.
    Allen Hoffnungen zum Trotz dämmerte an meinem Geburtstag am 30. September ein klarer Herbsttag herauf, mit strahlend blauem Himmel, ein Tag wie aus dem Bilderbuch. In der Sonne erwärmte sich die Luft ab Mittag noch mal auf über fünfundzwanzig Grad, und wir waren wahrhaftig nicht die Einzigen, die auf die Idee mit dem Picknick gekommen waren. Weil Lottie, Florence, Ernest und Mum mit Charles’ Hilfe aber schon seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt waren, den halben Hausstand in den Park zu schaffen, hatten wir uns einen der schönsten Plätze reservieren können, mit einem beeindruckenden Blick hügelabwärts hinunter auf die Stadt. Ich durfte erst kommen, als alles fertig war, und nachdem ich mich aus Persephones inniger Umarmung befreit hatte (ihr Geburtstagsgeschenk war ein Armband mit der Prägung Best friends forever , sie hatte das gleiche), musste ich zugeben, dass sich die Mühe wirklich gelohnt hatte. Das Szenario hätte jeder Hochglanz-Lifestyle-Zeitschrift zur Ehre gereicht, mit dem üppigen Decken- und Kissenlager, den gasgefüllten Luftballons und den Köstlichkeiten, die Lottie kunstvoll auf einem weißgedeckten Gartentisch arrangiert hatte. Es gab sogar eine farblich passende Wimpelkette mit der Aufschrift Sweet Sixteen , die zwischen zwei Bäumen im Wind wehte.
    Na gut, vielleicht hatten sie es hier und da ein bisschen übertrieben.
    »Ach Gottchen«, hörte ich Emily zu Grayson sagen. »Sind das etwa eure silbernen Kerzenleuchter?«
    Yap, waren sie, und der üppige Blumenstrauß steckte in einer Vase aus echtem Kristall. Gegessen wurde vom guten Wedgwood-Porzellan, und in einem silbernen Kühler stand Champagner bereit, den es selbstverständlich aus richtigen Sektgläsern geben würde.
    Grayson rieb sich mit der Hand über die Stirn. »Man wird nur einmal sechzehn«, erklärte er dann. Offensichtlich hatte er Florences Mantra auch schon verinnerlicht. Emily schnaubte abfällig.
    »Ich mag sie nicht«, flüsterte mir Mia zu und stibitzte sich ein Gurkensandwich mit Lachscreme. »Aber ich werde sie gleich mal gezielt mit ein paar Falschinformationen füttern. Wenn etwas davon in den nächsten Tagen im Tittle-Tattle-Blog auftaucht, wissen wir, dass sie Secrecy ist.«
    Ich wollte etwas Zustimmendes erwidern, aber in diesem Augenblick sah ich Charles den Hügel heraufkommen, einen Sonnenschirm unter den Arm geklemmt. Dahinter entdeckte ich Henrys hochgewachsene Gestalt, und mein Magen schlug einen Purzelbaum.
    Ich schluckte. »Fändest du es sehr schlimm, wenn ich nicht mehr immun gegen Jungs, wäre, Mia?« Es war wohl zwecklos, es länger zu leugnen.
    Mia betrachtete mich von der Seite und seufzte. »Ist es denn wenigstens ein gutes Gefühl?«
    Schwer zu sagen. Im Augenblick ja. Einfach nur, weil Henry da vorne auf der Wiese im Sonnenschein direkt auf mich zukam und weil niemand auf der ganzen Welt so lächeln konnte wie er. Und weil …
    »Liv, hör auf damit«, zischte Mia. »Du guckst wie ein verliebtes Schaf!«
    Ich zuckte zusammen. »So schlimm? Das ist ja schrecklich.« Und dann sagte ich etwas, das ich im Laufe des Tages noch sehr bereuen würde: »Sollte ich heute noch mal so gucken, musst du mich sofort anstupsen oder etwas nach mir werfen, versprichst du mir das?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Mia, und weil sie ihre Versprechen immer zu halten pflegte, war ich drei Stunden später um die Rippengegend grün und blau und außerdem nacheinander von diversen Wurfgeschossen getroffen worden: mehreren Kastanien, einer Teelichthülle und einem Blaubeer-Muffin. Oder »Maubeer-Bluffin«, wie Lottie zu sagen pflegte, sobald Charles zuhörte.
    Immer, wenn ich Lottie ansah, wusste ich ganz genau, was Mia mit dem verliebten Schaf gemeint hatte.
    Ansonsten ertappte ich mich dabei, die Picknickparty langsam aber sicher zu genießen. Das Essen war

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