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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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phantastisch, vor allem die Scones und die indischen Curry-Häppchen, die Lottie gezaubert hatte. Dank geschickten Umarrangierens der Sitzordnung (schließlich war ich das Geburtstagskind) war es mir sogar gelungen, Persephone als Bollwerk zwischen Mum und Henry zu platzieren. So konnte Mum Henry keine peinlichen Fragen stellen – oder noch schlimmer, ihm blutige Details von meiner Geburt erzählen. Wobei Henry sowieso völlig fasziniert von Lottie war, wahrscheinlich weil sie der Traumlottie so ähnelte. Beim Personenraten amüsierten wir uns sehr über Ernest, der sich für Winston Churchill hielt, obwohl er in Wirklichkeit Britney Spears war, und Grayson legte als Frodo eine überraschend gekonnte pantomimische Darstellung hin. Wir wälzten uns vor Lachen auf dem Boden, nur Emily nicht. Wie sich herausstellte, kannte die »Der Herr der Ringe« gar nicht, weil sie Fantasy für pure Zeitverschwendung hielt. Ermittlerin Mia Silber war mittlerweile zu der Ansicht gelangt, dass es Emily an Charme und Leichtigkeit fehlte, um die Rolle der Secrecy ausfüllen zu können. Aber vielleicht war das etwas Steife, Spaßbefreite ja auch nur geschickte Tarnung.
    Als anschließend alle » Happy Birthday « für mich sangen, sogar die Leute, die neben uns picknickten, musste ich zugeben, dass es alles in allem ein wirklich gelungener Geburtstag war. Ich würde später nicht vergessen dürfen, Florence dafür zu danken. Obwohl, nun übertrieb sie es schon wieder, indem sie alle zum Krocketspiel hochscheuchte.
    Ich verzichtete und half stattdessen Charles und Lottie, das schmutzige Geschirr zusammenzutragen und in die Kisten zu packen, während Mum und Ernest mit Buttercup eine Runde durch den Park drehten und Mia und Daisy aufdringliche Eichhörnchen mit Apfelstückchen fütterten.
    Charles betrachtete versonnen einen halb angegessenen Blaubeer-Muffin. »Ich habe zwar noch nie etwas von Maubeeren gehört, aber ich liebe sie.«
    »Maubeeren?« Lottie sah ihn verwirrt an. »Kenn ich gar nicht. Aber mein Cousin Golfwang wohnt in einem Ort namens Maubeerhofen.«
    Ich beschloss, die beiden allein zu lassen und lieber die leeren Gläser einzusammeln.
    »Kann ich dir vielleicht helfen?«, erkundigte sich eine Stimme hinter mir, und fast hätte ich vor Schreck ein Champagnerglas fallen gelassen. Wo zur Hölle hatte Henry gelernt, sich so anzuschleichen?
    Er lächelte mich an. »Drüben beim Krocket ist es nicht auszuhalten. Florence pfuscht, Emily nörgelt an Graysons Schlägerhaltung herum, und Persephone hat mir gerade dein Ballkleid beschrieben. In allen Einzelheiten.«
    Ich fühlte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Über den Ball hatte ich noch immer nicht mit ihm geredet …
    »Unglaublich, wie viel Kram an so ein Kleid passt, Taft, Tüll, Perlen, Rüschen, Rosen, vier verschiedene Schattierungen von Rauchblau …« Er sah mich fragend an. »Und was zur Hölle ist eine Duchesse-Linie?«
    »Dass ich ein Ballkleid habe, heißt nicht, dass ich wirklich zu diesem Ball gehen muss«, sagte ich schnell, und als er eine Augenbraue hochzog, setzte ich noch hastiger hinzu: »Es ist nur … weil … Florence hat Mum erzählt, dass du mich gefragt hast … und plötzlich hatte ich dieses Kleid … und ich habe selber keine Ahnung, was Duchesse-Linie bedeutet.« Ich holte tief Luft. Nein, so ging das nicht. »Wie dem auch sei«, versuchte ich einigermaßen würdevoll zu schließen. »Du sollst nur wissen, dass es nichts zu bedeuten hat. Der Ball ist mir wirklich völlig egal.«
    »Das ist ja schade«, sagte Henry. »Weil ich schon den Orden rausgesucht habe, den mein Urgroßvater für Tapferkeit im Angesicht des Feindes verliehen bekommen hat. Grayson ist furchtbar neidisch auf dieses stilechte Accessoire an meinem Frack. Ich und der Mann vom Festtagsmodenverleih haben versucht, ihn zu einem Zylinder zu überreden, damit er sich auch ein bisschen von der Masse abhebt, aber da war nichts zu machen.«
    Ich konnte ihn nur anstarren. Prompt flog mir ein Apfelstückchen an den Kopf.
    »’tschuldige!«, rief Mia.
    »Gehen wir eine Runde spazieren?« Henry hielt mir seine Hand hin, und ich griff danach, bevor Mia ein weiteres Apfelstückchen werfen konnte. Henrys Hand fühlte sich seltsam vertraut und ungewohnt zugleich an. Im Traum war seine körperliche Nähe nicht mal halb so beunruhigend.
    Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinanderher, und ich versuchte, meinen Atem unter Kontrolle zu kriegen. Wir bogen auf einen sandigen Weg ein, der

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