Das erste Gesetz der Magie - 1
und riß seinen Kopf hart nach hinten. Richard wußte genau, was es bedeutete, wenn einem der Kopf auf diese Weise in den Nacken gerissen wurde. Er mußte an die Schmerzen denken, die sie ihm gleich zufügen würde. Die Schmerzen, wenn einem der Strafer ins Ohr geschoben wurde. Er schüttelte sich unbeherrscht, bekam vor Angst keine Luft.
Denna erhob sich von ihrem Stuhl. »Das nicht, Constance.«
Constance blickte ihn mit zusammengebissenen Zähnen an und riß seinen Kopf fester nach hinten. »Wieso nicht? Du hast das doch bestimmt auch gemacht.«
»Ja. Ich will einfach nicht, daß du es tust, das ist alles. Meister Rahl hat noch nicht mit ihm gesprochen. Ich will kein Risiko eingehen.«
Ein Grinsen machte sich auf Constances Gesicht breit. »Laß es uns zusammen machen, Denna, gleichzeitig. Du und ich. Wie früher.«
»Ich hab’ doch gerade gesagt, daß Meister Rahl noch mit ihm sprechen will.«
»Und danach?«
Denna mußte grinsen. »Ich habe diesen Schrei schon lange nicht mehr gehört.« Sie blickte Richard in die Augen. »Wenn Meister Rahl ihn nicht tötet und er nicht vorher schon an … nun, an anderen Dingen stirbt, dann, ja, dann werden wir es tun. Einverstanden? Aber nicht jetzt. Außerdem möchte ich dich bitten, Constance, meine Wünsche bezüglich des Strafers in seinem Ohr zu respektieren.«
Constance nickte und ließ seine Haare los. »Glaub nicht, daß du so einfach davonkommst«, fauchte sie ihn an. »Früher oder später werden wir beide allein sein, und dann werde ich mich mit dir vergnügen.«
Als sie mit seiner Ausbildung fertig waren, gingen sie essen. Richard trottete hinterher, seine Kette war an Dennas Gürtel befestigt. Der Speisesaal wirkte geschmackvoll mit seiner schlichten Eichentäfelung und dem weißen Marmorboden. An verschiedenen Tischen saßen Leute und unterhielten sich leise beim Essen. Denna schnippte mit den Fingern, als sie saß, und zeigte auf den Platz hinter ihrem Stuhl. Diener brachten den beiden Mord-Sith ihr Essen, Richard dagegen bekam nichts. Das Mittagessen bestand aus einer herzhaft aussehenden Suppe, Käse, braunem Brot und Früchten. Der Duft trieb Richard zum Wahnsinn. Fleisch wurde nicht serviert. Mitten beim Essen drehte Denna sich um und teilte ihm mit, er würde deshalb nichts zu essen bekommen, weil er sich am Vormittag zwei Stunden eingehandelt hatte. Wenn er sich benähme, meinte sie, würde er am Abend etwas bekommen.
Der Nachmittag wurde mit andächtigem Gesang und anschließend mit mehreren Stunden Ausbildung verbracht. Denna und Constance teilten sich die Aufgabe. Richard gab sein Bestes, nichts falsch zu machen, und wurde zum Abendessen mit einer Schale Reis und etwas Gemüse belohnt. Nach dem Abendessen folgte eine weitere Andacht und weitere Ausbildung, bis sie sich schließlich von Constance verabschiedeten und Dennas Quartier aufsuchten. Richard war todmüde und konnte vor Schmerzen nur noch gebeugt gehen.
»Ich wünsche ein Bad«, befahl sie. Sie zeigte ihm den an ihr Zimmer angrenzenden Raum. Er war klein und leer bis auf das Seil, an dem die Fesselvorrichtung von der Decke hing, und eine Badewanne in der Ecke. Sie erklärte, der sei für den Fall gedacht, daß er zwischendurch ein wenig ausgebildet werden müsse und sie kein Blut in ihrem Zimmer oder ihn die ganze Nacht über hängen lassen wollte. Sie versprach ihm, er würde in dem kleinen Zimmer eine Menge Zeit zubringen. Sie ließ ihn die Wanne ans Fußende ihres Bettes schleppen. Er nahm den Eimer heraus und bekam Anweisungen, wo das heiße Wasser zu besorgen sei. Er durfte mit niemandem sprechen, nicht einmal, wenn er angesprochen wurde, und mußte hinund zurückrennen, damit ihr Badewasser nicht kalt wurde, bevor es eingefüllt war. Sie erklärte ihm, sollte er ihre Anweisungen nicht aufs genaueste befolgen, würde ihn der magische Schmerz niederstrecken. Sollte sie nach ihm suchen müssen, würde es ihm noch sehr leid tun, sie enttäuscht zu haben.
Er schwor einen feierlichen Eid, zu tun, was sie befahl. Das Wasser mußte er aus einer heißen Quelle in einem weißen, mit Marmorbänken eingefaßten Becken holen, das weit entfernt war. Nachdem er die Wanne endlich gefüllt hatte, war er schweißnaß und erschöpft.
Richard schrubbte ihr den Rücken, während sie in der Wanne saß. Er mußte ihr die Haare bürsten und ihr beim Waschen helfen.
Denna ließ die Arme über den Wannenrand baumeln, legte den Kopf zurück und schloß entspannt die Augen, während er neben ihr kniete
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